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Alt 01.02.2019, 13:00
PatrickC PatrickC ist offline
Kobold
 
Registriert seit: 02.2019
Beiträge: 11
Das Thema ist schon etwas älter, aber ich erlaube mir trotzdem mal, es wieder aufzugreifen:

Zitat:
Zitat von TKarn Beitrag anzeigen
Ich sehe die Charaktere als Rollenspielcharaktere an, dann erstelle ich sie einfach nach dem gewünschten Powerlevel. So weiß ich dann, was ein Charakter kann, ohne danach etwas aus dem Hut zu zaubern.
Als ich angefangen habe zu schreiben habe ich das ähnlich gemacht. Ich denke es hilft tatsächlich, sich vorzustellen, was der Charakter können soll. Wobei man natürlich auch monieren kann, dass Rollenspielsysteme und "Powerlevel" nicht wirklich realitätsnah sind. Hier kommt es darauf an, was du willst: Wenn dir Magie, Kämpfe und Überlebenskünste der Figuren sehr wichtig sind, ist das vielleicht ein guter Ansatzpunkt.

Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass meine Charaktere nach diesem Prinzip sehr flach geworden sind. Ich war so auf ihre Fähigkeiten fokussiert, dass mir ihr Innenleben nicht richtig zugänglich war.

Heute überlege ich mir bei meinen Figuren etwa folgendes:
* Wo kommt die Figur her? d.h. welche Erziehung und Lebenserfahrung hat die Figur. Gibt es einschneidende Lebensereignisse (die halte ich in meinen Notizen fest und bringe sie zu geeigneten Gelegenheiten ein).
* Wo soll die Figur hin? Welche Ziele hat die Figur, welche Ziele hast du mit der Figur?
* Welche Dinge hasst/liebt die Figur? Gibt es etwas, wovor die Figur Angst hat? Gibt es dafür eine Begründung?
* Falls die Protagonisten in einer größeren Gruppe unterwegs sind: Wie ist das Verhältnis untereinander? Meistens mag man manche Leute mehr als andere. Welchen Grund hat das?

Zur Ausgestaltung der Feinheiten überlege ich mir gerne unwichtige Eigenarten und Angewohnheiten, die man beim Schreiben einstreuen kann (dieser Punkt ist vor allem dann nützlich, wenn eine Gruppe von ähnlichen Figuren beschrieben wird, die Gefahr laufen, verwechselt zu werden). Z.B.
* ein Charakter fasst sich immer an Ohr/Haar/Nase an, um seine Unsicherheit zu überspielen
* ein Charakter benutzt ein Wort immer wieder oder spricht überwiegend in kurzen drei- bis vier-Wort-Sätzen
* ein Charakter ist ein bisschen verfressen und erwähnt immer weider, dass man mal eine Pause zum Essen machen könnte

Was hier auch nützlich sein kann ist das Prinzip der Archetypen von Carl Gustav Jung. Natürlich soll man sich nicht sklavisch an Archetypen aufhängen, aber es kann eine interessante Arbeit sein, die Persönlichkeit der Figuren genauer unter die Lupe zu nehmen.

Man sollte sich vor allem vor Augen halten, dass die Figuren noch ein Leben haben, das über die Romanhandlung hinaus geht. Selbst der größte Fantasy-Held wird vielleicht ab und an darüber nachdenken, was seine Familie tut, wie gerne er wieder die Stadt besuchen würde, wo er von seinem Mentor unterwiesen wurde und ob er nicht irgendwann mal sesshaft werden und eine Familie gründen will.


Zitat:
Zitat von PeryRhodan Beitrag anzeigen
Charaktere entstehen bei mir zumeist beim Schreiben. Während der Geschichte entwickelt der Prota Angst vor irgendwas, kann bestimmte Dinge und andere wiederum nicht. Im zweiten, dritten bis zehnten Überarbeirtungsdurchgang schreibst du dass dann in den vorherigen Kapitel mit rein.
Gehst du mit deinen Plots ähnlich um? Ich habe es gerne, wenn die charakterliche Entwicklung meiner Figuren auch zu den Ereignissen passen, die auf sie zukommen (bspw. könnte ein sehr ängstlicher Charakter etwas erleben, das ihn dazu zwingt, sich seinen Ängsten zu stellen und danach ist er entweder gebrochen, weil er scheitert, oder er hat seine Probleme überwunden, weil er erfolgreich war). Ich könnte daher nicht einfach alles auf mich zukommen lassen.
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