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Alt 19.12.2008, 18:15
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Lazarus Lazarus ist offline
Advocatus Diaboli
Drachentoeter
 
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Obwohl Istovir wusste, dass er träumte konnte er mit diesem Wissen überhaupt nichts anfangen. Unfähig sich zu befreien blieb ihn nur eine Möglichkeit, er musste sich den Visionen in seinem Kopf stellen. Und was waren das für seltsame Bilder.

Er stand vollkommen alleine auf einer sturmumtobten Klippe, unter ihm ein feuriger Abgrund aus kochender Lava. Gelbe Schwaden, die stark nach faulen Eiern rochen, wehten von unten zu ihm herauf, auf der andren Seite der Spalte konnte er Khandahur, oder das was davon übrig war, brennen sehn. Alles vernichtet binnen eines Augenblicks. Da vernahm er plötzlich eine Stimme hinter sich, vertraut und unbekannt zu gleich. Irgendwie wusste er, dass es die Stimme des Dämons war:

Kommst du um meinen endgültigen Fall mit anzusehen Aznar?, fragte er ohne sich umzudrehen.

Du irrst dich, ich bin hier um mit dir deinen Triumph zu feiern. Deine Macht ist unvorstellbar Istovir. Du hast das Unmögliche erreicht, ich bin endlich frei und zusammen wird uns nichts mehr aufhalten können. All deine Träume sind in Erfüllung gegangen, du hast deine Feine vernichtet und mehr noch.

Bei dir hört sich das so berauschend an, doch sage mir warum ich nicht glücklich bin?

Du machst dir wahrscheinlich noch immer Vorwürfe, weil du dein Volk verraten hast, doch du irrst dich, die Drow haben ihren Untergang selbst besiegelt, sie waren schon seit Jahrhunderten dem Tod geweiht, ohne es zu wissen.

Sicher haben einige den Tod verdient, doch was ist mit den Unschuldigen? Sicher, ein paar zivile Opfer gibt es immer, aber müssen es gleich tausende sein?

Vergiss sie, sie haben sich nie für dich interessiert, warum solltest du Mitleid mit ihnen haben. Denk nicht darüber nach und komm endlich in meine Arme, mein Held.

Seufzend drehte er sich nach dem Dämon um. Die Gestalt die er erblickte war keineswegs das was er erwartet hatte. Vor ihm stand die bezauberndste Dunkelelfe mit den violettsten Augen, die er jemals gesehen hatte. Ein Blick in die unergründlichen tiefen Spiegel ihrer Seele, und der Magier vergaß alle Hemmungen, stürmisch wollte er sie umarmen, als sich die Szene vor ihm veränderte.

Der Magier stand nun in der Ruine des Hauses Oustyl, direkt vor seinen Füßen lag die Hohepriesterin Talindra am Boden, aus unzähligen Wunden blutend, aber noch immer am Leben.


Es geht mit deinem Haus zu Ende. Nichts wird mehr übrigbleiben an das man sich erinnern könnte. Sag mir was ist das für ein Gefühl zu sterben ohne zu wissen, von wem oder warum man besiegt wurde? Ich werde es dir nämlich nicht verraten.

Mein Tod wird gerächt werden, Orbb'Valsharess wird nicht zulassen, dass du dein Ziel erreichst.

Die Spinnengöttin soll dir helfen?, dass ich nicht lache, meinem Haus hat sie auch nicht geholfen. Vergiss es, die Götter sind auf der Seite der mächtigen. Doch du hast mich jetzt lange genug aufgehalten, Zeit zu sterben.

Gerade als Istovir einen alles vernichtenden Zauber auf die Dunkelelfe vor ihm schleudern wollte, rammte irgendjemand einen Dolch genau zwischen seine Schulterblätter. Blut rann ihm aus dem Mundwinkel, als er sich mit letzter Kraft nach seinem Mörder umdrehte. Völlige Schwärze umgab die Gestalt mit dem Totenkopfgrinsen. Der Lich….wie konnte er nur den Lich vergessen?

Erneut wechselten die Bilder, und er sah sich selbst wie er in Khandahurs Kanalisation herumirrte. Doch irgendetwas stimmte nicht mit ihm, seine Bewegungen waren langsam und abgehackt, so als wäre er nicht mehr Herr seiner eigenen Sinne. Als er näher an sich heran schritt drehte sich die schlurfende Gestalt um. Das tote Fleisch, der lippenlose Mund und die leeren Augenhöhlen, waren grässlich anzusehen, aber bei Weitem nicht das Schlimmste. Maden krochen aus seinem zerstörten Brustkorb und einer seiner Arme fehlte. Dann sprach das Skelett, zu welchem er selbst geworden war, mit Grabesstimme einen einzigen Satz, den es immer und immer wieder wiederholte:


Istovir, du hast versagt, schrecklich versagt.

Dann zersplittere alles um ihn herum und schreiend erwachte er aus seiner Benommenheit, nur um in das Gesicht eines ihm unbekannten Drow zu blicken.
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Endlich jemand der aussieht als ob er helfen könnte. Die ganzen Idioten und Blödmänner hier waren bisher irgendwie keine große Hilfe.
Ich fürchte Ihr habt uns verwechselt. Ich bin Dummkopf, dies ist mein Freund Trottel und hinter mir steht Hirnlos und Stümper. Wie geht es Euch?
(Baldurs Gate)

Ich bin kein Misanthrop, ich hasse einfach nur Menschen (Jochen Malmsheimer)

Geändert von Lazarus (19.12.2008 um 19:16 Uhr)
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