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Alt 05.12.2008, 21:50
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Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
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Ort: Khandahur
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Der Lich bewegte sich durch die weiten verzweigten Korridore des Anwesens mit einer gar dämonischen Geschwindigkeit. Obwohl er nur ging, schien er auch im selben Augenblick zu rennen. Umgeben war dieses uralte Monster von einer Art Nebel. Und alles, was dieser Nebel berührte, erstarrte augenblicklich zu Eis oder gar schlimmeres. Die Eingangshalle war von Feinden getilgt worden, nur noch ihre blanken Knochen steckten in den unangetasteten Uniformen und Rüstungen.
Nichts konnte dieses Wesen aufhalten. Doch die Arroganz der Drow war schier erschreckend, auch wenn sie sahen, wie ihre Brüder und Schwestern unter entsetzlichen Schmerzen starben, so fühlten sie sich zum Bezwinger geboren. Eine groteske Ansicht eines Helden. Und es Deva schon fast eine Befriedigung, wenn er ihnen das selbstgefällige Grinsen aus den Gesicht wischte und statt ihrer eine Fratze aus Angst und Schmerzen malte.
Er blieb kurz stehen und roch etwas in der Luft.
,,FEINDE!" keuchte er mit eiskalter Stimme und ging die weit ausgewogene Treppe mit den roten Teppich hinauf. Das Geländer bestand aus Goldüberzogenen Holz. Es war ein majestätischer Anblick, aber für so was hatte er kein Interesse. Deva war ein Lich und somit eine Macht im Totenreich. Eine von vielen, die die Befehle des Lichlords ausführte. Genau wie es in der Welt der Sterblichen, Könige und Kaiser gab, so gab es diese auch im Totenreich. Nur mit den signifikanten Unterschied, dass der Wille des Lichlords Gesetz war. In dieser Realität war er jedoch der Diener einer Sterblichen. Einer Drow. Viele hatten ihn beschworen, jedoch nie eine Drow. Das Zeichen für einen Wandel war gekommen. Die große Ära der Drachen war vorbei. Nun galt das Gesetz der neuen Welt. Der jungen Völker.
Er erreichte die letzte Stufe und bog in einen weiteren Korridor ab, der zur Galerie führte. Dort spürte er Leben und Tod. Ein Duett. Wie ein Tanz. Das schwindende Leben langsam in die Hände des Todes glitt. Eine vollendete Symphonie.
Plötzlich schoss aus einem der verwinkelten Seitengänge der Galerie zwei vermummte Gestalten. Sie trugen vergiftete Klingen und an ihren Körper konnte der Lich Gegenstände der Magie spüren.
Fauchend wich er ein paar Schritte zurück, aber zu spät, die beiden Gesellen griffen ihn mit mehreren Wurfmessern an, die allesamt wirkungslos in der Kutte des Lichs stecken blieben und anschließend klirrend auf den Parkettboden landeten. . Die Vermummten waren irritiert. Scheinbar hatten sie bereits mit den Tod ihres Gegenüber gerechnet, aber dem war nicht so. Deva konnte man nicht durch kalten Stahl umbringen oder durch Magie. Keine Macht auf dieser Welt konnte dies. Er war an seine Herrin gebunden und würde solange auf dieser Ebene der Wirklichkeit existieren, bis sie stirbt.
Plötzlich fiel Deva ein Zeichen dieser verhüllten Gestalten auf. Es wurde auf eine goldene, kleine Platte gedruckt und anschließend in den Stoff genäht. Es gehörte nicht zum Haus Oustyl.
,,Möge eure Seelen, eure Mörder sein." zischte der Lich und hob kurz beide Arme in die Luft.
Plötzlich blieben die beiden Gestalten stehen und zuckten. Erst leicht und dann immer heftiger. Sie fielen zu Boden und krümmten sich zusammen wie ein Fötus. Der Stoff um ihren Mund wurde nass von ihren Speichel und ein seltsamer weißer Rauch entstieg ihren Kehlen.
,,TOD!" kreischte Deva. Ein entsetzliches Heulen, dass kein sterblich Ohr je vernommen hatte, erfüllte die gesamte Galerie. Die beiden Vermummten lagen am Boden und rührten sich nicht mehr. Sie waren vernichtet worden. Der Lich hatte ihre Seelen förmlich zerfetzt. Ein schrecklicher Tod.
Deva betrachtete kurz sein Werk und wollte gerade weiter gehen, als er plötzlich eine Aura vernahm.
Rasch drehte er sich um und sah einen gepanzerten Mann. Ja, erinnerte sich der Lich. Es war ebenfalls ein Diener seiner Gebieterin.
,,Beeindruckend. Ich habe keine Ahnung, was du bist, aber scheinbar bist du auf unserer Seite." schritt der Hauptmann an ihm vorbei, ohne Angst zu zeigen. Das nämlich hätte der Lich bemerkt. Deva konnte die Aura eines jeden lebenden Wesens sehen und auch deren Absichten erkennen. Allerdings nur wenn sie offen ausgestrahlt wurde und nicht unterdrückt. Nicht viele Lebewesen konnten ihre Emotionen steuern, was es ihm natürlich leicht machte, in die Herzen aller Feinde zu blicken.
Dieser Krieger imponierte ihn. Er strahlte keine Angst mehr, sondern etwas sehr seltenes. Ehre. Ein äußerst seltene Aura.
Dreth hatte sich bereits über die zusammengekrümmten Leichen gebückt und murmelt etwas.
,,Assassinen. Das war obligatorisch." entfernte er den Stoff um den Kopf eines der Assassinen und wurde blass. In das Gesicht des Toten war der Schrecken gezeichnet worden. Den Mund bis zum Anschlag zu einem Schrei aufgerissen, die Augen schneeweiß und die Haut war bleich wie frisch gefallener Schnee. Das war seltsam. Eine weiße Haut? Drow hatte eine nachtschwarze Haut. Was hatte der Lich mit ihnen gemacht.
Wenn er genau darüber nachdachte, wollte er es eigentlich gar nicht wissen. Mit manchen Fragen sollte man nicht seine Seele belasten. Wenn es Kämpfer gewesen wären, hätte Dreth vielleicht etwas Mitleid gezeigt, aber dies waren Assassinen. Ehrloses Geschmeiß. Feige. Nein, sie hatten ihr Schicksal verdient und vielleicht auch schlimmeres. Ihre Ankunft ließ allerdings auf nichts Gutes schließen. Hier oben befand sich der Fluchttunnel.
,,Ihr seid etwas Besonderes." raunte Deva unter seiner dunklen Kapuze hervor und schreckte dabei den merklich perplexen Hauptmann auf.
,,Ihr könnt reden? Und was meint ihr?" wollte Dreth wissen. Der Drow war vorsichtig. Mit einer Hand hielt er den Griff seines Schwertes fest, bereit es aus der Scheide zu ziehen und sich zu wehren.
,,Ich kann eure Seele sehen. Fleisch, Knochen und Metall schützen die Hülle, aber nicht die Seele. Ihr erstrahlt im inneren Licht. Ich habe schon Millionen von Seelen gesehen und selten war mir der Anblick einer strahlenden Seele vergönnt. Die meisten sind schwarz, verdorben von übertriebenen Eifer, von falschen Hoffnungen oder sinnlosen Zielen. Ihr hingegen glaubt an eure Aufgabe, vielmehr lebt ihr sie. Es ist wirklich verwunderlich, wie ihr für eine solch finstere Seele wie die eurer Herrin arbeiten könnt. Vielleicht ist das der tiefere Sinn. Das Gleichgewicht. ....." begann der Lich in seine Überlegung abzudriften und ignorierte den Hauptmann nun komplett.
,,Ihr dient auch meiner Herrin, was unterscheidet euch von mir!" erhob Dreth wütend und stampfte sogar auf den Parkettboden auf.
,,Ich diene, weil ich muss. Mein Wille ist jedoch frei. Ihr hingegen befindet euch an einer Kette. Die Zeit wird zeigen, ob ihr sie zerreißt oder nicht. Meine Aufgabe ist erfüllt. Die Angreifer sind tot. Ich spüre keine feindliche Aura mehr. Vielmehr auch kein Leben. Hier ist alles tot." drehte sich der Lich schlagartig um und wandte sich den Treppengeländer zu. Als er dieses berührte, bildete sich auf der goldenen Oberfläche eine glasige Eisschicht.
Dieses Ding war wirklich unheimlich. Anfangs hatte Dreth es für eine Art Zombie gehalten, aber es war intelligent. Möglicherweise hatte es sogar die Wahrheit gesagt, aber das durfte ihn jetzt nicht kümmern. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Die Familie Oustyl musste vernichtet werden, ebenso ihre Wächter. Flinken Fußes eilte er den Gang der Galerie entlang.....
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