Einzelnen Beitrag anzeigen
  #38  
Alt 16.11.2012, 19:34
Avana Avana ist offline
ist nicht mehr hier*freu*
Inspirator aller Magier
 
Registriert seit: 09.2012
Beiträge: 1.559
Was sind Lieblingsbücher? Bücher, die man nicht nur einmal liest? M. E. ja... Dies ist eines meiner Lieblingsbücher...eines unter Vielen...

Das Bildnis des Dorian Gray

Inhalt

Für den Maler Basil Hallward verkörpert Dorian Gray die unvergleichliche Muse, die ihm als Künstler zu voller Blüte verhilft und ihm Genialität einflößt. Lord Henry erscheint dieser anmutige Jüngling wie ein hohles Gefäß von vollendeter Form, das darauf wartet, geöffnet und von Leben erfüllt zu werden. Basil betet Dorian als den Inbegriff von Aufrichtigkeit, Tugend und vollendeter Schönheit an. Für Lord Henry ist er hauptsächlich ein sehr interessantes Experiment.

Von der Ausstrahlung seines jungen Freundes geblendet und ihm völlig ergeben, überschüttet Basil ihn mit einer Flut an Komplimenten. Scharfzüngig, mit herrlich extremen Aussagen und provozierenden Thesen, versetzt Lord Henry den noch schlummernden Geist Dorians mit seinen paradoxen Philosophien in Aufruhr. Basil, von Dorians scharlachroten Lippen, den goldenen Haarwellen und den weiten blauen Augen betört, versucht, seine einzigartige Schönheit in einem großen Kunstwerk zu verewigen. Lord Henry, von seiner Unwissenheit und Formbarkeit angetan, verhilft ihm mit messerscharfem Geist und hypnotischer Redegewandtheit zu einer zweifelhaften Bewußtheit. Dorian Gray erschauert, als er sich auf dem fertiggestellten Gemälde erblickt, und in seinem Entzücken über sich selbst richtet er einen wahnwitzigen und folgenschweren Wunsch an das Universum: Möge er in Wirklichkeit immer so jung und schön bleiben wie auf diesem Porträt. Stattdessen solle das Bild für ihn altern. Sein Gebet wird auf mystische Weise erhört. Dorian, vergiftet durch den schlechten Einfluß von Lord Henry und eines Romans, den dieser ihm zu lesen gibt, gerät immer mehr zum Opfer seiner innersten Abgründe. Nach außen hin bleibt er makellos, doch sein Porträt, das er voller Furcht vor Entdeckung in einem verstaubten Zimmer auf dem Dachboden versteckt, offenbart ihm die Verfehlungen seiner Seele erbarmungslos und auf gräßlichste Weise.


Angeregt durch den Film habe ich dieses Buch noch einmal aus dem Bücherschrank genommen und nach Jahren wieder gelesen.

An alle, die den Film nicht mochten... Ihr habt Recht, er wird dem Buch in keiner Weise gerecht.

Da ist erstmal Oscar Wildes unvergleichlicher Wortwitz, seine Fähigkeit, gesellschaftliche Eigenheiten und Seltsamkeiten auf verschleiert-zynische Art aufs Korn zu nehmen und auf den Punkt zu bringen.
Die Bonmots und herrlichen Wortspiele sind zahlreich und selten in so perfekter Form in einem Werk anzutreffen. Dieses Buch ist Weltliteratur und wird noch die Leserschaft begeistern, wenn von dem entstandenen Film kein Mensch mehr reden und kein Hahn mehr danach krähen wird.

Und wer nur ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen vermag, der wird Wildes Anspielungen auf Homosexualität ohne Mühe entdecken. Schreiben durfte der Autor damals ja nicht offen darüber, die Gesellschaft war viel zu verklemmt.

Und nun werde ich mir die englische Ausgabe besorgen, um Wildes Sprache noch mehr genießen zu können.

Geändert von Avana (16.11.2012 um 20:34 Uhr) Grund: Wortergänzung
Mit Zitat antworten