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Alt 08.01.2010, 06:42
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Bardin Bardin ist offline
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Fortsetzung

Neugierig sah sie ihn an und wartete darauf, dass etwas passierte. Doch nichts geschah.
Erstaunt sah sie sich um und blickte dann wieder auf ihren Bruder. Dieser hatte sich nicht gerührt. Ihre Magie, die erst vor so kurzem begonnen hatte sich zu regen, meldete ihr eine leichte Bewegung, wie vielleicht ein sanftes Vibrieren der Luft. Sie streifte nur den äußersten Bereich ihres Bewusstseins, kaum wahrnehmbar, doch Estana konnte bemerkte die Veränderung trotzdem.
Sie wartete, neugierig auf das, was Krejan einfallen würde.
Dann auf einmal fuhr ihr Bett in die Höhe. Estana keuchte erstaunt auf – und fluchte, als sie bemerkte, dass ihre Konzentration nachgelassen hatte. Das Pferdchen löste sich in blauen Nebel auf und verschwand.
Verärgert sah sie nach Krejan, der inzwischen aufgestanden war und mit verschränkten Armen vor ihr stand. Da ihr Bett mit einigem Abstand über dem Boden schwebte, waren sie genau auf Augenhöhe.
Doch Estana sah ihm nicht in die Augen, sondern blickte an ihm vorbei.
Sie konzentrierte sich. Erneuert fühlte sie der Magie in ihrem Inneren nach, zwang sie mit ihren Gedanken und lenkte diese auf Krejans Bett. In ihrer Vorstellung hob sich das Bett langsam in die Luft. Sie konnte fühlen, wie die Magie dieses Bild auf das Bett übertrug, es mit der Vorstellung umhüllte und der Wirklichkeit ihren Willen aufzwang.
Und tatsächlich: Das Bett scharrte kurz über den Boden, um sich dann wenige Fingerbreit über den Boden zu heben.
Obwohl Estana keine Muskeln dafür anstrengen musste, verkrampfte sie sich doch. Verärgert biss sie die Zähne zusammen. Das Bett sah eigentlich leicht aus und wäre mit dem Körper auch sicher wesentlich leichter zu heben gewesen als mit Magie.
Sie verstärkte die Magie, trieb das Bett in ihren Gedanken noch höher in die Luft, und rang dem Bett auf der anderen Seite des Zimmers damit einen weiteren Fingerbreit ab. Doch damit war sie am Ende ihrer Kräfte angelangt.
Das Bett dennoch mit eisernem Willen in der Höhe haltend schaute sie ihren Bruder an. Er sah entspannt aus, doch sie konnte ein paar Schweißperlen auf seiner Stirn erkennen.
Ihr eigenes Bett schwankte. Entesetzt wurde ihr bewusst, was passieren würde, doch durch die gedankliche Anstrengung waren ihre Muskeln wie gelähmt.
Krejan verlor die Kontrolle, und Estanas Bett fiel mit einem Krachen zurück auf den Boden, kurz gefolgt von dem ein wenig leiseren Krachen des anderen Bettes.
In der plötzlichen Stille darauf sahen sich die Zwillinge erschrocken an und spitzten die Ohren.
Von s’Ochenon und dem Ehepaar war kein Laut zu hören.
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Allein die Existenz von irgendetwas ist das größte Wunder; die Materie, die sich selber formt, das größte Geschenk; die Materie aber, die auf sich selbst herabblickt und denkt, das größte Paradoxon.

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Geändert von Bardin (08.09.2010 um 19:13 Uhr)
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