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Alt 01.02.2019, 13:05
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_drachenkind _drachenkind ist offline
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Hueter des heiligen Grals
 
Registriert seit: 01.2019
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Bin der Meinung, dass am Anfang der Charakter-Entwicklung erst einmal klar sein muss, wofür man sie entwickelt und was das Ziel des Gesamt-Werkes ist.

Ich versuche, es kurz zu fassen :)

  1. Was ist das Ziel des Gesamt-Werkes?
  2. Wie viel Zeit ist vorhanden für die Entwicklung?
  3. Wie groß ist der Kontext, in welchem eine Figur agiert?
  4. Zielgruppe (geht auch zusammen mit Punkt 1) ?

Zu Punkt 1:
Willst du unterhalten? Willst du maximal verkaufen? Willst du was Neues probieren? Willst du aus Prinzip Alt-bekanntes verwerfen? Willst du herausfordern (intellektuell / stilistisch / etc. )? Willst du einfach nur spannende Charaktere haben? Willst du "lediglich" die Geschichte voranbringen? Kann man noch viel mehr Fragen der Art stellen.

Zu Punkt 2:
Leicht erklärt. Sitzt dir ein Verlag im Nacken oder hast du dir selbst eine Deadline gesetzt? Bist du schnell oder langsam? Steht der Rest des Gesamt-Konzeptes?

Zu Punkt 3:
Wie weit reicht der Einfluss einer Figur? Klassischer Statist oder Hauptfigur oder was Anderes ... Lebensdauer? Wird man jemals mehr erfahren als im Moment der ersten Erwähnung / Bekanntschaft? Muss man das?

Zu punkt 4:
An Punkt 1 angeknüpft, aber "nur" hier geht es dann um Alter der Zielgruppe und um Dinge wie Aufmerksamkeits-Spanne, eigene Reife und dergleichen. Einen wahnsinnig tollen Charakter zu bauen, den dein Publikum einfach "noch" nicht begreifen kann, ist leider Zeitverschwendung, wenn er/sie dann auch noch vorher draufgeht oder nicht in einer langen Geschichte vertraut werden oder entschlüsselt werden kann. Darfst du dir ein Übermaß an Klischees und Berechenbarkeit leisten, weils dein Publikum Null interessiert und andere Dinge wichtiger sind? etc.


Ganz wichtig: Eigene Ansprüche vs. Notwendigkeit für das gegebene Ziel. Ein Ziel MUSS es geben. Das Ziel darf auch heißen: Alles passiert eben, mal sehen, wo das hinführt ... Aber man muss es wissen und ehrlich damit umgehen.

Erschafft man Sklaven der eigenen Idee? Oder lässt man es zu, dass sich das Leben einer Figur ganz anders entfaltet als geplant?

Wie viel Erfahrung hat man selbst mit dem oder von dem, worüber man schreibt? Reichen Recherchen im Internet aus oder sollte man lieber mal aufstehen und nach draußen gehen? Wie hoch ist der Anspruch überhaupt (wieder Punkt 1 und 4).

Und, ganz wichtig: Wie viel Empathie hat man selbst? Denn wer in dem Bereich nicht ganz so gut gut aufgestellt ist, aus welchem Grund auch immer, der/die sollte sich nicht einreden, großartige Charaktere entwickeln zu können, ohne alles rein logisch und statistisch anzugehen. Was auch in Ordnung ist und zu tollen Ergebnissen führen kann. Aber dann wird es wirklich schwierig (je nach Anspruch natürlich).
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ISBN: 9783742760272
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