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Alt 31.01.2019, 14:51
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_drachenkind _drachenkind ist offline
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Hueter des heiligen Grals
 
Registriert seit: 01.2019
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Jeder hat das Recht, über das eigene Leben und somit auch den eigenen Tod zu entscheiden. Wir müssen in unseren Leben so einiges hinnehmen, was wir aus moralischen / ethischen / rechtlichen Gründen nicht ändern dürfen. Wobei all diese drei Kategorien selbstgemachte Grenzen sind.

Ich erinnere mal an einen gewissen Piloten, der einen vollbesetzten Linienflieger ins Gebirge gerammt hat (dieses Beispiel, um Politik außen vor zu lassen). Indiskutabel verkehrt (im Rahmen von Ethik / Moral).

Wäre er nun alleine im Flieger gewesen? Trotzdem verkehrt (rechtlich). Denn die Maschine gehört ja auch jemandem (Sachschaden, bzw. Totalschaden + "unsachgemäße Entsorgung" von Giftstoffen).

Hätte er sich "irgendwie" umgebracht, ohne andere mitzureißen oder materielle Schäden zu verursachen: Seine Entscheidung!

Wollen wir denn Menschen, die am Rauchen sterben, ganz lange hassen, weil sie geraucht und uns zurückgelassen haben? Wie egoistisch ist das denn :) Da wäre es "besser", sie zu hassen, weil sie Luft und Umwelt verpesten und anderen ihren Qualm aufzwingen und somit wirklich selbst schädlich egoistisch sind, ganz bewusst. Natürlich sind nicht nur manche Raucher so.

Was wäre, falls es nicht um psychische Ursachen ginge, sondern tatsächlich rein körperliche? Kerngesund heute, morgen schwerstbehinderter Pflegefall? Gefangen im eigenen Körper? KEINE (definitiv KEINE) Chance auf Heilung des Körpers, aber klarer Geist? Nicht jeder ist ein Stephen Hawking, der den Körper nicht braucht, um seinem Streben nachzukommen und zu tun, was er tun will.

Was wäre, falls man überzeugt ist, andere zu entlasten (Folge aus dem Beispiel Behinderung) ?

Es gibt doch so viele Facetten bei dem Thema :( Es auf "Mutig oder feige" zu reduzieren ist (meiner Meinung nach) fahrlässig. Aber auf jeden Fall ein toller Anstoß für spannende Diskussionen.

Meine Meinung zu Mut: Hast du Angst vor dem Tod oder nur davor, dass es wehtun könnte? Schmerzen lassen sich vermeiden. Und irgendwann ist die Grenze zwischen "Mut" und "Übermut / bescheuert" ganz schnell aufgelöst.

Davon abgesehen bedeutet Mut ja auch immer eine Form von Entscheidung / wählen. Es gibt Momente, da wählt man nicht. Shit happens. Wurde hier ja auch schon geschrieben: Kurzschlusshandlung und so. Aber darüber hinaus kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mich schon in Situationen gefunden habe, die ich so nicht gewählt hätte. Man ist eben nicht allein auf dem Planeten und alles um einen herum verändert sich und kann Einfluss nehmen. Und dann ist da noch die fast anmaßende Idee, dass man sich selbst IMMER im Griff hat und zweifelsfrei durschaut. Es ist unwahrscheinlich, um das mal vorsichtig zu formulieren.

Feigheit: Schwierig.

Mein persönliches Fazit: Mutig oder Feige? Das ist sowas von egal in diesem Zusammenhang :) Am Ende zählt das Ergebnis.

Sorry für den langen Beitrag :/


edit:
Ich denke, Mut zeigt sich vor allem bei denen in der Umgebung. Hat man den Mut, zu jemandem zu halten, der Selbstmordgedanken hat? Hat man den Mut, zu konfrontieren? Hat man den Mut, sich selbst ein Stück weit zu gefährden (innerlich, gesellschaftlich, vielleicht gar körperlich), um zu helfen (nicht zu bestimmen) ? Und was machst du, wenn du weißt, dass der Selbstmord eines Anderen die einzige Chance auf dein eigenes Überleben ist?
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ISBN: 9783742760272

Geändert von _drachenkind (31.01.2019 um 15:00 Uhr)