Interessanter dürfte sein, ob sich das Kinopersonal danach richtet... ^^
Habe jetzt mehrere Rezensionen gelesen und glaube mit Fug und Recht behaupten zu können, daß '300' in etwa so historisch korrekt ist wie die italienischen Muskelmännersandalenfilme aus den 60ern (also schlimmer als gedacht)
Film (soweit ich das lese):
300 heldenhafte Spartaner halten im Alleingang die Perser auf und erkaufen damit den Griechen genügend Zeit, sich auf die Verteidigung vorzubereiten.
real:
daß durch den Umgehungspfad die Thermophylen bei weitem keine so ideale Verteidigungsposition darstellten, wie auf den ersten Blick zu denken wäre, war mit Sicherheit bei den Kämpfern bekannt. Man hatte genügend Leute aus der Umgebung dabei. Damit stellte es ein zumindest bedenklich großes Risiko dar, hier überhaupt die Schlacht zu suchen (strategischer Fehler).
Da man aber nun schon mal da war, hätte man das Beste daraus machen müssen und den Pfad genügend absichern sollen.
Der 'Verrat' ist höchst wahrscheinlich reine Fiktion. Das ist ein gewöhnlicher Gebirgspfad, und kein Geheimgang. Man war sich sicherlich darüber im Klaren, daß persische Späher ihn finden würden. Es ist auch überliefert, daß 1000 Mann den Pfad decken sollten, aber es dann nicht einmal versuchten, als die Perser kamen. Von Verrat oder Feigheit zu sprechen wäre zu einfach. Es war wohl eher die nüchterne Einschätzung des Standortkommandanten, daß es aussichtslos gewesen wäre.
Daraus folgt, daß Leonidas erheblich mehr Männer auf den Pfad hätte schicken müssen (taktischer Fehler).
Ob das angesichts seiner beschränkten Ressourcen überhaupt möglich gewesen wäre, verschiebt nur das Gewicht zwischen dem strategischen und dem taktischen Fehler.
Nachdem man dann umgangen war, saß man auf dem Präsentierteller.
Bleiben hätte bedeutet, von der persischen Übermacht zerdrückt zu werden.
Flucht aussichtslos, da der Gegner schon zu nahe war und sie allesamt im Rücken hätte fassen und niedermetzeln können.
Einzige Chance: Teilung der Truppe.
Ein Teil zieht sich zurück, der andere kämpft, den sicheren Tod vor Augen, um den Abrückenden Zeit zu erkaufen.
Das war kein Militarismus oder Ehrgedudel, sondern eine ganz nüchterne Einschätzung der Lage mit konsequenter Nutzung des Möglichen.
DAS ist der eigentliche Opfergang der Spartaner, nicht die Schlacht an sich.
300 spartanische Hopliten + X spartanische Heloten + X Freiwillige aus anderen Verbänden.
Für dieses Opfer zur Rettung der Verbündeten zolle ich den Kämpfern größten Respekt.
Bleibt aber die Tatsache, daß die Schlacht an sich heller Wahnsinn war.
Keine Heldentat, sondern eine Dummheit sondersgleichen.
Denn sie blieb für den Krieg bedeutungslos.
Die Perser brauchten Wochen, um danach auf Athen vorzurücken. Die angeblichen 3 Tage (eventuell noch einige Tage, um wieder marschbereit zu sein), die sie die Schlacht gekostet haben soll, fallen da wohl kaum ins Gewicht. Also keine Rede davon, daß Gesamtgriechenland Zeit bekommen hätte (sondern eben nur die Fliehenden aus dem Heer an den Thermophylen).
Die persischen Verluste sollen zwar sehr hoch gewesen sein. Aber große Auswirkungen auf die Entscheidungsschlacht bei Plataia hatten sie wohl kaum. Da war sicherlich ausschlaggebender, daß das persische Heer verkleinert war durch normale Auszehrung (Scharmützelverluste, Krankheiten, Desertionen), Zurücklassung von Garnisonen in eroberten Städten und den Winter 480/479, zudem moralisch angeknackst durch die Niederlage bei Salamis und der unsicheren Nachschublage aus der Heimat durch den Verlust der Seeherrschaft nach Salamis.
Selbst, wenn man die persischen Thermophylenopfer 1:1 zu Plataia gesellen würde, gliche sich das durch die Nicht-Opfer auf griechischer Seite auch wieder aus.
Fazit: so vernünftig und heldenhaft die Opferentscheidung am Ende der Schlacht war, so unsinnig war die Schlacht an sich.
Interessant übrigens, daß diesen Fehler nicht die Spartaner zu verantworten haben!
Die wollten nämlich erst weit tiefer im Süden eine Verteidigungslinie aufbauen, um den Persern den Übergang in den Pelepones zu verbauen. Athen dagegen wollte den Gegner möglichst früh abfangen und hat damit letztlich die strategische Fehlentscheidung getroffen.
Herrlich ja auch die politischen Deutungsversuche.
Die einen sehen den Film als tumbe Durchhalteparole für die GIs im Irak, die sich tapfer wie die Spartaner gegen orientalische Despotie stemmen sollen und halten ihn daher für bedenklich.
Die anderen sehen gerade die Perser, die in purer Machtgier über ein kleines Land herfallen, als unverschämte Verkörperung der USA und verteufeln den Film als antiamerikanische Propaganda.
Also für jeden was dabei
Fazit: gar nichts ernst nehmen, zurücklehnen und Popcorn einwerfen