Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 20.01.2013, 23:20
Benutzerbild von Orendarcil
Orendarcil Orendarcil ist offline
Drachentoeter
 
Registriert seit: 01.2010
Beiträge: 1.090
Meinungen erwünscht-geeigneter Romananfang?

Hallöchen,
ich dachte ich beglücke oder belästige euch noch einmal mit einem Textteil von mir. Es ist ursprünglich als Romananfang gedacht gewesen... und ist es i.wie noch immer^^ Allerdings wird der Roman so viel Recherche mit sich ziehen (falsche Tatsachen einzubauen mag ich nämlich gar nicht^^ Zumindest nicht so weit sie sich vermeiden lassen), dass es wahrscheinlich noch eine halbe Ewigkeit dauern wird, bis ich das Projekt in Angriff nehme. Aber warum ich es einstelle....: Ist es überhaupt eine Thematik, die man als Buch lesen wollen würde?
Ist es spannend/ansprechend?
Noch zur Info: Es sollte/wird in dem Buch primär um einen Wolf gehen, eventuell wird später noch ein Mensch ein wichtiger Bestandteil. Ist es fesselnd, oder schmälert i.was (eventuell Längen etc.) es?
Ich weiß, dass der Wolf sicher nicht wölfisch denkt, aber egal über welches Tier man schreibt, es wird nie "tierisch" denken, weil wir nicht wissen wie ein Tier genau denkt. Außerdem wäre eine Beschreibung ala "Ich rieche Futter...ich folge Spur, ich esse, ich satt, ich schlafen" (falls sie das denken sollten) ziemlich blödsinnig, um daraus ein Buch zu gestalten

Achja...Titel gibts noch nicht...daher auch meine innovative Themen-überschrift






Ein kalter Schleier aus Nebel fingerte an seinem Pelz und versuchte ihn in den Mantel der Unsichtbarkeit zu hüllen. Seine Tritte klangen im frischen Schnee, der nur handbreit die Ebene bedeckte, auf seltsame Art gedämpft.
Wind säuselte in den kahlen Ästen der Bäume und trieb eine Nebelschwade an ihm vorbei. Sie zerfloss in der Luft und fand sich erneut zu ihrer vollen Größe zusammen. Beinahe so, als wäre sie lebendig und besäße ein eigenes Wesen.
Auch das klagende Heulen in seinem Rücken durchglitt nur langsam und gedämpft die Dämmerung des Abends. Plötzlich verharrte der Wolf und wandte sich um. Seine bernsteinfarbenen Augen versuchten die Unwirklichkeit des Nebels zu durchdringen. Die Ohren spitzte er in jene Richtung, die er zu verlassen suchte und seine Nase sog unruhig die kalte Luft in seine Lungen.
Doch der Wind trieb alle Gerüche fort und er vernahm auch nichts, was seine plötzliche Unruhe erklären konnte. Oder etwa doch?
Abrupt endete das Lied des klagenden Wolfes in der Ferne und drückende Stille machte sich breit.
Kein Laut drang mehr an sein Ohr.
Bis auf das dumpfe Geräusch seines Atems.
Ein plötzlicher Knall ließ ihn zusammenfahren, dass der pulvrige Schnee zu seinen Pfoten in die Höhe stob. Ein weiterer Schuss durchschnitt die Stille, gefolgt vom Kläffen blutdurstiger Hunde. Der Wolf, allein auf der Ebene, wurde von Angst und Unruhe gepackt. Dennoch setzte er nicht zur Flucht an, wie es ihm seine Instinkte befahlen. Stattdessen trat er einen zögernden Schritt in die Richtung, in welcher das Grauen Einzug gehalten hatte.
Ein panisches Heulen schwang sich in den Himmel empor und waberte wie eine Schreckensbotschaft, voller Klage und Todesangst, über die Ebene. Der Wolf antwortete mit einem leisen Knurren, einem Laut, den nur er und der Nebel vernahmen.
Das Lied in der Ferne wandelte sich innerhalb von Bruchteilen in gehetztes Heulen und Fiepen. All seine Schönheit verlor sich in nackter Todesangst.
Dann verstummte es. Wurde verdrängt von Geräuschen des Kampfes zwischen jenem, der gesungen hatte und jenen, die ihn hetzten.
Der Wolf auf der Ebene stob, beim Antritt Schnee aufwirbelnd, zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Was er dort wollte wusste er nicht, aber den Geräuschen der Hetzjagd zu lauschen, während er selbst davonlief, käme in seinen Augen einem Verrat gleich.
Seine Gestalt durchbrach die Nebelschwade, die ihn umfangen hatte und er schoss einen Abhang hinab. Mit Leichtigkeit wich er plötzlich auftauchenden Schneewehen aus und tauchte zwischen den Stämmen in ein kleines Wäldchen ein.
Die Kälte verwandelte seinen Atem in milchige Wölkchen, hinfort gerissen vom steten Wind, der ihm ins Gesicht schlug.
Trommelnde Geräusche vieler Hufen ließen ihn einen Satz zu Seite machen. Scheinbar war er knapp an einer Herde Elche vorbeigeschossen, die nun in Panik vor dem schnellen Räuber flüchtete. Rasch lenkte der Wolf seine Aufmerksamkeit wieder den kläffenden Hunden in der Ferne zu.
Nach wenigen Minuten raste er aus dem Dunkel der Tannen hervor und fegte über die Ebene auf den dunklen Schemen am Horizont zu. Dem durch den Nebel verwaschenen Abbild eines Waldes. Die Hunde der Jäger zogen nach Westen, bemerkte der Wolf und schlug eben jene Richtung ein.
Mit Entsetzen wurde ihm bewusst, dass man sein altes Rudel in Richtung der Berghänge trieb.
Zugleich hoffte er inständig, dass sie nicht in den Kessel flohen, der durch überhängende Felshänge solch einen guten Schutz gegen Regen und Wind bot. Doch vor den Dämonen, die in der Nähe ihres Tales Einzug gehalten hatten, konnte sie der Kessel nicht beschützen. Im Gegenteil. Er wusste es, doch wusste der Leitwolf es auch?
Erst heute hatte er gegen ihn um seinen Rang gekämpft. Vielleicht war er zu schwach um vor den Zweibeinern zu fliehen. Wer würde dann die Führung übernehmen? Wer würde dafür sorgen, dass sie nicht versuchten in Richtung Berge zu fliehen?
Er wusste es nicht und zugleich ahnte er, dass niemand dort war, um sie vor ihrer Panik und der daraus resultierenden Einfältigkeit zu bewahren.
Würde er es rechtzeitig schaffen?
Waagerecht mit den Läufen ausgreifend beschleunigte er seinen Lauf, obwohl er das Gefühl hatte zu ersticken. Sein Herz polterte schmerzhaft in seinem Brustkorb, seine Muskeln brannten wie Feuer.
Plötzlich verklang das Bellen der Hunde. Der Wolf wusste, was es bedeutete. Zu oft hatte er in den Gesängen vorbeiziehender, heimatloser Rudel von eben jenen Unglücken gehört.
Der Schnee flog unter seinen Pfoten dahin, er näherte sich dem Wald und dennoch nicht rasch genug. Er war nicht fähig schneller zu laufen und diese Erkenntnis brannte heftiger in ihm, als die Erschöpfung in den Gliedern.
Beinahe hatte er das Gefühl das leise Klicken der Waffen zu vernehmen, als man sie spannte. Er wusste, dass es eine Täuschung war. Zu weit war er entfernt, zu laut das Rauschen seines Blutes und des Windes in seinen Ohren.
Dann knallte es; mehrmals.
Ein schriller Laut, einem panischen Schmerzensschrei gleich, durchbrach die Salve an Schüssen. Schnell ersterbend; wie abgewürgt.
Die Läufe des Wolfes versagten unter seinem Gewicht. Als hätten sie durch die bittere Erkenntnis, die ihn schlagartig überwältigte, ihre Kraft verloren. Im Schnee überschlagend, weiße Fontänen in die Höhe schleudernd gab der Wolf es auf zu laufen. Nach Luft ringend blieb er auf dem eisigen Untergrund liegen und beobachtete die Wolken seines Atems. Unfreiwillig lauschte er dem Todeschor in der Ferne.
Er war zu spät, zu weit fort, zu langsam.
Sein Herz wummerte stechend in seiner Brust. Die Kälte des Schnees fraß sich unter seine Haut und ließ ihn, neben der Erschöpfung, zittern wie Espenlaub. Das Säuseln des Windes hatte seinen Zauber verloren. Zuvor noch sanft, ähnelte er nun einem panischen Kreischen, das sich bis in sein Innerstes grub.
Die Stille setzte so abrupt ein, wie sie durchbrochen worden war. Der Wind verharrte, die Hunde schwiegen, die Geräusche der Waffen verklangen.
Die Welt selbst schien zu Eis erstarrt.
Ein letzter, einsamer Knall erreichte sein Ohr. Dem Wolf erschien dieser eine, finale Schuss beinahe grausamer, als all die Anderen zuvor. Denn er zeigte nicht nur, dass das Sterben vorbei war; er zeigte, dass es nun keinen mehr gab, der sterben konnte! Sie waren das letzte Rudel in weitem Umkreis gewesen und nun waren auch diese Wölfe fort.
Die Hetzjagd war vorbei, das Töten hatte ein Ende und die Lieder des Waldes würden verstummen. Die Herrschaft der Zweibeiner war vollkommen und endgültig.
__________________
"Vieles geht dahin und stirbt, doch die Wahrheit bleibt,
auch wenn sie oft im Verborgenen liegt und schweigt."

Mit Zitat antworten