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Alt 05.08.2012, 23:40
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
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Ich kann Deine Argumentation gut nachvollziehen, weil ich selbst auch ähnliche Gedanken habe. Aber dennoch beißt sich da die Katze in den Schwanz wie ich finde. Natürlich kann es helfen, einem politikverdrossenen Jugendlichen die Hintergründe der Weltpolitik anhand von Fantasy nahezubringen und eine fiktive Geschichte kann reale Vorkomnisse unter anderen Gesichtspunkten beleuchten und somit u.U. zu neuen Einsichten führen. Aber ist das auch so?
Letztlich ist eine fiktive Geschichte - wie Du schon sagtest - eine Allegorie unserer Welt und damit haben wir dann quasi die selben Probleme nur in Grün. Von daher finde ich es eher bedenklich, wenn jemand reale Konflikte wie Dein Afghanistan-Beispiel erst dann zu überdenken anfängt, wenn er das Pendant dazu in einem Tolkien-Roman serviert bekommt.

Auf der anderen Seite gibt es auch Romane, die - obwohl Fiktion - ganze Generationen bewegt und animiert haben. Und dazu gehört nun einmal beispielsweise "Der Herr der Ringe". Ich habe mal etwas über die Entstehungsgeschichte gelesen (ist teilweise auch im Vorwort zu finden) und war ganz fasziniert. Zum Beispiel standen die Gefährten gerade an Balins Grab als in der realen Welt London bombadiert wurde. Wieviel davon Tolkien danach in die Geschichte hat einfließen lassen, kann man nur vermuten.

Fazit: ich halte Fantasy durchaus für ein sehr wichtiges Genre innerhalb der Literatur, denke aber, dass der Fantasyleser von sich aus eine bestimmte ... sagen wir ... Einstellung mitbringen muss um eine Geschichte so lesen zu können, wie Du es oben beschrieben hast. Ist diese Vorraussetzung beim Leser nicht gegeben, verschwindet das Gelesene vermutlich zusammen mit den anderen Infos aus der realen Welt im Vakuum von dessen Gehirn.

P.S. ich komme Deiner Empfehlung umgehend nach und werde den Aufsatz lesen.
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