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Alt 16.01.2017, 15:12
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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Es ist gewissermaßen ein Teufelskreis - Verlage, Filmstudio etc. orientieren sich an dem, was das Volk will. Und was will das Volk?
Das, was man ihm vorsetzt. Kreativität, Improvisation oder einfach mal etwas ganz anderes auszuprobieren ... All das gilt als Risikofaktor,
der unter Umständen eine Menge Geld kosten könnte.
Und da fast alle Verlage, Plattenfirmen, Filmstudios usw. im Grunde Unternehmen und damit marktorientiert sind, haben wir das Problem,
das Du da oben schilderst.

Viele meiner Kunden sind extrem gute Autoren, mit eigenen innovativen Ideen, die endlich mal ein wenig frischen Wind auf den Büchermarkt
bringen könnten - wenn sie denn einen Verlag fänden, der sich ihrer annimmt.
Einige Verlage, die ich kenne, beschäftigen Umfrageinstitute, um herauszufinden, was "man" da draußen möchte. Und entsprechend wird dann
das Programm zusammengestellt.

Dennoch weigere ich mich, die Autoren dahingehend zu beeinflussen, dass ihre Romane dem Mainstream folgen - viele wollen das auch gar nicht.
Es bleibt eben die Hoffnung, doch noch einen Verlag zu finden, der bereit ist, Geschichte abseits der Gewinnmaximierung zu veröffentlichen.
Oft sind das dann Kleinverlage, die zwar ambitioniert sind, aber wenig Kunden und noch weniger Geld für ordentliche Werbung haben. In dem Fall
wird der Roman zwar veröffentlicht, wird aber meistens kaum wahrgenommen.

Letztlich muss man sich als Autor entscheiden, was man will. Und solange man nicht von seiner Gage die Miete zahlen muss, hat man zumindest
einen gewissen Spielraum.
Meine eigenen Geschichten will ja auch niemand lesen. Ich weiß also, was Du meinst. Dennoch: Zwar sollte man als Autor immer auch an sich
arbeiten und folglich bereit sein, Kritik nicht nur anzunehmen, sondern auch umzusetzen. Aber in dem Moment, in dem man sich selbst bzw.
den eigenen Stil komplett umkrempeln soll, um marktkonform zu werden, würde ich jedem empfehlen, zu passen.
Denn auf lange Sicht kann man nichts anderes sein, als das, was man ist - und man kann auch auch nicht ewig Romane schreiben, die einem
selbst nicht gefallen.
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)

Geändert von Cassandra (16.01.2017 um 15:17 Uhr)
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