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Alt 03.10.2005, 16:21
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Whitedragon Whitedragon ist offline
fallen asleep
Hueter des heiligen Grals
 
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Nun gut.... du hast mich überredet.... aber es könnte sein, dass sich der Name Christopher vielleicht mal zu Christoph ändert...


Ich wollts als Anhang machen, is aber zu groß... sorry, simmi

Eins

Die Sonne ging auf und strahlte durch die beigen Vorhänge, die diese eigentlich abhalten sollten. Doch das eben noch düstere Zimmer wurde von den wärmenden Strahlen erhellt. Sie tanzten auf den beigefarbenen Wänden und auf dem dunklen Teppich, verbreiteten sich und ließen das Zimmer erwachen.
Es war klein und eher altmodisch eingerichtet, aber man konnte darin leben. Oder schlafen.
In der Wohnung herrschte schon reges Treiben, nur in dem Zimmer, ganz hinten rechts, war alles still. Plötzlich schallmeit es durch die Wohnung: „Cassandra! Es ist schon viertel nach sieben! Steh endlich auf!“ die Frauenstimme klang gereizt. Doch das Mädchen, das in dem Bett lag, war noch im Tiefschlaf, murmelte nur „noch fünf Minuten“ vor sich hin und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ihre Mutter rief: „CASSANDRAAA! Verdammt, steh auf, Christopher wartet schon!“ Cassandra saß vor Schreck aufrecht im Bett und sagte, noch fast wie im Schlaf „Ich komme, ich komme!“. Sie sah auf die Uhr. „WAS?“ schrie sie aufgebracht und sprang aus dem Bett. „Es ist ja schon zwanzig nach sieben! Warum hast du mich nicht geweckt?“ warf sie ihrer Mutter vor und eilte ins Badezimmer.
„Hab ich doch! Schon mindestens fünf mal! Aber noch nicht mal ein Presslufthammer in deinem Zimmer könnte dich wecken!“
Cassandra rannte aus dem Badezimmer, holte ihre Sachen aus ihrem Zimmer und riss die Wohnungstür auf, vor der Christopher schon stand und wartete. „Warte, du hast dein Frühstück vergessen!“ kam es aus der Küche. „Warte noch kurz!“ entschuldigte sie sich und lief zurück in die Küche. Sie riss ihrer Mutter ihre Butterbrotsdose aus der Hand und verstaute sie in ihrem Rucksack. „Bis heute Abend!“ rief sie noch und stürmte aus der Wohnung. Christopher grinste sie breit an und sagte: „Na, gut geschlafen?“
„Wer, ich? Nein, ich war die ganze Nacht wach und plötzlich kam mir die Idee: Hey, komm doch heut zu spät zur Schule!“ Sie stürmten die Treppe des Mietshauses hinunter und rannten zu Christophers Roller.
Zum Glück hatte er einen, sonst würden sie richtig zu spät kommen. Es ist ja nicht so, dass sie es besonders weit hätten, an einem verkehrsruhigen Tag konnten sie die Strecke in zwanzig Minuten zurücklegen. Das Problem waren die vielen zu überquerenden Straßen und deren morgendlicher Verkehr. Die Autos kamen voran, was die Fußgänger aufhielt.
„Wenn wir uns beeilen, schaffen wir’s noch rechtzeitig.“ Meinte Christopher, als er sich auf seinen Feuerstuhl – nein, eher „Möchte-gern-aber-kann-nicht-brennen-Feuerstuhl“ – setzte und sich seinen etwas altmodischen Helm aufsetzte. Sein größter Wunsch war ein neuer Helm, aber er hatte kein Geld dafür.
„’Tschuldige, dass ich verschlafen hab.“ Sagte Cassandra dann noch schnell, bevor sie losfuhren. Fast wäre sie gefallen, hatte sich aber noch schnell am Sitz festgeklammert.
„Was? Seit wann wirst du wehmütig? Sonst meckerst du mich doch noch an, wenn ich dich aufziehe!“ brüllte Christopher mit gespielter Empörung über den Straßenlärm. „Sollte ich mir Gedanken machen?“
„Nein, nimm die Entschuldigung einfach für all die anderen Male, bei denen ich zurückgemeckert hab.“
„Wenn du meinst. Aber falls was ist, komm zu mir.“
Das war Christopher. Sie kannten sich schon seit der frühen Kindheit, als Cassandra in seinen Wohnblock gezogen ist. Er war der Erste, der mit ihr Freundschaft schloss. Deswegen kannte er ihre Launen und wusste, wenn irgendetwas sie bedrückte.
Ihre Schule war nicht gerade die schönste und luxuriöseste, nein, sie glich eher einem Betonklotz, aber man kommt ja nicht wegen dem Gebäude zur Schule. Sie fuhren auf den Parkplatz vor und jagten quer durch die Schule.
„Bis gleich!“ rief Christopher ihr hinterher. „Ja, wie immer. Ciao!“ Er war eine Klasse höher als Cassandra, in der elften, deswegen sahen sich beide nur in den Pausen. Pünktlich zum Klingeln kam sie in den Klassenraum. „Auf die letzte Sekunde.“ Merkte der Lehrer an.
„Hey, hast du ihn gefragt?“ flüsterte Ann-Kathrin Cassandra zu. Ann Kathrin war eine ihrer besten Freunde und saß auch im Klassenraum neben ihr. Sie war hager, aber ihre roten Haare passten perfekt zu ihren hellen Augen.
„Nein, noch nicht.“ Flüsterte sie zurück.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.“
„Wenn du ihn nicht bald fragst, mach ich’s für dich!“
„Nein, machst du nicht! Was hält der denn dann von mir?“
„Dann frag doch endlich! So schwer kann’s doch nicht sein!“
„Vielleicht nicht, aber es ist so peinlich vor den anderen Jungs!“
„Du musst es ja nicht mitten in euren Proben machen! Wenn alle weg sind und du allein mit ihm bist.“
„Ich bin nie allein mit ihm. Mindestens Christopher ist noch da. Er nimmt mich ja schließlich mit.“
„Ach, der ist doch so was wie dein Bruder! Der versteht das doch und lässt euch allein!“
„Aber, aber ich trau’ mich nich’...“
„Wie schwer kann’s sein, Leo zu fragen, ob er mit dir gehen will? Du kannst ihn ja erst zum Trinken einladen!“
„Theoretisch ja...“
„Also, dann ist ja gut! Mach das!“ lachte Ann-Kathrin leise.
„Ihr zwei: Ruhe dahinten!“ mahnte der Lehrer.
„’Tschuldigung!“ riefen beide und versuchten dem Unterricht zu folgen.
In der Pause traf sich die ganze Clique bei einer Bank unter einer Eiche am Schulhof. Der Schulhof war relativ groß, aber in gewisser Weise einfach öde.
„Wie war Mathe?“ grinste Christopher breit.
„Ha, ha! Sehr witzig!“ Cassandra gehörte leider nicht zu den Besten ihrer Klasse – vor allem nicht in Mathematik. Er half ihr immer vor diversen Arbeiten die wichtigsten Regeln zu lernen.
„Proben wir heute?“ fragte Cassandra in die Runde.
„Wir sollten. Habt ihr Zeit?“ erwiderte Leo. Er war der Bandleader ihrer Band „Heaven’s Hell“, einer Rockband.
„Klar, wann?“ antwortete Eduardo, ein Spanier, der liebevoll von allen Eddy genannt wurde.
„So um fünf? Geht das?“ hakte Leo bei den anderen nach.
„Ja!“ tönte es einheitlich von den Bandmitgliedern. Das waren Christopher, Eddy und Cassandra.
„Und was machen wir?“ fragte Sarah. Sie gehörte ebenfalls zur Clique, und sie war hübsch: blond, tiefblaue Augen, perfekte Figur – beliebt bei Jungs in jeder Altersklasse. Sie und Ann-Kathrin gehörten nicht zur Band, auch wenn Ann-Kathrin manchmal mit ihrer Geige nachhalf.
„Wollt ihr zuhören kommen?“ erwiderte Leo freundlich.
„Ja! Können wir wirklich?“
„Klar, nur Cassandra mag’s nicht, wenn man ihr zuhört, wenn’s noch nicht perfekt klingt.“
„Ja, ja, alles auf mich schieben!“ wehrte sich Cassandra, nur sie mochte es wirklich nicht. „Nein, ihr könnt ruhig kommen. An mir soll’s nicht liegen.“
„Habt ihr schon was neues geschrieben?“ fragte Leo Cassandra und Christopher. Beide schrieben zusammen die Lieder, die sie dann spielten.
„Wir sind an einem neuen dran. Schwer melancholisch. Wir sollten überlegen, Cassandra das singen zu lassen.“ Fügte Christopher beiläufig hinzu.
„WAS! Bist du deppert? Ich will nicht singen! Das hab ich aber am Anfang auch schon gesagt und danach, und danach und...“
„Ja, schon gut, war `nen Versuch wert.“ Christopher unternahm immer wieder, von mal zu mal, diese Versuche sie zum Singen zu bringen. Denn beim Texten sang sie immer vor, aber da hörte er es nur.
„Also, heute um fünf bei mir in der Garage!“ schloss Leo das Gespräch am Ende der Pause ab. Er war sehr selbstbewusst, konnte gut singen und sah auch noch gut aus: er war sportlich, nicht hager und hatte tiefblaue Augen. Cassandra hatte sich sofort in seine Augen verliebt. Das war vor zwei Jahren, als sie in die Band eingetreten war, auf anraten von Christopher, der schon vorher dort mitspielte, aber da fehlte ihnen noch ein Gitarrist. Da sprang sie ein, seitdem schreibt sie auch die Lieder mit Christopher.
Am Nachmittag trafen sich Cassandra und Christopher zum Lernen. Sie war nicht die Beste in Mathe und Geschichte, deswegen half er ihr. Christopher hingegen brauchte eine Inspiration für Deutsch.
„Also, was passierte 1789 in Frankreich?“ fragte er sie ab.
„Ähm, Die Franzosen.... Ähm, der König wurde gestürzt, Revolution?“
„Und warum?“
„Weil, ähm, er... ach, was weiß ich, wahrscheinlich hat er das Volk blöd angemacht. Keine Ahnung.“
„Oje, nicht gut, les noch mal dein Geschichtsbuch durch. Könnte sich als besser bewähren als es ist.“
„Wie kommst denn mit deiner Lyrikmappe voran?“
„Ganz gut. Wir müssen uns beeilen mit den Hausaufgaben, wir müssen gleich los.“
„Ja, ja, immer mit der Ruhe! Die werden schon nicht ohne uns anfangen!“ lachte sie.
„Ha, ha, sehr witzig. Nun gut, noch mal, was passierte 1789 in Frankreich?“
„Och nee...!“
Sie fuhren - wie immer - unpünktlich ab und kamen - mal wieder – zehn Minuten zu spät. Leo, Eddy, Sarah und Ann-Kathrin warteten schon in der Sitzecke auf sie. Alle hatten geholfen, die Garage auszubauen und dort eine Art Bühne und eine Sitzecke mit alten Sofas aufzubauen. Die Wände hatten sie in ihren Farben blau - schwarz - rot besprüht und ihr Bandzeichen war genau in der Mitte über der „Bühne“ platziert. Einen Kühlschrank hatten sie auch bekommen, allerdings war dieser kaputt und müsste erst noch repariert werden. Immer, wenn irgendetwas kaputt ging, reparierten sie es selber, da sie nicht das nötige Budget hatten.
„Ihr kommt ja pünktlich...“ begrüßte Leo die beiden. „Können wir starten?“
„Endlich!“ gab Sarah von sich.
Manchmal konnte Cassandra ihre Art nicht leiden. Cassandra ist nicht allzu beliebt, deswegen war sie froh, ihre Freunde zu haben. Doch sie hatte das Gefühl, das Sarah nur da war, um zu sehen, wie sie sich verspielte. Sarah interessierte sich nämlich gar nicht für diese Musik. Sie sang in einer AG der Schule mit, auch Solo, aber nur schnulzige Musik, und Cassandra fand auch nicht, dass sie besonders gut war.
„Alle startklar?“ fragte Leo.
„Alle startklar!“ kam die Antwort von allen. Ann-Kathrin und Sarah saßen in der Sitzecke und hörten zu. Sie hatten eine klare Aufstellung: Leo als Sänger, Bassist und natürlich auch als Bandleader vorne, hinten in der Mitte Eddy mit den Drums, links davon Christopher mit dem Keyboard und Cassandra mit ihrer E-Gitarre rechts von Eddy. Alle außer ihr hatten noch ein Mikro für eventuelle Zweistimmigkeiten.
Sie übten erst ihre eigenen Lieder ein, wie „like animals“, „War is not enough“ und natürlich ihr Lied „Heaven’s Hell“.
„Spielt doch mal was anderes! Ihr covert doch auch, oder nicht?“ fragte Sarah ungeduldig. Man merkte, dass ihr die Musik kein Stück gefiel.
„Ja, was wollt ihr denn hören?“ gab Leo zurück.
„Wie wär’s mit... My Immortal von Evanescence?“ antwortete Sarah und schaute zu Cassandra hinüber. Sie fand, dass etwas schnippisches und eingebildetes in ihrem Blick war.
„Sorry, das wird nichts, das wird von einer Frau gesungen. Du musst dir schon was von einem Kerl wünschen!“
„Ach ich vergaß, Cassandra singt nicht. Na ja, nicht jeder kann’s. Ist ja nicht schlimm.“
Cassandra dachte erst, sie hätte sich verhört. Hatte Sarah sie gerade wirklich beleidigt? Sie schaute zu Christopher, der wiederum auch ein wenig verdutzt war. Derjenige, der konterte, war Eddy: „Nun ja, ich weiß nicht, warum sie nicht singt, dafür ist sie aber die beste Gitarristin, die ich kenne!“ Cassandra beschämte dieses Gespräch ein wenig. Sie hasste es, in den Mittelpunkt gedrängt zu werden. Deswegen sang sie auch nicht in der Band.
„Wahrscheinlich ist sie auch die einzige Gitarristin, die du kennst!“ gab Sarah schnippisch zurück. Das war zuviel.
„Sag mal, hast du ein Problem mit mir? Wenn ja, sag’s lieber gleich!“ Cassandra wurde wütend.
„Nein, hab ich nicht, ich hätt’s nur gern gehört, mehr nicht. Und bis jetzt hab ich auch noch nicht viel von dir gehört, ich kann also nicht behaupten, du wärst Weltklasse.“ Erklärte Sarah sich.
„Sie ist aber gut, glaub’s mir. Und sie kann singen!“ verteidigte Christopher Cassandra und sah zu ihr rüber. Als er ihren geschockten Blick sah, fügte er noch schnell hinzu: „Sie hasst es nur vor Publikum zu singen. Es hat mich zwei Wochen gekostet, bis sie vor mir sang. Und das, obwohl wir zusammen die Lieder schreiben müssen!“
„Ach du kannst singen?“ fragte Sarah schnippisch.
„Ja, ein wenig, aber nicht genug, um solo zu singen. Finde ich zumindest.“
„Also such dir was anderes aus!“ rief Eddy von hinten.
„Na gut, wie wär’s mit Californiacation?“
„Das ist in Ordnung. Wollen wir?“ fragte Leo rhetorisch in die Runde und sahnte dafür schräge Blicke ab.
Sie spielten bis neun Uhr Abends. Da am nächsten Tag Samstag war, verabredeten sie sich für die Spätvorstellung im Kino.
„Welcher Film denn?“ fragte Ann-Kathrin, bevor sie nach Hause gingen.
„Wie wär’s mit ‚Meine Braut, ihre Schwiegereltern und ich’? Der soll gut sein.“ antwortete Cassandra
„Wieso nicht? Ich hab auch gehört, das der gut ist. Alle einverstanden?“ fragte Leo.
„Von mir aus.“
„Ja, klar.“
„Passt schon.“
„Gut, dann gehen wir da rein.“ Erwiderte Cassandra auf die Antworten. Nur Sarah sagte nichts dazu. Sie hatte den ganzen Abend böse Blicke abgekriegt.
Christopher und Cassandra fuhren erst wieder nach Hause. Die Straße war schon sehr leer. Beide schwiegen die erste Zeit. Doch dann fing Cassandra das Gespräch an:
„Warum musstest du sagen, das ich beim Texten singe? Ich will nicht solo singen müssen, das weißt du!“
„Nun ja, ich empfand es als angemessen. Sarah hält sich für besser, und das ist sie nicht. Glaub mir, du singst weitaus besser als sie, ich hab sie schon gehört. Ganz unter uns: Es war schrecklich. Sie singt solche Schnulzen, wie ‚Unbreak my heart“ und kann den Ton nicht halten! Das war schon witzig.“
„Aber trotzdem, jetzt denkt sie, ich trau’ mich nicht.“
„Tust du ja auch nicht!“
„Nein, ich kann’s nicht!“
„Kannst du wohl!“
„Das behauptest du!“
„Ist schon gut! Ich akzeptiere es ja, dass du nicht solo singen willst, aber du könntest ja Background singen, das wär doch ein Kompromiss, oder nicht?“
„Ich überleg’s mir. Zufrieden?“
„Vielleicht...“
„Ach, Christopher! Du gibst auch nicht nach! Also gut, Background, ich mach’s. Aber dafür müssten wir mir noch `ne Stimme schreiben.“
„Das wird kein Problem sein...“
„Wenn du meinst...“
„Es wird höchstens ein bisschen dauern. Mehr nicht.“
Zu Hause angekommen, aß sie mit ihrem Eltern zu Abend. Sie waren nicht ihre richtigen Eltern. Die Leiblichen waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen als sie gerade zehn Monate alt war. Seit dem Zeitpunkt kümmerten sich die Freunde ihrer Eltern um sie, da ihre leiblichen Eltern keine lebenden Verwandten mehr hatten. Sie nennt sie auch Mutter und Vater.
Nach dem Abendessen zog sie sich um und packte ihre Tasche. Unter anderem packte sie auch einen kleinen Kristall ein, der rot schimmerte. Kaum war sie fertig, stürmte Christopher schon in ihr Zimmer.
„Bist du fertig?“
„Ja, keine Sorge, wir kommen schon pünktlich. Wir haben noch zwanzig Minuten Zeit.“
„Trotzdem. Zum Kino sollte man nicht zu spät gehen. Wir müssen schließlich noch Karten kaufen.“
„Schon gut, wir gehen jetzt auch.“
„Tschüß. Ich bring sie nicht zu spät nach Hause.“
„Schon gut Christopher. Viel Spaß.“ Antwortete die Mutter.
„Werden wir haben. Bleibt nicht auf, wenn ich zu spät kommen sollte!“ verabschiedete sich Cassandra. Dann fuhren beide zum Kino. Das Kino war vor einem Jahr renoviert worden und hatte jetzt mehr Kinosäle als vorher. Ausnahmsweise waren Christopher und Cassandra zu früh dran und warteten auf die anderen vor dem Kino.
Der Kinosaal war voll, aber dank der neuen Sitze wurde es nicht eng. Cassandra hatte das Glück in einen Pärchensessel zu sitzen – mit Leo. Neben ihr saß Ann-Kathrin und zwinkerte ihr zu: Endlich mal Glück! Na dann mal ran, Süße! Das Licht wurde gelöscht und die Werbung fing an. Leo berührte sie leicht am Arm. Obwohl sie nicht wusste, ob es Absicht war oder nicht, bekam sie Gänsehaut und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
Doch plötzlich bekam sie ein seltsames Gefühl, was nicht wegen Leo entstand. Sie schaute in ihre Tasche; der Kristall leuchtete in regelmäßigen Intervallen, welche langsam schneller wurden. Sie schaute sich nach ihren Freunden um, die seelenruhig den Film schauten. Dann sagte sie: „Sorry, ich muss mal für kleine Mädchen.“ Und verschwand aus dem Saal, während sie noch die anderen Besucher angestrengt musterte. Wo sind sie? dachte sie sich und holte den Kristall aus der Tasche. Als sie sich aus dem Kino entfernte, leuchtete der Kristall immer schneller, bis sie an eine Seitenstraße in der Nähe des Kinos ankam, wo sie stehen blieb. Sie hatte gefunden, was sie suchte: Hier trieben sich Dämonen rum, nicht die, die Menschen, sondern, die, die Tieren glichen – Höllenhunde, menschengroße, Hunde mit zerzausten Fell und messerscharfen Zähnen. Sie knurrten etwas an, was Cassandra nicht sehen konnte. Plötzlich hörte sie es wimmern – mit der Stimme eines kleinen Jungen. Sie vergewisserte sich, das niemand sie sah, dann nahm sie den Kristall, der immer noch leuchtete und sprach: „Lux et Obscuritas in diem noctemque.“
Plötzlich leuchtete der Kristall in voller Kraft und umschloss Cassandra mit seinem Licht. Nach einem Augenblick verschwand das Licht und sie stand da in neuen Kleider: Im schwarzen Tanktop, schwarzer Hose und im Ledermantel. Ihre Arme waren mit Runen tätowiert, deren Bedeutung sie nicht kannte. Ihr Kristall wurde länger und schärfer und hatte binnen Sekunden die Form eines Schwertes angenommen. Dieses steckte sie in die Scheide an ihrem Gürtel und holte ihre zwei Dreizack hervor.
Dann ging sie los, bereit zu kämpfen, wie jeden Tag. Als sie hinter ihnen stand – es waren drei – pfiff sie kurz. „Hat euch euer Herrchen nicht beigebracht, dass man Beifuss geht?“ Die Höllenhunde drehten sich knurrend und jaulend um. Cassandra schaute kurz in den Himmel – Vollmond. Nicht gut. dachte sie. Das verstärkt ihre Kraft. Sie kamen näher. Sabbernd und zähnefletschend. Einer griff an. Cassandra wehrte ihn geschickt ab und verpasste ihm ein tiefe und lange Wunde an seiner Schnauze. Er fiel kurz zurück, aber nun war er noch wütender – und die beiden anderen Höllenhunde auch. Jetzt griffen sie alle an. Cassandra gab ihr Bestes um sie abzuwehren und zu vertreiben, doch durch den Vollmond waren sie zu stark. Sie traf sie an Bauch, Beinen, eigentlich überall fügte sie ihnen tiefe Wunden zu, die sie eigentlich hätten töten müssen. Doch der Vollmond verlieh ihnen die Stärke von Berserkern – unendliche Kraft und Schmerzfreiheit bis zum Tod. Cassandra sah den Kampf für sich als aussichtslos an. Sie schrie zum Jungen, der sich hinter einem Müllcontainer versteckt hatte: „Lauf! Ich halte sie auf! Beeil dich!“ Doch der Junge bewegte sich nicht, zitterte nur vor Angst. „Bitte! Lauf! Oder sie bekommen uns beide!“ appellierte sie an ihn. Doch er blieb sitzen, immer noch wimmernd vor Schreck und Panik. So geht’s nicht. Ich muss sie hier weglocken. Sie kämpfte sich einen Weg frei und lief. „Kommt schon, wenn ihr mich töten wollt.“ rief sie nach hinten. Der Plan ging auf, sie folgten ihr. Aber obwohl sie schon fast übermenschlich schnell laufen konnte, holten die Höllenhunde sie ein. In einem Park in der Nähe des Kinos wurde sie schließlich umzingelt. Sie steckte die Dreizack weg und holte ihr Schwert aus der Scheide. Die Klinge war inzwischen dunkelrot gefärbt und war kunstvoll verziert. Sie atmete schwer. Der Kampf und der anschließende Spurt hat sie doch ein wenig überanstrengt. Die Höllenhunde waren blutverschmiert, dennoch waren sie weder außer Atem noch kurz vorm Aufgeben. Im Gegenteil – sie waren genauso kräftig und angriffslustig – und hungrig – wie vor dem Kampf. Sie griffen erneut an, diesmal stärker als zuvor. Cassandra konnte kaum parieren. Sie verwundete sie, was sie aber nur noch wilder machte. Ich brauche Hilfe! Dachte sie aufgeregt. Je erschöpfter sie wurde, desto unaufmerksamer wurde sie. Die Höllenhunde hingegen wurden immer stärker. Jetzt wurde auch Cassandra verwundet. Die Höllenhunde rissen mit ihren Klauen ihre Arme und Beine auf. Der Größte von ihnen schnitt ihr schließlich so tief in ihren linken Oberschenkel, dass sie fiel Und ihr Schwert verlor.. Sie versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Die Höllenhunde bildeten eine undurchdringliche Aufstellung und kamen langsam auf sie zu. Ihr stinkender Atem raubte ihr die Luft. Sie robbte nach hinten. Doch ihre Flucht wurde von einem Baum unterbrochen. Sie konnte nicht weiter. Neben ihr lag ihr Schwert. Einer der Hunde griff an und sprang auf sie zu. Sie rollte sich zu ihrem Schwert und rammte es in seine Brust. Er jaulte auf, versuchte aber erneut, sie zu töten. Sie drehte das Schwert in seiner Brust um neunzig Grad, worauf er erneut aufheulte und dann leblos zusammensackte. Der tote Leib schien Tonnen zu wiegen, als er auf Cassandras geschundenen Körper fiel. Sie schaffte es nicht ihn wegzuschieben, bekam kaum Luft. Die anderen zwei Höllenhunde waren wütend über den Verlust ihres Kameraden. Sie schlichen sich knurrend an sie ran. Als sie sah, wie sie sich hinter dem leblosen Körper aufbäumten, wurde ihr schlagartig eiskalt. Mist, jetzt ist es zu spät!
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My body tells me no, but I won’t quit
'Cause I want more, 'cause I want more
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