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Alt 25.05.2008, 10:15
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Tánya Tánya ist offline
Sídhe de Môrhen
Zauberlehrling
 
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Nebel

Der Sumpf wurde mehr und mehr undurchdringlich. Der Clan der Kara’Daz kam nur schleppend vorwärts, so dicht war das Gestrüpp. Zudem waren die anderen nicht glücklich über ihren neuen Führer. In seiner Gegenwart stank es und eine unangenehme Aura ging von ihm aus, doch sie vertrauten Kades’Kur und folgten ihm durch den Morast.
Der Nebel wurde immer dichter und von Weitem hörte man schaurige Laute. Ein seltsamer Gesang in verschiedenen Oktaven klang durch den Nebelwald und das Nackenfell der Tarken sträubte sich.
Der Lich stoppte und wartete einen Augenblick.
„Was ist? Kommt das ominöse Nebelvolk, von dem du gesprochen hast?“
Der Lich wandte sich zu Kades’Kur um. „Du solltest nicht so leichtfertig von ihnen reden. Sie hören dich. Sie sind überall. Und wenn du weiter so daher schwatzt, werden sie angreifen.“
Kades’Kur grummelte etwas vor sich hin, doch er sah sich wachsam um. Er bemerkte plötzlich, dass die Temperatur anstieg, je näher die Nebelschwaden kamen.
„Wir sind umzingelt. Ich wollte es nur mal sagen“, sagte der Untote leichthin.
Raskur’Claw näherte sich dem Schamanen. „Ich habe ein seltsames Gefühl. Manche sehen schemenhafte Gestalten im Nebel.“
Dann ertönte ein Schrei und sie wandten sich erschrocken um.
„Was...?!“ Kades’Kur starrte den Lich an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
Raskur’Claw rannte ans Ende der Truppe, aufgeregte Stimmen wurden laut, die Tarken waren ehrlich erschrocken über etwas.
„Verion, was geht da vor sich?!“
„Die Neel warnen. Sie haben es nicht so gerne, wenn man in ihre Gebiete eindringt. Vielleicht haben sie den Nebel etwas kochen lassen“, sagte der Lich mit einem leisen Lachen.
„Kochen?“ Kades’Kur funkelte Verion böse an. „Sagtest du nicht, wir wären mit deiner Führung sicher?“
„Nun, das seit ihr doch. Wäre ich nicht hier, hätten die Neel euch wahrscheinlich schon getötet.“
Raskur’Claw kam zurückgerannt und blickte misstrauisch zu dem Untoten.
„Was ist da los?“ fragte Kades’Kur ihn besorgt. „Der Nebel an den Seiten ist so heiß, dass man sich verbrennt!“
„Hier in den Wäldern herrscht ein Nebelvolk“, erklärte Kades’Kur ihm leise. „Es heißt... Neel?“ Kades’Kur wandte sich mit fragendem Blick an den Lich, dieser nickte knapp, denn seine Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt.
„Sie scheinen den Nebel kontrollieren zu können.“
Raskur sah den Schamanen mit zweifelnder Miene an.
„Da!“ Eine Tarkin (heißen die Weibchen so?) zeigte erschrocken in den Sumpf. Alle folgten ihrem Blick.
Für einen kurzen Augenblick konnte man schemenhafte helle Gestalten sehen, ehe sie wieder vom Nebel verschluckt wurden.
Dann erhob sich eine weiße undurchdringliche Wand vor ihnen, breitete sich weiter aus. Kades’Kur befühlte die eigenartige Nebelwand vorsichtig. Sie war auf seltsame Weise stabil und undurchdringlich und ein Weiterkommen schien unmöglich.
Der Lich kletterte leichtfüßig auf einen Baum und stierte über die Wand. „Da scheint einer interessiert an uns zu sein, er arbeitet gegen die anderen“, sagte Verion und schien tatsächlich ein wenig verwundert.
„Was heißt das? Er arbeitet gegen die anderen.“
„Er hat zwar die Mauer gemacht, aber er kühlt den Nebel an den Seiten ab, damit ihr euch nicht verbrennt.“ Der Lich lachte. „Es scheint einen kleinen Rebellen unter den Neel zu geben.“ Verion sprang behände von dem Baum und funkelte den Schamanen der Tarken belustigt an.
„Was sollen wir tun?“
Der Lich zog seine Augenbrauen hoch, und Kades’Kur befürchtete schon, durch diese Regung würde noch mehr Haut abfallen. Viel war nicht mehr übrig. Aber das Gesicht des Untoten veränderte sich nicht. Kades’Kur warf mit Unbehagen einen Blick auf die bleichen Knochen, die durch einige Stellen in seinem Gesicht bereits durchschimmerten.
„Verhandelt mit ihnen.“
„Wie?“
Der Lich grinste gehässig. „Ich würde sagen, du nimmst ein Nebelfetzchen und sprichst es einfach mal an.“
Kades’Kur funkelte ihn zornig an, doch was blieb ihm schon anderes übrig?
Er wandte sich an Raskur: „Ist jemand weiter hinten verletzt worden?“
„Außer leichten Verbrennungen ist nichts passiert“, erwiderte dieser.
Kades’Kur nickte, dann wandte er sich dem Nebel zu. „Volk der Neel! Ich ersuche mit euch zu sprechen!“ rief er.
Keine Antwort.
Kades’Kur sah Verion an, doch dieser zuckte nur belustigt mit den Schultern.
„Wir mussten in euer Gebiet eindringen, denn wir werden gejagt“, fuhr er fort. „Wir wollen keinen Kampf, wir wollen nur hier verweilen.“
Einige Tarken schauten ihren Schamanen argwöhnisch an. Mit wem sprach er da? Mit dem Nebel? Wurde der Alte nun doch langsam wunderlich? Erst lässt er sich mit einem Untoten ein und jetzt spricht er mit Nebelschwaden?
Der Schamane kam sich schon ziemlich lächerlich vor, mit einem silbrigen Fetzen Nebel zu sprechen, der vor ihm in der Luft schwebte, aber ihm fiel beim besten Willen nichts anderes ein, wie er die Neel kontaktieren konnte. Sein Nackenfell richtete sich auf, so deutlich konnte er den Spott seiner Begleiter spüren, die sich über ihn lustig machten.
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