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Alt 15.05.2008, 15:45
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Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
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Das Heil in der Flucht


Nachdem Furios, Häuptling des Clans Furios, den Schamanen Kades’Kur über die Wanderung der Tarken unterrichtet hatte, sowie das der Schamane und der Clan Kara’Daz als Verräter gebrandmarkt wurden, konnten sie nur noch fliehen. Raskur’Claw und sein Bruder hatten eiligen Schrittes die Dörfer des Clans aufgesucht und sie gewarnt. Sie sollten alle kommen und sich beim heiligen Baum sammeln.
Kades’Kur war bei Weitem nicht so schnell und war noch immer durch die Anstrengung des Rituals ausgelaugt, weshalb er auch allein im Schutze des großen Baumes zurückblieb……





Kades’Kur saß auf einen Stein und erholte sich langsam von den Strapazen der letzten Stunden. Das Grass strich zart über das Fell seiner Waden und ließ ihn unverhofft grinsen. Das Schauspiel der Natur konnte ihn nicht mehr richtig erfreuen. Nun hatte sich alles geändert. Sein Clan war nun zur Beute für alle Tarken erklärt worden. Das Wort des Herrschers war Gesetz, aber als Abtrünnige schuldeten sie ihm keine Rechenschaft mehr.
,,Richtig erkannt, Schamane!” drang eine seltsam anmutende Stimme an sein Ohr. Blitzschnell sprang Kades’Kur auf und drehte sich zu dem unbekannten Sprecher. Trotz seines Alters war er noch immer schnell.
Ein Wesen, welches sich unter einen dunklen Mantel versteckte und eine Totenkopfmaske vor dem Gesicht trug, kam auf ihn zu.
Kades’Kur schätzte, daß es ein Mensch war, aber diese Gestalt roch so vollkommen anders. Eine Aura von Leben und Tod umgab dieses “Ding”.
,,Wer seid Ihr und was wollt Ihr!” forderte der Schamane grimmig eine Antwort. Der Fremde blieb stehen und Kades’Kur erschrak.
Um die Gestalt schien das Leben zu entstehen und im selben Moment wieder zu Asche zu zerfallen.
,,Wer ich bin, ist nicht wichtig, nur das ich hier bin.” fegte die Stimme über ihn hinweg. War das Wesen ein Mann oder eine Frau? Er konnte es nicht erkennen, noch anhand seiner Worte heraushören. Auch der Geruch von dem Wesen gab nur noch weitere Rätsel auf. Nur eines wusste der Schamane, es war extrem mächtig. Die wabernde Aura um ihn herum, war für das bloße Auge unsichtbar, jedoch nicht für jene, die auf den Pfaden der Magie wandelten. Es war erschreckend wie stark das unbekannte Ding war.
,,Seid ihr der Todesengel? Die Geisterherrin Ar’Cadia? Oder seid ihr nur hier um einen alten Mann zu töten? Dann macht es schnell, denn ich werde mich nicht wehren.” versank Kades’Kur in einem Schneidersitz und verharrte in dieser Position. Gegen seinem Gegenüber anzutreten war unsinnig. Es war viel zu stark. Falls es seinen Tod wollte, würde er sich nicht wehren.
,,Ihr Tarken seid ein seltsames Volk. Nein, das ist falsch. Eigentlich sind alle Völker seltsam. Euch wurde eine gesamte Welt geschenkt und ihr vernichtet euch gegenseitig. Leider wurde ich überstimmt und muss euch notgedrungen helfen, auch wenn es mir widerstrebt.” versank der Kuttierte immer mehr in seinem Monolog. Kades’Kur verhielt sich ruhig, denn er wollte das Wesen nicht erzürnen.
,,…Aber um eure Frage kurz zu beantworten. Ja und Nein. Ich kann ein Todesengel sein, ich kenne die Geisterherrin Ar’Cadia und nein, ich will und werde euch nicht töten. Ich bin nur hier, um euch einen Rat zu geben.” In diesem Moment wehte eine kalte Böe über den Boden. Die Bäume zitterten im Wind, aber der Umhang des Wesenheit rührte sich nicht. Selbst das Grass in seiner Nähe schien vor der Witterung gefeit zu sein.
,, Und der wäre.” erdreistete sich Kades’Kur und ignorierte die Konsequenzen für sein vorschnelles Handeln.
,, Ich sollt in die Sümpfe ziehen. Die Fango-Sümpfe um genau zu sein. Dort werdet ihr einen Lich treffen. Ein Untoter. Verion der Eisige ist sein Name. Er wird auf euch warten und eurer Volk führen. Vertraut ihm. Ihr wird euch in die Eisberge führen. Hütet euch vor den Nebeln und fallt nicht auf das Spiel anderer herein. Zieht nicht in die Eistundra, dort erwartet euch nur der Tod. Solltet ihr hier bleiben, werdet ihr sterben.” fasste sich die vermummte Gestalt kurz.
,,Und warum sollten wir euch trauen? Ich kenn euch nicht einmal.” merkte der Schamane an.
,,Das werdet ihr wohl müssen!” zischte das Wesen und zerfiel plötzlich. Als hätte es aus nichts anderem als vertrocknetem, sprödem Lehm bestanden. Und selbst der Staubhaufen löste sich innerhalb weniger Augenblicke auf.
Was immer es war, es musste ein Geist gewesen sein, dachte Kades’Kur. Ein extrem mächtiger Geist. Aber konnte man ihm auch vertrauen? Es war nicht leicht, denn nicht jeder Geist wollte dem Sterblichen Gutes tun. Im Gegenteil. Oft waren sie es, die die Sterblichen in tödliche Fallen schickten und sich über ihr gesätes Unheil amüsierten.
Es gab kein zurück. Seine Entscheidung war gefallen. Gerade noch rechtzeitig, denn er sah wie sich ein Meer von tanzenden Lichtern in der Dunkelheit der Wälder auf ihn zu bewegte. Tarken. Dutzende Tarken des Clans Kara’Daz schoben sich auf ihn zu, allen voran Raskur’Claw.
,,Das Hauptdorf ist geräumt. Einige musste ich “überzeugen” mitzukommen.” grinste Raskur und zeigte mit den Zeigefinger auf einige übel zugerichtete Krieger, denen man deutlich Raskur’s Behandlung ansah. Schmutziges, gesträubtes Fell wie auch ausgerissene Stellen und einige blutende Wunden waren deutlich, selbst in der Nacht zu erkennen.
,,Und euer Bruder? Hatte er ebenfalls Erfolg?” fragte Kades’Kur vorsichtig nach.
,,Mein Bruder ist ein Idiot. Er hat das zweite Dorf angestachelt für einen Kampf. Er glaubt an einem Sieg. Dieser räudige Mistkerl!” fluchte Raskur’Claw verhalten.
,,Das letzte Dorf? Was ist mit ihnen?” Aber als sein Gegenüber mit den Kopf schüttelte, wusste Kades’Kur, daß sie allesamt tot waren. Dann gab es kein zurück mehr. Er musste den letzten Rest seines Clans schützen. Egal, wie viel er nun zurücklassen musste.
,,Wir brechen auf. In die Sümpfe. Unsere Fährte und unseren Geruch können sie dann nicht mehr folgen. Wir gehen am zerstörten Dorf der Ainmil’Anahm vorbei, dort wird der Rauch der verbrannten Ruinen unseren Geruch verbergen, dann ziehen wir an der Felswand vorbei direkt zum Sumpf. Sammelt eure verbliebenen Jäger, eilt voraus und späht den Weg für uns aus.“ flüsterte der Schamane leise in das Ohr von Raskur. Dieser nickte und erklärte sich einverstanden. Im Gegensatz zu Brakes war sein Bruder mit vielen Jäger befreundet und hatten ein perfektes Zusammenspiel entwickelt.
Nur ein Fauchen genügte und einige Jäger lösten sich aus der Gruppe und folgten Raskur‘Claw mit leisen, schnellen Schritten.
,,Freunde.“ erhob sich der alte Schamane langsam.,, Ich habe mit den Geistern gesprochen und es scheint als wäre unsere Zeit hier zu Ende. Einer meiner Vertrauten hat mir von den neuen Entschloss des Herrscherclans berichtet. Wir wurden als Verräter verurteilt.“ Ein Raunen ging durch die Menge. Ungläubige, besorgte Stimmen machten die Runde. Man wollte den Schamanen nicht wirklich glauben, des konnte nicht wahr sein.
,,Ich verstehe euer Misstrauen, meine Freunde. Vertrauen hat in unserer Kultur große Bedeutung, deshalb werde ich euch alles erzählen, was ich weiß.“ machte Kades‘Kur eine kurze Pause um Luft zu holen und berichtete seinen Clan von den Plan des Herrschers.
,,Die jüngsten Angriffe auf unserer Dorf sind nur Warnungen. Tarken, die von der Dürre ausgelaugt und nur noch nach Fleisch lechzen, sind nur der Anfang. Dieses Verhalten rührt daher, daß wir allesamt zur Beute erklärt wurden. Wir können hier bleiben und unsere Heimat verteidigen und dabei einen grausamen, sinnlosen Tod sterben oder ihr folgt mir. Die Geister zeigten mir einen Weg in die Freiheit, da sie im Vergleich zu unserem Volk uns nicht aufgegeben haben…..“ Allerdings schien die mitreißende Rede keinen wirklich zu überzeugen. Immer noch starrte man ihn ungläubig an oder tuschelte untereinander.
,,Ich werde in die Sümpfe aufbrechen. Keiner ist gezwungen mit mir zu kommen. Ich kann euch nur raten mir zu folgen. Wer jedoch an einem Sieg glaubt, sollte sich vor Augen halten wie viele von uns bereits gestorben sind und dies waren NUR Späher. Die Vorhut, wenn ihr so wollt. Ihr könnt ja raten, was noch auf euch zu kommt!“ damit wandte sich Kades‘Kur von seinem Brüdern und Schwestern ab, denn er hatte erreicht, was er wollte. Zweifel. Er wollte nur den Zweifel unter ihnen sähen. Die Wirkung trat rasch ein. Viele Tarken marschierten hinter den ergrauten Schamanen her. Andere blieben erst ratlos zurück, aber entschlossen sich doch ihn zu folgen. Während sie langsam ihre Heimat verließen und einer ungewissen Zukunft entgegen schritten , stellte sich Kades‘Kur nur immer wieder eine Frage:,, Habe ich richtig gehandelt.“
Vielleicht wird die Zukunft ihm eine Antwort geben……
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