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Alt 30.12.2012, 21:34
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Waldelfe
 
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Post Rückmeldung zu meinem Schreibstil

Servus Leute!

Ich bin eher zufällig über dieses Forum gestolpert, finde es aber sehr ansprechend und hab' mich dann gleich angemeldet.

Ich arbeite seit einiger Zeit an einem, naja, Werk. Also einer Geschichte oder auch Buch in einer Fantasiewelt. Bis jetzt hat das Geschriebene aber noch niemand zu Gesicht bekommen, deswegen dachte ich mir ich stelle hier mal einen kleinen Ausschnitt hinein. Grund dafür ist eigentlich nur meine Unsicherheit über meinen Schreibstil. Kommt er gut an? Was kann man verbessern? Auf was sollte ich besser achten? Es wäre sehr nett, wenn hier ein paar ihre unabhängige Meinung posten würden.

Der Text ist eigentlich nur ein Ausschnitt, weder zu Anfang noch zu Ende der Geschichte und beschreibt im Grunde genommen nur eine Stadt.

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Würde man die Lebewesen in der Welt nach einer, großen, reichen, im Überfluss lebenden Stadt fragen, so würde Reodeuk, die Hauptstadt des Myanerreichs sicher als erster Name fallen. Doch auch wenn es eine arme, mit Unglück durchflutete Metropole zu beschreiben galt würde wohl auch diese Stadt genannt werden.

Reodeuk ist ein Ort der Gegensätze. Als Machtzentrum der Myanischen Regierungsmacht, als Versorgungszentrum eines Weltreichs und als Wohnort für Millionen von Lebewesen, scheint sie sich eine Aufgabe aufgebührt zu haben, derer sie nicht gewachsen ist. Regierungspaläste, prunktvolle Wohnungen und riesige Prachtbauten auf der einen Seite. Auf der anderen Seite genauso riesige Armenviertel, verdreckte Straßen und zerlumpte Menschen, welchen kaum ein Lichtstrahl der Hoffnung in ihrer armseligen Existenz verhilft.

Die Armut ist groß, doch die Furcht vor dem Regime und dem Großkanzler ist größer, jeder sehnsuchtsvolle Blick auf die reichen Nachbarländer von denen die Lebewesen hören wird argwöhnisch beobachtet, jedes Murren, jede Beschwerde kann ein Grund sein, seine Arbeit zu verlieren oder in das Stadtgefängnis geworfen zu werden. Und die Angst davor ist groß. Das Gefängnis von Reodeuk ist berüchtigt; berüchtigt für seine Grausamkeit und die Tatsache, dass eine Freilassung nur unter seelischen Verletzungen oder dem Tod möglich ist. Der Gefängniskomplex ist riesig, größer noch als alle Regierungsgebäude sowie der Kanzlerpalast zusammen. Eine Größe, welche auch nötig ist – aus dem ganzen Reich werden Gefangene eingefahren, für jedes größere Vergehen, und das muss in Mya bewahre nicht viel sein, kann man festgenommen und anstatt in die Provinzgefängnisse nach Reodeuk kommen.

Würde man über der Reodeuk schweben, und einen weitscheifen Blick auf das Stadtbild werfen, so würde sich einem ein seltsam symetrischer, aber im gleichen Zuge auch asymetrischer Anblick bieten. Das Zentrum der Stadt ist der Larot, ein rund siebzig Heros (Anm. ca. 30 Meter) hoher, leicht kegelförmiger und auf der Spitze abgeflachter Hügel. Auf der Spitze dieser Anhöhe thront, über die gesamte Metropole herschend, der Regierungspalast der Kanzlers und seiner Berater, ein weitschweifiger Prachtbau, vollkommen aus weissen Ziegeln erbaut, mit einem goldenen Dach und anmutigen Statuen auf demselben. Dem Gebäude vorgelagert befindet sich ein großer Park, mit saftig grünem, akkurat geschnittnen Rasen, durchschnitten von einem, aus matt glänzend weissen Kieselsteinen bestehenden Weg. Dieser endet an einem riesigem, schwarzem, doppelflügigem Eisentor, in dem auf der oberen Seite dessen Streben ein Spruch geschrieben steht:

Ehre und Stolz für Mya, dem Stern im Schmutze der Unwissenden.

Ein Spruch, welcher zeigt, was die Führer dieses Landes von ihrem Werke, dem Reich von Mya halten und ein Beweis für die allgegewärtig erscheinende Herabblasenheit, welche der Kanzler für die übrigen Reiche und Familien über hat.

Das Tor ist der einzige Aus- und Eingang des Parks und schafft ein Lücke in der wehrhaften Mauer, welche den Palast umringt. Diese ist hoch, zwei große Männer, welche sich aufeinander stellen würden, könnten nicht darüber sehen. Auch ist sie dick, und an Aussen- und Oberseite von spitzen Stacheln gesäumt, welche zeigen, dass sich auch die Herrschaft vor einer gegnerischen Macht durchaus fürchtet, seien es die eigenen Untertanen, oder auch ein fremdes Volk. Doch dies wurde – gewollt oder ungewollt – kaschiert; grüner Efeu bewächst die Mauer und verdeckt die Stacheln, Silberbäume stehen aufgereiht am Laufe der Innenseite und schenken dem Ganzen einen etwas friedfertigeren Anblick.

Der Kiesweg welche vom Palasttor wegführt und den ganzen Park verläuft wandelt sich ab dem Tor in eine genauso breite aber diesmal komplett aus prächtigen, weissen Pflastersteinen bestehenden Straße. Diese schlängelt sich, gesäumt von weiteren Gebäuden, den Wohnhäusern hoher Beamten oder Generälen, Ordinationen von Ärzten und Gelehrten - die Oberschicht also, sei es in politischer oder finanzieller Hinsicht – in großzügigen Kreisen den gesamten Hügel herab und endet wieder an einem Tor, dem Durchgang der Hauptmauer des Reichen- und Regierungsviertel, viel höher und breiter noch als die des Palastgartens. Die Anordnung der Villen, welche die Straße säumen ist einer ungeschrieben Regel nach angeordent; so herrscht die Einigkeit, dass je weiter oben, also höher und damit näher am Palaste, ein Gebäude steht, wichtiger ist. Da die Villen aus Platzmangel sehr eng aneinnander gebaut sind, sehen sie aus der Ferne besehen in ihrer Gesamtheit wie eine Schlange aus, welche des Hügel zu erwürgen versucht. Eine weiter – diesmal gesetzlich vom Kanzler vorgeschriebene – Regelung betrifft die Architektur dieser. So darf ein Gebäude höchstens 10 Heros hoch sein, um den Blick auf den am höchsten gelegenen Palaste nicht zu verdecken. Die höheren, wichtigeren Lebewesen sehen nun von ihren, natürlich genauestens 10 Heros hohen Gebäude auf die ebenfalls so hohen Gebäude ihrer Konkurrenten hinab, zeigen diese Obrigkeit also eindeutig. Somit sieht der gesamte Larot wie ein mit Schindeln bedeckter Kegel aus, welcher von einer hohen Mauer vom Reste der schmutzigen Stadt abgetrennt lebt. Wie eine andere Welt. Wie eine von Konkurrenzdenken, Hass, Neid und Missgunst strahlende andere Welt.

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Vielen Dank schon einmal!
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scio me nihil scire - ich weiß, dass ich nichts weiß
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