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Alt 30.11.2015, 20:05
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Alihadzi Alihadzi ist offline
Drachentoeter
 
Registriert seit: 11.2015
Ort: Xandoria
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Mit großem Interesse und tief beeindruckt habe ich Eure Beiträge gelesen – und mich zu meiner Schande stellenweise wiedererkannt...

Wenn man sich zur glücklichen Kategorie der Hobby-Autoren zählen darf, die zwar Geld verdienen wollen, aber nicht unbedingt müssen, dann genießt man zumindest den Luxus, nicht auf der Welle der aktuellen Bestseller schwimmen zu müssen und sich krampfhaft Vampirgeschichten mit viel Biss und Erotik ausdenken. Und wenn man als Hobby-Autor „eigentlich“ nur für sich und seine Liebsten, eventuell noch für den einen oder anderen Fantasy-Fan aus dem Freundeskreis geschrieben hat, hält man doch mit vor Stolz geschwellter Brust das erste gedruckte Exemplar in den Händen und dann, muss ich als Debütant unverhohlen zugeben, schleichen sich schneller als man denkt die „kommerziellen“ Gedanken ein: Werbetrommel rühren! Facebook! Tägliches Googeln nach Pressemitteilungen! Absatzzahlen des Verlags checken! Leserbewertungen suchen! Man verfällt sichtlich in blinden Aktionismus. Und sukzessive melden sich die Befürchtungen: Was, wenn die Rezensionen nicht wie erwartet ausfallen? Was, wenn keiner mein Buch kaufen will? War dann alles umsonst?

EIGENTLICH wollte man schon längst am nächsten Buch arbeiten, Figuren ausarbeiten, den Plot vervollständigen, ABER man fühlt sich wie gefesselt, gelähmt, steckt fest im Sumpf dieser gemischten Gefühle. Und mit der Zeit wächst die Enttäuschung und es folgt die Ernüchterung, weil der „Durchbruch“, den man sich sehnlichst gewünscht hat, nicht kommt. Spätestens dann wird es höchste Zeit, sich wieder an die Zeit des Schreibens zurückzubesinnen. Mit welcher Freude und Euphorie man ans Werk gegangen ist! Wieviel Spaß es den Lesern aus seinem persönlichen Umfelds bereitet hat! Das ist doch genau das, was man sich ursprünglich zum Ziel gesetzt hat, oder? Warum also hat sich jetzt die Einstellung zum Schreiben geändert?
Stolz, Eitelkeit, Hoffnung, Angst vor Misserfolg? Die Fülle der gemischten Gefühle kann für das nächste Projekt durchaus kontraproduktiv wirken, sogar zu Schreibblockaden führen. Ich weiß, wovon ich rede! Auch ich hatte als stolzer Debütant einige Wochen unter diesen Gefühlen gelitten. Bis ich mir wieder in Erinnerung gerufen hatte, wie unbeschwert und anregend die Schreiberei sein kann, wenn man sich von Gedanken über Pressemitteilungen, Rezensionen, Werbung und Einnahmen wieder befreit. Man muss sich zwingen, den Schalter im Kopf umzulegen, was nicht so einfach ist, wie es sich sagt – sonst gäbe es viel mehr Nichtraucher…

Man sollte sich hin und wieder selbstkritisch den Spiegel vorhalten (was Eure Beiträge übrigens hervorragend geleistet haben) und rechtzeitig die Spur wechseln, sich auf das Besinnen, was man wirklich möchte –kreativ und ohne Zwänge Geschichten zu schreiben.
Ich muss zugeben, dass ich beim Stöbern nach einem Fantasy-Forum auch einen Gedanken an die Möglichkeit der Eigenwerbung verschwendete , aber keine Sorge, ich habe rechtzeitig den Schalter in meinem Kopf umgelegt. Schreiben soll nach wie vor eines meiner Leidenschaften und Hobbys bleiben. Erfolg ist schön, aber nicht die eigentliche Triebfeder.

Ich muss an dieser Stelle auch mal ein dickes Lob aussprechen, denn einige der Beiträge, die ich in den letzten Tagen gelesen habe, sind wirklich interessant und lehrreich – und ich lerne noch gerne dazu.

Danke dafür!
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"Logik wird dich von A nach B bringen, Phantasie wohin du willst"
Albert Einstein
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