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Alt 12.11.2012, 10:32
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
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Nun waren bereits vereinzelte Worte der Ankömmlinge zu vernehmen.
"Noch bei Kräften...völlig unverständlich...nein, ungebrochen...Volovin - Thano, ich werde mein Bestes versuchen..."
"Ach bah!" spie eine laute Skriggstimme erbost aus. "Ich hab genug seiner Sorte fallen sehen. Schwach sind sie, wehleidig. Dieser shluffgrimm stützt sich nur noch auf seine letzten Reserven vor dem Kollaps. Ein Griff an der richtigen Stelle, und er fällt in sich zusammen wie ein nasser Sack!"
Feldan lächelte still in sich hinein. Was diese Flohteppiche nicht ahnten: er verstand ihre Sprache mittlerweile recht gut und konnte sich auch ein wenig in ihr ausdrücken. Sie redeten fast immer, wenn sie in seiner Nähe waren, meist imponiersüchtiges Gockelgehabe, doch die anfänglich undefinierbaren Zisch-, Knurr- und Belllaute fügten sich ihm bald wie die Teile eines bizarren Mosaiks zusammen. Es war ihm nicht schwergefallen, den Sinn hinter all dem herauszufinden. Vielleicht lag es an seiner göttlichen Bestimmung, oder an irgendetwas das sie in den widerlichen Brei taten, oder es war einfach ein bisher unentdecktes Talent von ihm. War das wichtig?
Vorerst hatte er sein Wissen vor ihnen verborgen, um seine Kerkerwächter nicht am Weitersprechen zu hindern, und hatte weiterhin gelernt. Er vermutete, dass er mittlerweile wohl wie ein kleines Kind reden konnte, oder wie ein Dummkopf. Er genoss die Vorfreude auf den großen Auftritt, den er gleich zum Besten geben würde, nun da die Ereignisse wohl etwas dichter um ihn herum geschehen würden...
"Ich höre und gehorche, Volovin - Thano. Ausbreitung deiner Persönlichkeit auf meine Kosten." Dann trat die kleine Gruppe in die Höhle. Es handelte sich um einen gewaltigen Skrigg in kostbaren, geraubten Gewändern, der wohl immer bemüht war wenigstens einen Kopf größer zu wirken als er war. Ein weiteres Schakalswesen war nackt bis auf eine Menge klimpernder Sachen, welche an Schnüren rings um es baumelten. Es war etwas schmaler und feingliedriger als die anderen, wohl ein Weibchen. Die vier übrigen waren die typischen Köterraufbolde, welche hier in Scharen herumschlichen. Einer von ihnen hielt eine Fackel hoch.
Der Irre an der Wand begann zu toben und sich spitze Schreie ausstoßend in seinen Ketten zu verrenken. Der große Skrigg sagte "Bringt das Tier zum Schweigen", doch er schaute Feldan dabei an. Einer der Skrigg zog eine kleine Keule aus dem Gürtel und hieb sie dem sich windenden über den Schädel, doch Jeggo waren eine zähe Brut. Erst nach dem fünften Versuch sackte der Bleiche in seinen Ketten in sich zusammen und hing still.
"Und der Wolkenbrenner ist noch immer stur und verweigert jede Zusammenarbeit?" fragte der Große, noch immer Feldan anstarrend wie ein Hund das Kotlett.
"So ist es leider, Volovin - Thano," sprudelte es aus dem Weibchen heraus. Offenbar war es ihm untersagt, ihren Obermotz unaufgefordert anzureden. "Es ist mir noch nicht gelungen herauszufinden, welcher Art das Band ist, das beide scheinbar miteinander verbindet, doch soviel habe ich verstanden: es ist eine Art von Freundschaft, welche über unser Verständnis hinausgeht..."
"Weil du von Anfang an an der falschen Stelle gesucht hast, fruppa! ER ist die Quelle dieser Bindung, das ist doch wohl klar! SEIN Wissen brauche ich, um mir das Biest gefügig zu machen! Also an die Arbeit, und sei erfolgreich...!" Hastig begann das Weibchen Amulette zu sortieren und Blätter mit undefinierbaren Substanzen zu öffnen. Der Große kam ganz dicht zu Feldan heran und hechelte seinen heißen, stinkenden Atem in sein Gesicht. "Auch wenn du kein Wort kapierst, ich verrat es dir trotzdem: du wirst die Ehre haben, mich zum ersten Skriggkönig zu machen, der nicht nur der Erde, sondern auch der Lüfte gebietet." Hastiger wurde sein Reden, aufgeregter. "Und so wirst du mich zu einem gottgleichen Wesen machen, allmächtig unter allen Skrigg! Niemand wird es mehr wagen, mir seine Gefolgschaft zu verweigern oder einfach sich davonzumachen. Die Widerständler, die noch immer nach diesem Weichzahn Arngshsziss schreien, sie werden sich rottenweise um mein Banner scharen. Volovin der Allmächtige, der den Wind reitet, Than der Thane! Niemand wird mich jemals vergessen!" Jetzt stammelte er geradezu. "Was man von dir nicht wird behaupten können, Affe-ohne-Fell. Ich werde lachen, wenn sich deine dumme, stolze Aufrichtigkeit in Schreie der Agonie auflöst..."
"So bekommst du niemals einen Sohn, Flohfarm, wenn du dir vorher alles in den feinen Zwirn machst."
Feldan schaute in die verdutzten Hundegesichter vor sich, und ein lautes Lachen brach aus ihm heraus, das unangenehm in seinen Wunden pochte. Zeit zu spielen!
Der Große schrie aufgebracht irgendetwas, das Feldan nicht verstand, und das Weibchen schüttete hastig ein gelbliches Pulver über Feldan. Es roch nicht einmal unangenehm. "Meinen Dank, Lady, doch wie Ihr an meinem Gesicht erkennen könnt kommt Schminke für mich zu spät."
Die Skriggfrau stimmte einen tiefkehligen Singsang an, und schon im nächsten Moment spürte Feldan der Griff, in dem er sich plötzlich befand. Sein normales Bewusstsein brach zusammen, und er fand sich auf einer Ebene wieder, die wesentlich tiefer lag als Denken und Fühlen. Und er erkannte die grünbraunen Wurzelranken, die aus dem Nichts kommend sich um ihn wanden und sich forschend und suchend in sein innerstes Selbst bohrten. Er spürte keinen Schmerz, dennoch war seine Belustigung mit einem Schlag verflogen. Dies war eine Bedrohung beispiellos gegen alles was er bislang erlebte. Eisiger Schrecken ergriff ihn, als er spürte wie Teile seines Wesens von ihm gerissen wurden. NEIN! NICHTS KANN GESCHEHEN DASS NICHT NACH MEINEM WILLEN WÄRE!
Und es erwachte, was in ihm verborgen lag; schwarz, wachsam und scharfschnäblig. Mit Elan schoss es heran und zerfetzte die Ranken mit Schnabel und Flügelhieben. Nichts was ein armseliges sterbliches Geschöpf geschaffen hatte vermochte vor ihm bestehen.
Die Skriggschamanin taumelte zurück, Blut rann ihr aus Nase, Mund, Ohren und Augen. "Was ist passiert?" bellte der Große zornig. "Schaffst du es nicht einmal, diese halbtote Ratte..."
"Hrashnud Grül!" schrie die Schamanin blutspuckend. "Sein ist alle Macht, denn er ist Hrashnud Grül, Than unter den Thanen!" Der Große tat ein wildes Geheul, zog eine breite Klinge unter dem Gewand hervor und spaltete die Taumelnde von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte.
Das Lachen kehrte zu Feldan zurück. Gewonnen, wieder einmal! Er liebte sein Spiel. "Einen lausigen Durant für deine Gedanken, Köterfresse. Nur zu, zerhacke mich doch gleich mit, und reite Kröten und Ratten!" Tränen brannten in seinem Auge, und er schloss es.
Da vernahm er neue Geräusche: zwei lange schmale Klingen, die mit dem feinen Surren von Wespen durch Luft wie Fleisch glitten, und das Pfeiffen eines breiten Metallblattes, das klatschend in etwas Weiches drang und mit schmatzendem Geräusch wieder herausgezogen wurde.
Lange über jede Fähigkeit des Staunens hinaus, erkannte er den schweigsamen Spatenschwinger, und - oha! - er hatte wohl seine Freundin gleich mitgebracht. Diese Party wurde immer vielversprechender.
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Die klügsten und kreativsten Menschen werden von den phantasielosesten Vollpfosten niedergeschossen.

Geändert von Formorian (12.11.2012 um 10:54 Uhr)
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