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Alt 06.11.2012, 10:42
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
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Der Anblick presste ihm ein verzweifeltes Stöhnen ab. Der leblose Körper der Gebieterin lag in einer großen Blutlache wie ein achtlos hingeworfener Haufen Pelze. Dass sich die Aulustochter nicht zurückverwandelt hatte, deutete die schlimmste von allem Möglichkeiten an. Er hörte die Skrigg langsam und vorsichtig näherkommen.
"Meisteriin?", winselte der Jeggo entgegen aller Hoffnung.

"Wird man dich denn überhaupt nicht los?", erklang IHRE unwillige Stimme da unerwartet. Hinter dem immer noch reglosen Körper bewegte sich etwas, dann erhob sich ein rauchgrauer Schatten auf die Hinterbeine. Es war nicht der Wolf und auch nicht das Menschenweibchen, sondern eine Verbindung aus beiden, so wie es die Tochter des Mächtigsten ja auch in Wirklichkeit war. Die Gestalt reckte sich zögernd und sah sich um. Dann fiel ihr Blick auf den Kadaver zu ihren Füßen und das wölfisch-menschliche Gesicht wurde starr.

"Meisteriiin!", ächzte Neroros ungläubig. "Was ist mit Euch geschehen? Was wird der Gewaltige Aulus jetzt mit dem armen Neroros anstellen, der Euch nicht geschützt hat?"

"Was geht mich das an? Ich wollte deinen 'Schutz' nie. Geh und verkriech dich doch irgendwo!" Der Schatten sah immer noch auf den toten Körper hinab. "Das brauche ich jetzt nicht mehr, denke ich. Kein Blut mehr, keine Schmerzen. Keine Gefühle." Sie hob den Kopf und blickte in die Ferne. "Keine Bindungen mehr."

"Meisteriiin? Wie ist es möglich, dass Ihr lebt, obwohl Ihr tot seid?"

"Bin ich nicht eine Tochter des ältesten und ersten Gottes? Wie könnte die Waffe eines Sterblichen meine Existenz vollständig beenden? Auch ich begreife das jetzt erst: Mein wahres Leben beginnt in diesem Augenblick. Nichts kann mich mehr aufhalten." Nortias Augen glühten rot auf, als sie die ersten Skrigg durch das Gestrüpp brechen sah und sie fletschte Zähne, die denen ihres sterblichen Wolfskörpers in nichts nachstanden. Womöglich waren sie sogar noch schärfer als diese. Die Schakalmenschen erstarrten und zogen sich dann entsetzt zurück. Lautes Geschrei hallte über das Schlachtfeld. Das entlockte Nortia ein zynisches Grinsen. Ihre kleinen Verwandten fürchteten nichts Lebendes, aber einen Geist oder Gott konnten sie nicht zerreißen. Sie würden ihr keine Schwierigkeiten mehr machen. Niemand würde das mehr können.

"Meisteriiin, wohin werdet Ihr Euch jetzt wenden? Bitte erlaubt diesem Elenden, Euch weiterhin zu folgen und zu dienen! Ich flehe Euch an! Ich will versuchen, mein Versagen an Euch wieder gut zu machen." Der Jeggo fiel zu ihren Füßen auf die Knien und versuchte ihre Zehen zu lecken. Angewidert trat Nortia einen Schritt von ihm zurück. Sie war erstaunt, wie wenig ihr der Wolfskadaver bedeutete, der dort hinter ihm liegen blieb.

"Du willst Aulus´ Zorn beschwichtigen", sagte sie verächtlich. "Aber das wird dir nicht gelingen, indem du mir nachläufst. Ich werde nie wieder jemandem dienen, ihm nicht und auch sonst niemandem. Ich gehöre nur noch mir selber."

"Meisteriiin wird sich gegen den Gewaltigen doch nicht auflehnen?!"

"Ich bin seine Tochter, nicht sein Eigentum. Und ich habe Rechnungen zu begleichen."

Der Schatten Nortia Auslutochters ließ sich auf seine vier Pfoten fallen und lief schneller und lautloser davon, als ein lebender Mensch oder Wolf das jemals gekonnte hätten. Und schneller, als ein Jeggo ihm zu folgen vermochte. Neroros sank vor sprachlosem Kummer ganz zu Boden. Er war tot! Der Gewaltige würde ihn vor Zorn in unzählige blutige Fetzen zerreißen! Er ...

Ein weiterer Knall ertönte und der Körper des Jeggo sackte getroffen zur Seite, neben den des Wolfs.

Geändert von Hobbyschreiber (06.11.2012 um 10:46 Uhr)
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