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Alt 05.09.2012, 21:06
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Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
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Danke!

Aloha allemiteinander,

wie schon beim letzten Mal möchte ich euch ein ganz dickes Danke! sagen.

Ich freue mich über sehr darüber, dass ihr euch die Zeit nehmt den Text zu lesen, zu verbessern und Anmerkungen dazu zu machen.
Ich muss sagen, da sind einige Dinge bei, auf die ich allein nie gekommen wäre. Das überzeugt mich davon, wie wertvoll dieses Forum sein kann. Große Klasse!
Und natürlich - und das möchte ich keinesfalls unerwähnt lassen - freue ich mich sehr über euer Lob.
*verneig*

Ich habe erst überlegt, die Verbesserungsvorschläge schon jetzt einzubauen, habe mich aber dazu entschieden, es "zum Schluss" zu machen. Sprich: wenn alle "Teile" schon einmal "gegengelesen" wurden. Am Ende des Threads wird dann die überarbeitete Fassung stehen.

Lust auf den nächsten Abschnitt?


Wie alt mochte sie gewesen sein? Acht? Neun? Spielte es überhaupt eine Rolle? Jedenfalls war sie noch jung genug, um ihre freie Zeit mit den anderen Kindern auf der Straße zu verbringen, aber schon alt genug, dass ihr Vater sich langsam nach einem Haushalt für sie umsah, in den sie einheiraten konnte. Was ihr Vater damit bezweckte, wenn er immer wieder fremde Leute ins Haus brachte, hatte sie damals nicht gewusst. Sie hatte zu solchen Anlässen stets in ihr bestes Kleid anlegen müssen und sollte sich besonders brav und sittsam benehmen. Also tat sie, was von ihr, als Tochter aus anständigem Hause, erwartet wurde und harrte gelangweilt aber geduldig aus, bis diese Treffen wieder vorbei waren.
Als wieder eine dieser Zusammenkünfte stattfand, wurde ihr der Fremde als Kaufmann aus
coenobium Astnide vorgestellt. Astnide, erklärte ihr Vater, sei knapp eine Tagesreise entfernt, und daher wäre es eine ganz besondere Ehre, dass sich der Herr die Zeit genommen hatte, sie zu besuchen. Er selbst benahm sich an diesem Tag außergewöhnlich gastfreundlich: Aus einer seiner Truhen, die er immer abgeschossen hatte und die sie nie hatte anrühren dürfen, holte er eine verstaubte Flasche und trug währenddessen ihrer Mutter auf, die besten Becher zu bringen.
Ihre Mutter, die damals mit dem vierten Kind schwanger ging, stellte die geforderten Trinkgefäße auf den polierten Holztisch. Gerade als sie sich wieder zurückziehen wollte, riss der Mann seine Hand vor den Mund und hustete.
Sie hätte sich nicht daran erinnert - ganz gewiss nicht nach all den Jahrzehnten, die seitdem ins Land gegangen waren - hätte ihre Mutter nicht diesen seltsamen, besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht bekommen, als sie die Handfläche des Gastes sah.
„Leidet ihr schon lange an diesem Husten?“, fragte ihre Mutter.
Der Gast nickte. „Fast eine Woche.“
Ihre Eltern tauschten einen Blick. Dann wandte sich ihr Vater an sie: „Mathilde. Ich möchte, dass du das Haus verlässt. Geh nach draußen und spiel mit deinen Freunden.“
Verwirrt zupfte sie an ihrer Cotte, wollte einwenden, dass sie beste Kleidung trug, aber ihre Mutter fuhr ihr über den Mund: „Das ist gleichgültig. Versuch einfach dich nicht dreckig zu machen. Ich hol dich dann wieder herein.“ Sie schob ihre Tochter hastig durch die Tür und verschloss sie hinter ihr.
Mathilde überlegte, ob sie der Aufforderung ihrer Mutter nachkommen, und sich jemanden zum spielen suchen sollte.
Aber dann siegte ihre Neugier. Sie lief um das Haus herum, presste sich an die Mauer und spähte durch eine kleine Fensternische hinein.
„… möchte euch nicht beunruhigen, aber es sieht böse aus“, sagte ihr Vater, den sie von dort wo sie stand nicht sehen konnte.
Ihre Mutter huschte an dem Fenster vorbei. Mathilde duckte sich. Dann hörte sie ihre Mutter mit Geschirr hantieren. Mathilde brauchte sie nicht zu sehen, um zu wissen, was sie tat. Sie hatte Mörser und Stößel deutlich vor Augen. Ihre Mutter hatte ihr schon oft gezeigt, wie man damit umzugehen hatte: Welches Kraut Schmerzen lindern konnte, welche Wurzeln man aufkochen musste, wenn jemand fieberte. Mathilde wunderte sich allerdings darüber, dass ihre Mutter ihre Tinkturen zubereitete, obwohl sie Besuch hatten. Sie hatte ihrer Tochter immer sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass dies ein Wissen sei, das unter keinen Umständen mit Fremden geteilt werden durfte.
„Ihr solltet dringend nach einem Arzt schicken lassen. Oder besser noch ein Hospital aufsuchen,“ riet ihr Vater.
Der Fremde klang belustigt, als er antwortete: „Mir ist ein Zimmer in einer schäbigen Herberge um einiges lieber, als ein Besuch …“ Er keuchte und ein erneutes Husten hielt ihn davon ab, weiter zu sprechen.
„Er hat recht“, pflichtete ihre Mutter bei. „In einem dieser elendigen Hospitäler holt er sich nur den Tod.“ Sie lief wieder am Fenster vorbei. Mathilde konnte ihre Schritte hören. Dann hielten sie plötzlich inne und ihre Mutter zischte direkt über ihrem Kopf: „Mach, dass du verschwindest, Kind! Lass dich nicht mehr hier sehen, bis ich dich rufe. Hast du verstanden?“
Das zornige Gesicht ihrer Mutter ließ sie davon laufen.
Das war das letzte Mal, dass sie es hatte sehen dürfen.



Es grüßt euch

Nephthys
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Wieso eigentlich ... sind Drachen weise? Das sind Echsen, liebe Leute. Echsen! Habt ihr euch schon mal nen Gehirn von einer Echse angeguckt? Himmel! Da haben meine Meerschweinchen größere Gehirne - und die finden nicht mal den Weg aus ihrem Käfig raus.
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Wer sich für Fantasy, Kurzgeschichten, Betrachtungen zur Sci-Fi, darstellerisches Handwerk, Computerkunst, Rezensionen, Biologie, Histologie, Taxonomie ... interessiert, der wird hier fündig: Marinas (fantastische) Welt

Geändert von Nephthys (05.09.2012 um 21:08 Uhr) Grund: Edith beseitigt Wortwiederholung ...
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