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Alt 15.07.2013, 13:26
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FrankSonnebach FrankSonnebach ist offline
Kobold
 
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Warum ich die Todesstrafe in der Theorie befürworte
Ich persönlich bin ein Befürworter der Todesstrafe, auch wenn sie mit dem aktuell angestrebten Zweck der Bestrafung nicht kompatibel ist. In unserem Land ist die Strafe kein bloßes "Begleichen" einer Schuld, der wichtigste Aspekt ist die Resozialisierung des Straffälligen.

Bereits beim Verurteilen von Verbrechern wird also miteinbezogen, dass diesen zu einem späteren Zeitpunkt eine Wiedereingliederung ermöglicht werden soll. Aus diesem Grund wird die Todesstrafe von vornherein ausgeschlossen und durch Therapien ersetzt, die besonders gefährdete Wiederholungstäter von ihrer Verhaltensstörung heilen sollen. Diese sind zusätzlich an eine "Sicherungsverwahrung" geknüpft, die entsprechende Individuen aus der Gesellschaft fernhält.

Für mich persönlich steht bei der Bestrafung von (Gewalt-)verbrechern das Verhindern weiterer Opfer an erster Stelle, daher würde ich eine endgültige Entfernung aus der Gesellschaft bevorzugen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass selbst hochqualifizierte Psychologen in Einzelfällen nicht in der Lage sind, das Gefahrenpotential eines Verbrechers richtig zu beurteilen, so dass es immer wieder zu Rückfällen von eigentlich "geheilten" Individuen kommt.
Darüber hinaus stellt der bisherige Umgang mit Gewaltverbrechern eine große Belastung für die Opfer (und ihre Angehörigen) dar. Für sie ist es nicht verständlich, dass der Mensch, der ihr Leben ruiniert hat, in xy Jahren wieder ein normales Leben führen kann und in der Zwischenzeit von Steuergeldern versorgt wird. Oft wird es als blanker Hohn empfunden, dass die Opfer ihr Leben lang unter einem Verbrechen leiden, während der Täter nach ein paar Jahren ein normales Leben führt.

Ich empfinde diese Ansicht als verständlich, wenn ich mir vor Augen führe, welche Privilegien ein Gefangener bei guter Führung erhalten kann (Bildung, sportlicher Betätigung, Unterhaltung). Nicht, dass diese Herangehensweise grundlegend als falsch empfinde, im Bezug auf Gewaltverbrecher wirkt sie jedoch äußerst bizarr. In Extremfällen kommt der Vergewaltiger nach 10 Jahren gut ausgebildet aus dem Gefängnis, während sich sein Opfer auf Grund seiner Taten das Leben genommen hat. Hier stimmt meiner Meinung nach das Verhältnis nicht.



Warum ich die Todesstrafe in der Praxis NICHT befürworte
Auch wenn ich die Todesstrafe in der Theorie gut heiße, gibt es in der Praxis zu viele Eventualitäten, die bei einer Einführung bedacht werden müssen.

Fehlbarkeit der Rechtssprechung
Ermittlungsbehörden und Recht sprechende Institutionen bestehen aus Menschen und sind daher nicht gegen Fehler immun. Es gab in der Vergangenheit duzende Menschen, die unschuldig als Schwerverbrecher verurteilt wurden. Sicherlich ist dies in jedem Fall schlimm, doch bei einer herkömlichen Haftstrafe wenigstens reversibel. Solange auch nur eine minimale Chance der Fehlbarkeit besteht, sollte die Todesstrafe nicht angewandt werden.

Wartezeit
Die Zeit, die ein Verurteilter in entsprechenden Ländern auf die Vollstreckung der Todesstrafe wartet, ist für meinen Geschmack entschieden zu lang und ist nichts anderes als seelische Folter. Die Todesstrafe sollte ausschließlich dem neutralisieren einer Gefahr dienen und nicht zum Folterinstrument werden.

Missbrauchsrisiko
Die Todesstrafe selbst besitzt meiner Meinung nach ein großes Missbrauchsrisiko, dass nur durch generelles Verbot außer Kraft gesetzt wird. Gesetze ändern sich mit der Zeit und viele Dinge, die noch vor einiger Zeit eine Strafe nach sich zogen, sind inzwischen straffrei.
Für Extremisten und Diktatoren ist die Todesstrafe ein nützliches Werkzeug, mit dem sie ihre Macht festigen und Widerstand ausschalten können. Es wäre nicht das erste Mal, dass verurteilten Verbrechern nach dem Sturz einer Diktatur Straffreiheit gewährt wird.
Je tiefer das Verbot der Todesstrafe im Gesetz verankert ist, desto schwieriger ist es für Extremisten, den Rechtsstaat auszuhöhlen.


Meiner Meinung nach ist es nicht ohne Grund so, dass die Todesstafe in allen Demokratien verboten ist. Die USA können meiner Meinung nach auf Grund ihres Wahlsystems und der Machtverteilung nicht als Demokratie gelten.


Das wäre es dann von mir.


Viele Grüße,

Frank

Geändert von FrankSonnebach (15.07.2013 um 13:52 Uhr)