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Alt 12.09.2010, 13:49
Benutzerbild von DarkWolfi
DarkWolfi DarkWolfi ist offline
Dämonenwolf
Waldelfe
 
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Die Nieten - Gossen von Glessnot

hallo Leute!
Ich schreibe schon seit längerem an einer Geschichte und suche hier nach Kritik, Verbesserungsvorschlägen ect.
Ich sage am besten gleich vorweg, dass ich jemand bin, der Fragen gerne mal über mehrere Kapitel offen lässt, also nicht wundern.
Viel Spaß beim lesen



Prolog:


Ein Blick in den Spiegel lügt nicht. Ich starrte mir selbst in die Augen. In ein dunkles, unergründliches Blau oder vielmehr in das finstere Loch darin. Schwarze Zotteln verbargen meine von Pickeln verseuchte Stirn sorgfältig. Eine meiner Meinung nach viel zu große Nase prangte in der Mitte meines Gesichtes. Die Wangen waren leicht eingefallen und schienen mich förmlich anzubetteln, mir etwas in den Mund zu schieben. Ansonsten sagte mir mein Gesicht nichts, es konnte dementsprechend auch gar nicht lügen.
Leise stahl sich die Frage hinein, was ich da überhaupt tat. Philosophierte ich über mein Spiegelbild? Und dann auch noch bei so einem Spiegel?! Meine rechte Augenbraue hob sich fragend und mit meinem Ärmel wischte ich Staub und Dreck von dem Glas herunter.
Ein lautes Stöhnen aus dem Nebenzimmer ließ meinen schmalen Mund zucken. Wenn ich mir nur wie jeder normale Jugendliche einfach Stöpsel in die Ohren schieben könnte…
Das laute Knurren meines Magens wies mich noch mal darauf hin, dass ich etwas zu mir nehmen sollte. Widerstrebend erhob ich mich von dem Schreibtischstuhl mit dem müffelnden Sitzpolster, auf dem ich bis eben gesessen hatte und torkelte dank dem fehlenden Schlaf zur Tür.
Mit einem kräftigen Ruck öffnete ich die alte Holztür. Sie klemmte manchmal etwas. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie ich sie einmal aus den Angeln gerissen hatte. Seitdem war ich vorsichtiger.
Wie ein Dieb lugte ich um die Ecke. Keiner da, der Weg war frei. Laute Musik und Lachen dröhnte von unten herauf. Ich hasste es diesen Weg zu gehen. Leise ging ich die Treppe hinunter. Ich versuchte es zumindest, denn jede Stufe knarrte laut auf. Es klang wie eine Reihe tiefer Seufzer, bis ich unten angekommen war, aber solche Geräusche waren hier normal.
Das Erdgeschoss des Hauses, das ich mein Heim nennen durfte, bestand aus einem einzigen großen Raum, in dem Stühle, ein paar kleine Tische und Laufstege standen. Stahlstangen führten vom Boden zur Decke und wurden zahlreich von den Stripperinnen genutzt. Ohrenbetäubende „Musik“ übertönte kaum das hallende Gelächter das im menschenüberfluteten Saal herrschte. Der hier ebenfalls hölzerne Boden war von Bier, Schnaps und Wein durchtränkt. Doch scheinbar war ich der einzige, den das störte. Genauso war es bei den Nebelschwaden aus Rauch, Zigarettenqualm vom feinsten, mit ihm als Zusatz stank es bestialisch. Das war jedenfalls meine bescheidene Meinung.
Mit angehaltenem Atem suchte ich mir einen Weg durch die breite Masse Richtung Kellertreppe, wobei mich mein Magen weiter anspornte.
Plötzlich wurde ich an der Schulter gepackt. Blitzartig drehte ich mich um und hätte den Mann fast umgeworfen. Jetzt sah er mich mit rot unterlaufenen Augen an und hauchte mir mit seiner Alkoholfahne ins Gesicht, während er mit seiner anderen Hand seinen entblößten und verschwitzten Rettungsreifen rieb.
„Was machs’ du’n hier, kleiner Bengel?“, fragte er mich und setzte ein Hicksen nach.
Angeekelt befreite ich mich und setzte meinen Weg fort, gut darauf bedacht möglichst unauffällig zu sein. Es kam mir vor, als hätte ich eine Ewigkeit gebraucht, bis ich endlich ankam und die kalten Stufen weiter nach unten huschen konnte. Dicke, muffige und doch angenehm kühle Luft empfing mich in dem kleinen Zimmerchen, das nur von alten Leuchtröhren belichtet war und dessen einziges Möbelstück, ein großer, fast zerfallener Kühlschrank, einen langen Schatten warf.
Mit einem schnellen Handgriff öffnete ich das vermutlich surrende Gerät (dank des Lärms von oben hatte ich keine Ahnung, ob es heute mal still war oder sein übliches nervtötendes Gebrumme von sich gab) und blickte in einen fast leeren Schrank. Wozu hatten wir gleich noch mal einen so großen Kühlschrank? Es war doch eh fast nichts drinnen. Da das Licht des Kühlgerätes nicht funktionierte ertastete ich die Nahrung. Zuerst geriet mein Zeigefinger in eine unangenehm matschige Substanz und ich dachte an den Salatkopf von vorletzter Woche zurück. Na lecker…
Ich suchte weiter und fand auch die dazugehörige Tomate wieder. Auch bei ihr entschied ich mich zu verzichten. Dann erfasste ich einen Plastikbecher und zog ihn heraus. Es sah aus wie Jogurt. Vorsichtig zog ich die Versiegelung ab und schnüffelte. Roch auch noch wie Jogurt. Ich versuchte den Becher wieder so gut wie möglich zu verschließen, legte meine Hand darauf und schüttelte kräftig, anschließend sah ich mir das Ergebnis an. Sah gut aus. Mein Magen wurde ungeduldig, also suchte ich mir einen Löffel von der Bestecksammlung auf dem Kühlschrank und fing an zu essen. Es schmeckte zu meiner Überraschung richtig gut. Hatte Mutter etwa eingekauft? Wie auch immer. Achtlos warf ich den leeren Becher in eine Ecke und wusch den Löffel in dem kaum erkennbaren Waschbecken neben der Tür ab. Anschließend legte ich ihn zurück und machte mich wieder auf den Weg nach oben. Alles verlief ohne weitere Zwischenfälle, bis ich die letzte Treppe betrat.
Laute des Gelüsts drangen an meine Ohren. „Gott, bitte erspare es mir“, dachte ich und hoffte inständig, dass es nicht war, was ich vermutete. Aber als ich die letzte Stufe betrat und genervt zur Seite sah, was war da wohl?
Eine entkleidete Blondine, augenscheinlich Ende zwanzig (ich wusste, sie war Anfang dreißig) die an die Wand gepresst wurde von…na? Wer hätte das gedacht? Der fette Klops der mich vorher blöd angemacht hatte. Welch Ironie…
Jedenfalls hatte dieser ebenfalls nichts an. (Ich erspare mir die Beschreibung seines Genitales und bitte um Verständnis dafür. Es war kein schöner Anblick, wirklich nicht…)
Die Frau sah zu mir herüber. „Ted, geh in dein Zimmer!“, schrie sie und widmete sich dann wieder dem Mann vor ihr.
Ich verzog keine Miene und ging der Bitte, beziehungsweise dem Befehl meiner Mutter liebend gerne nach.
Da mein zerfressener Schreibtischstuhl grade so einladen zu mir gerichtet stand, ließ ich mich wieder auf ihn fallen. Gähnend betrachtete ich den Spiegel neben mir. „Na, wie war dein Tag?“, fragte mich mein Spiegelbild.
„Ach, ein Tag wie jeder andere“, murmelte ich zurück und schloss die Augen. Ein paar Stunden Schlaf würden nicht schaden.
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"Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit."
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