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Alt 05.04.2010, 23:47
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Snowsong Snowsong ist offline
Tochter des Nordwindes
Vampirjaeger
 
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Die Schmerzen waren erloschen, genau so wie das Gestöhne des Orks. Um Lelith herum war es nun ruhig. Warm wie eine Wolldecke legte sich die Dunkelheit um sie und wärmte die junge Drowpriesterin.
War sie tot?
Sie konzentrierte sich auf ungewöhnlich Geräusch, dicht an ihrem Ohr. War dass das schlagen eines Herzens? Hatte man sie gefunden? Oder hatte der Ork sie weiterverkauft?
Lelith ragte mit sich. Sollte sie einen Blick riskieren und somit diesen schützenden Schleier aus Dunkelheit zerreißen? Oder war es besser, sie würde in der Dunkelheit bleiben und nie mehr aufwachen?
Es schien, als würde man ihren Körper im Moment nicht schaden. Die Verlockung war sehr groß. Aber würde sie es nicht bereuen, die Augen zu öffnen, nur um in das Gesicht eines neuen Demütiger zu blicken?
Sie entschied sich dagegen. Sie war einfach zu neugierig.
Langsam verschwand die Dunkelheit um sie herum. Zwar waren ihre Augenlider schwer wie Blei und sie brauchte mehrere Momente, bis sie die Augen öffnen konnte, doch schließlich gelang es ihr. Das Gesicht, das sie erblickte, war das letzte, das sie vermutet hätte. Allerdings war es das erste, das sie erhofft hatte. „Marius?“ ihre Stimme war rau und das Sprechen viel ihr schwer. Es schmerzte in ihrer Kehle.
„Guten Morgen die Dame.“ begrüßte er sie. Lelith glaubte Erleichterung in seiner Stimme zu hören. „Was machst du hier?“
„Im Moment trage ich dich.“
„Das ist nicht nötig! Setzt mich ab!“ forderte sie wütend. „Nein.“ Lelith starrte ihn an. Als Tochter einer Adligen Familie und Hohenpriesterin war sie es nicht gewöhnt, das ihr ein Mann widersprach. „Du bist verletzt und ich will so schnell wie möglich von der Straße runter.“ erklärte er ihr.
„Und wo willst du hin? Wo bringst du mich hin?
„In Sicherheit.“ wich er ihrer Fragte aus. „Wir könnten unterschiedliche Sichtpunkte von <in Sicherheit> haben.“ entgegnete sie leicht gereizt.
Das wurde ja immer besser! Erst wurde sie verprügelt, verschleppt, vermutlich vergewaltigt und nun wurde sie von einem Dieb in Sicherheit gebracht.
„Setzt mich ab!“ wiederholte sie. „Ich bezweifle, das du laufen kannst.“ dennoch erfüllte er ihre Bitte. Scheinbar hatte er keine Lust, mit ihr zu streiten. Oder aber er glaubte, das Lelith sowieso gleich wieder zusammenbrach.
„Was ist passiert?“ fragte sie ihn. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. „Ich habe dich gerettet und dich zu einer Heilerin gebracht.“ sagte er zu ihr. „Warum?“ Lelith konzentrierte sich auf den Boden, doch der begann schon, sich gefährlich zu drehen. „Man hat mir beigebracht, das man Damen in Not hilft.“ er stand genau hinter ihr, um sie im Notfall auffangen zu können.
„Das war unnötig. In meinen Adern fließt der Tot.“
„Du kennst das Gegengift nicht?“
„Ich kenne es.“ sie atmete stoß weiße. Das laufen war doch schwieriger, als sie es sich gedacht hatte. „Aber es ist schwer herzustellen. Man braucht mehrere seltene Zutaten.“ die junge Hohenpriesterin schwankte. Sofort war Marius neben ihr und hob sie wieder hoch. „Ich sagte doch, du kannst nicht laufen.“ zügig schriet er die Straße entlang.
„Ich kann selber laufen!“
„Das habe ich gerade gesehen.“ spottete er. „Ts. Das kommt noch, das ich mir von einem Mann sagen lasse, was ich kann und was nicht.“ fauchte Lelith. „Und außerdem, wo sein meine Kleider?“ die Frage beschäftigte sie schon eine weile. Schamgefühle gab es bei den Elfen allgemein nicht. Dennoch, sie fühlte sich unwohl mit nur einer Decke am Leibe. „Sobald wir in Sicherheit sind, gebe ich dir etwas zum anziehen, versprochen.“ Lelith hörte an seiner Stimme, das sie seine Nerven wohl schon etwas strapaziert hatte.
„Das will ich auch schwer hoffen!“ knurrte sie. „Obwohl ich nicht weiß, ob mir <in Sicherheit> gefällt.“ Marius verdrehte seine Augen. Er war diese Streiterei wohl bereits Leid. „Es ist sicher, mehr muss dich nicht interessieren oder?“
„Och, ich weiß nicht.“ murrte Lelith. „Ein paar Hintergrundinfomaitonen währe vielleicht nicht schlecht.“ doch der Halbelf schwieg.
Lelith begann zu schmollen. Aber es half nichts. Er blieb stumm.
Als er sie jedoch in eines der zerfallenen Häuser trug, konnte sie nicht anders.
„Das nennst du sicher?“ entfuhr es ihr. „Ja.“ antwortet er knapp. „Oh nein! Ohne mich!“ Lelith begann zu zappeln. „Lass mich runter!“ mit etwas mühe und Not hatte sie sich endlich freigestrampelt. Marius aber verstärkte seinen Griff schmerzhaft um ihren Oberarm. „Los lassen!“ forderte sie ihn auf.
„Ich hatte angenommen, das du wenigstens etwas dankbar bist!“ zischte er. „Ach, dankbar? Du hast mich bestohlen!“ wütend riss sie sich los. „Das war eine Kleinlichkeit. Wegen so etwas regst du dich auf, Drow?“ spottet Marius. Sein Spott verletzte sie wie ein Messerstich. „PAH!!“ sie versuchte sich aufzurichten. „Lass mich in ruhe!“ sie stolperte auf die Türe zu. Doch ihre Beine trugen sie nur zwei Schritte weit.
„Drows.“ hörte sie Marius zischen. „Das du Drows hasst, weiß ich ja schon!“ sagte Lelith durch zusammengebissene Zähne. Sie versuchte verzweifelt, wieder auf die Beine zu kommen. „Warum also solltest du etwas anderes für mich Empfinden, als Hass?“ Lelith gab es auf. Sie war ohne Hilfe nicht in der Lage aufzustehen. „Wie meinst du das?“ war da etwa Verwirrung in seiner Stimme?
Lelith drehte den Kopf zu ihm. „Als wir im Gasthaus waren, dachte ich für einen Moment wirklich...“ sie brach ab. Was tat sie da eigentlich? Sie war eine Dunkelelfe! Doch nun hatte sie Marius Aufmerksamkeit. „Ich dachte... ich dachte das du anders bist. Das du dich von all diesen Männer unterscheidest...“ sie blickte ihm ins Gesicht. Er sollte sehen, wie sehr er sie verletzt hatte. „Ich habe geglaubt, das du nicht nur nach meinem Körper oder meinem Geld verlangtest.“ Lelith holte noch einmal tief Luft. Die ränder ihres Blickfeldes wurden schon schwarz.
Los, sag es ihm, bevor du wieder umkippst!
„Ich dachte, du magst mich.“ murmelte sie. „Ich dachte, du wolltest mich nicht ausnutzten.“ der Raum drehte sich um sie. Alles um sie herum verschwamm. „Das Gift...“ sie hustet. Ein metallischer Geschmack breite sich auf ihrer Zunge aus. „Gift... es heißt...“ erneut musste sie Husten. „Das Blut der Göttin...“
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Die Tinte macht uns wohl gelehrt,
ärger wo sie nicht hingehört.
Geschriebenes Wort ist Perlen gleich,
ein Tintenklecks ein böser Streich.
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