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Alt 14.09.2018, 15:22
Wilferedh Wilferedh ist offline
Vampirjaeger
 
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1. Zeitalter, Teil 2

2. Teil
Die Nordlande Morgoths
Dieses Gebiet besass zwei bedeutsame Charakteristika - die Eisenberge und die Ebene von Ard-galen. Daneben wurden auch Lammhoth und Lothlann genannt. Melkor errichtete die Ered Engrin als Schutzwehr für seine Burg Utumno, die er während des Frühlings von Arda grub. Im Westen, wo der Gebirgszug nach Norden bog, erbaute er unter den Ered Engrin seine Festung Angband, doch die zu ihren grossen Toren führenden Tunnels traten unter den drei Bergspitzen der Thrangorodrim aus.
Die Lage von Angband und der Thangorodrim wurde auf der Karte im Silmarillion nicht angegeben. Ursprünglich tauchten sie auf der Karte jenseits der nördlichen Grenzen auf, in Übereinstimmung mit der Feststellung, die Thangorodrim lägen 150 Wegstunden entfernt von Menegroth etwa 450 Meilen - "weit und doch viel zu nah". Es ist unsicher, ob diese Angabe als "Wie die Krähe fliegt" oder "wie der Wolf läuft" zu verstehen ist. Trifft das Letztere zu, war die Bedrohung viel näher gerückt. Diese Deutung wird durch mehrere Indizien gestützt: (1) Das hochgelegene Dorthonien musste bei jeder Reise zwischen den Thangorodrim und Menegroth umgangen werden. (2) Vom Eithel Sirion aus waren die Thangorodrim zu sehen. (3) Auf Tolkiens Illustration von Tol Sirion sind die Thangorodrim deutlich sichtbar und näher, als eine Lage weiter nördlich vermuten liesse. (4) Im Westen benötigte Fingolfins Heer von der Helcaraxe bis nach Mithrim nur sieben Tage. (5) Feanor zog nach der zweiten Schlacht, Fingon vor der vierten sehr rasch über die Ebene. (6) Der wichtigste Hinweis: "Angband wurde von Westen, Süden und Osten belagert" durch Streitkräfte aus Hithlum, Dorthonien und den Bergen von Himring - läge Angband nördlicher, so wären diese Regionen sämtlich tief im Süden zu suchen.
Auf der ersten und der Zweiten "Silmarillion" Karte tauchen die Thangorodrim jedoch in einer Gegend auf, die auf der zuvor veröffentlichten Karte leer war. Warum die Lagebestimmung dieser höchst bedeutsamen Erhebung weggelassen wurde, als man die Karte für das Silmarillion neu zeichnete, bleibt unklar. Vielleicht hing es damit zusammen, dass Christopher Tolkien offenbar Unbehagen empfand gegenüber: (1) der Diskrepanz in den Entfernungen von Menegroth zu den Thangorodrim, die bei einer südlichen Platzierung statt der 150 Wegstunden im Text "kaum mehr als siebzig" betragen hätte; (2) der Abtrennung der Thangorodrim von der langen, geschwungenen Bergkette (die nicht abgebildet wurde); oder (3) dem Fehlen einer Erklärung für die Unfähigkeit von Morgoths Truppen, Hithlum zu umgehen und von der Küste anzugreifen, wie auch Morgoths Zug nach Angband über den Fjord von Drengist bei seiner Rückkehr aus Valinor. Die südliche Platzierung wäre für Morgoth jedoch viel angenehmer gewesen, wollte er die Elben bedrohen, und hätte diesen die Erwiderung des Angriffs erleichtert.
Topographisch sind die Ered Engrin als Schollenbruch mit Steilabbruch an der Südseite dargestellt worden. Diese Auffassung beruht auf der Vorstellung, dass ein steiler Abhang nach Süden Melkors Festung ein Höchstmass an Schutz verleihen würde. Von vulkanischer Tätigkeit zeugt der Rauch, der während des ersten Lagers der Noldor über Hithlum hin weg zog. Während der dritten Schlacht gab es Erdbeben, und die Berge "spien Flammen aus"; während der vierten Schlacht verging Ard-galen in Strömen von Flammen. Ein Grossteil dieser vulkanischen Aktivitäten wurde auf Morgoths gewaltige "Schmiedeöfen" zurückgeführt, doch im mythologischen Entwurf Mittelerdes können Vulkane als Schmelzöfen gedient haben. die Thangorodrim selbst hätte nach ihrem Aussehen vulkanischen Ursprungs sein können, denn ihren drei zackigen schwarzen Gipfeln entquoll Rauch; doch sie waren "Türme", keine Berge - erbaut aus Schlacke und Bauschutt, aufgetürmt von Morgoths zahllosen Sklaven. Einem Vala war eine solche Grosstat nicht unmöglich: Selbst die früheste Version der Geschichte von Valinor berichtet, die Pelóri seien erbaut worden, indem man an der Küste Steine brach, dabei flache Küstenstreifen zurücklassend. Obgleich sich der Felsen über dem Tor nur 1.000 Fuss erhob, waren die Thangorodrim nicht nur höher als die Ered Engrin (wie Tolkiens Zeichnung von Tol Sirion zeigt), sondern die höchste Erhebung in Mittelerde überhaupt!
Klimatisch gesehen lagen die Gebirge jenseits der Grenzen immer währender Kälte und waren durch Schnee und Eis unpassierbar. das Eis entlang der Küste nahe der Helcaraxe könnte der Grund gewesen sein, dass Morgoth und seine Truppen Hithlum nicht nördlich umgehen konnten. Eisige Winde, die von den Bergen wie auch von der Helcaraxe wehten, machten Lammoth zu einem Ödland mit so spärlicher Vegetation und geringem Niederschlag, dass seine östlichen Schluchten und unfruchtbaren Küsten in ihrer Leere jeden Laut widerhallen liessen. Winde heulten auch über die nackten Ebenen von Ard-galen und Lothlann und brachten Winterschnee in die angrenzenden Mittleren Hochlande. die Ebenen hatten vermutlich ein Steppen-Klima, denn sie waren sowohl ziemlich trocken als auch kalt. die Feuchtigkeit der West- und Südwinde konnte sie nicht erreichen, denn sie fiel als Regen auf die Mittleren Hochlande. Also gab es in diesen Ebenen auch keine Flüsse, obgleich dort Gras wuchs - freilich nur bis zur Dagor Bragollach, der Schlacht des Jähen Feuers, in der Ard-galen versengt wurde. wegen des vergifteten Qualms aus den Thangorodrim konnte sich die Grasnarbe später nie wieder erholen; die Ebene wurde Anfauglith, der Erstickende Staub, eine Wüste mit Dünen.

Auszug aus "Historischer Atlas von Mittelerde" von Karen Wynn Fonstad

Geändert von Wilferedh (04.10.2018 um 12:16 Uhr) Grund: Text ausbessern
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