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Alt 11.02.2011, 13:42
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Asrharn Asrharn ist offline
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Bewahrer der Traenen des Lebens
 
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E.R.Eddison Der Wurm Ouroboros

Es fällt ungemein schwer, passende Worte zu diesem absoluten Ausnahmewerk zu finden. Gäbe es nicht bereits den Begriff der Epic Fantasy, für dieses Werk müsste er wohl erfunden werden. Erschienen im Jahre 1926, hat dieses funkelnde Juwel der High Fantasy bis heute nichts von seinem Glanz eingebüßt und überstrahlt in vielen Belangen selbst die zu recht hochgerühmte Trilogie eines gewissen Oxfordprofessors...
Erzählt wird die Geschichte vom Krieg der hohen Lords von Dämonenland gegen den König von Hexenland. Den "guten" Part übernehmen hierbei die Dämonen (!), während die Hexenländer eher für die düstere Rolle herhalten müssen. Der "Wurm" ist jedoch weit entfernt davon, die Welt in Schwarz und Weiß einzuteilen, wie dies im "Ring" völlig selbstverständlicherweise der Fall ist.
Gerade die hohen Lords von Hexenland werden derart plastisch und lebendig charackterisiert, ihre Motive so klar verständlich und nachvollziehbar dargestellt, dass sie einem bei aller Düsternis direkt sympatisch werden, während die edlen Dämonenlords eben einfach nur gut und aufrecht sind.
Schließlich kommt es, nach dem Bestehen zahlreicher Abenteuer, welche die Dämonenherren Juss, Brandoch Daha und Spitfire (dem Funken aus dem Mund fliegen, wenn er zornig wird) zu bestehen haben und die an Sprachgewalt und Farbigkeit bis heute Ihresgleichen suchen zur großen Endschlacht, in welcher die Armeen Hexenlands besiegt werden und alle großen Hexenlords den Tod finden.
Doch der Sieg erweist sich als hohl, und so klagt Lord Juss folgerichtig:" Wir hätten unsere Schwerter als letzte Gabe auf das Grab Hexenlands legen sollen. Denn von nun an müssen sie rosten: Seemannskunst und alle hohen Kriegskünste müssen welken: denn unsere großen Feinde sind tot und vernichtet, und wir, die Herren der Welt, müssen zu Jägern und Hirten werden, um nicht zu Scharlatanen und Gecken zu werden, passende Gefärten für die courmachenden Beshtrianer oder den Roten Foliot."
Wie auch bei den Werken von Moorcock um den Ewigen Helden, erweist sich der Held nach vollbrachter Heldentat als flüssiger als Wasser und sinkt zum Clown herab; doch die Götter haben ein Einsehen mit den frustrierten Dämonenlords und drehen Zeit und Welt zurück...

Eines der wenigen Bücher, die ich mir immer wieder mal vornehme und dabei immer wieder neu entdecke. Einer der wenigen wirklichen Klassiker und für den Freund breitangelegter Heldenepen ein absolutes Must-have.
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