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Alt 22.01.2019, 11:48
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Irminsul Irminsul ist offline
Yavalar
Vampirjaeger
 
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Zitat von Zelaya Alavena Beitrag anzeigen
Wie gesagt, ist es bisher nur eine Vermutung. AD(H)S kann leider im Erwachsenenalter nicht diagnostiziert werden, da es keine Krankheit ist, die irgendwann erst auftritt. Sie ist quasi von Geburt an da. Daher nehmen Leute, die sich damit auskennen, frühe Zeugnisse (1. - 4. Klasse) und schauen sich an, welche Bemerkungen da drauf stehen. (Konzentrationsschwäche, Lässt sich ablenken, ist durch den Wind und sowas). Wenn die nicht zur Verfügung stehen, sind die Chancen auf eine Diagnose schon schlecht. Dann werden im dem Falle aber die Eltern befragt, was in meinem Fall auch nicht möglich ist. Daher bleibt es bei der Vermutung und ich muss mich selbst damit befassen. Mit Medikamenten will ich in diesem Bereich zumindest nichts zu tun haben. So ausgeprägt ist ja dann doch nicht. Und mir reichen die Medis, die ich aktuell nehme. Ich komme im Alltag ja an sich ganz gut zurecht. Nur brauche ich halt mehr Struktur und Denkhilfen als andere.
Ich weiß, Zelaya. ADS wurde meinem jüngeren Sohn in einem Sozialpädiatrischen Zentrum diagnostiziert. Der KA schrieb bei der Vorschuluntersuchung Rezepte für drei verschiedene Therapien aus, vorher hat er seltsamerweise nichts festgestellt. Wir erhielten auch sonst keinerlei Unterstützung von ihm. Im SPZ haben wir ihn deshalb vorgestellt, weil wir wegen unserem älteren Sohn dort ohnehin schon 'Kunden' gewesen sind. Der ältere sollte angeblich ADHS haben, was sich aber ebenfalls im Nachhinein als falsch herausstellte. Er war nur eben sehr lebhaft und konnte, neben ein paar anderen Problemen, unter denen er aufgrund dieses Geburtsfehlers litt, seine Motorik nicht gut kontrollieren.

Der KA schickte uns mit dem Kleinen übrigens noch zu einem befreundeten Kinder- und Jugendarzt. Nach der ersten Untersuchung beantwortete er die Frage seiner Sprechstundenhilfe, in welche Kategorie sie meinen Sohn einordnen solle, folgendermaßen: "Das ist auch so ein Kandidat." Damit meinte der werte Herr Doktor, dass mein Sohn aufgrund seines 'Syndroms' Ritalin bekommen solle. Es blieb bei diesem einen Besuch. Immer wieder kam von verschiedenen Seiten der Rat, dem Kind dieses Medikamt zu verabreichen. Der Große sollte es übrigens ebenfalls nehmen. Wir haben uns dagegen entschieden und ich bin sowas von froh, dass mein Mann und ich uns damals nicht bequatschen ließen. Da beide Diagnosen falsch waren, hätte dieses Medikament eher noch mehr Schaden angerichtet, als dass es irgendwie geholfen hätte. Ritalin ist ja ohnehin sehr umstritten und das hat uns ja auch damals zu unserer Entscheidung bewogen, zu einer Zeit, als wir noch gar nicht wussten, dass die Diagnosen falsch sind.

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Zitat von Zelaya Alavena Beitrag anzeigen
Und ich glaube, dass jeder sein eigenes Tempo hat und auch braucht - egal ob "gesund" oder "krank". Man ist sprichwörtlich ja nur so gesund oder krank, wie man sich fühlt. Ich spreche zwar immer von "Erkrankung", aber eigentlich sehe ich es nicht wirklich als eine Krankheit an. Es ist irgendwo eine Behinderung, aber letztlich bleibe ich trotzdem ich. Ich kenne mich ja nicht anders. Und es gibt ja auch genügend Menschen, die mich so lieb haben, wie ich bin. :D Klar, es läuft nicht alles super, aber dafür arbeite ich ja auch an mir.
Da stimme ich dir absolut zu. Nur leider ist es so, dass in den Schulen und erst recht im späteren Berufsleben auf Menschen, die etwas mehr Zeit brauchen um ihr Pensum zu schaffen, nur wenig Rücksicht genommen wird oder genommen werden kann. Das erlebe ich bei meinen beiden fast täglich. Und der ältere ist sogar in seinem letzten Ausbildungsjahr in einem Integrationsbetrieb, der ihn auch danach weiter beschäftigen wird.

Deine Einstellung finde ich übrigens sehr lobenswert. Dass du an dir arbeitest, dich nicht unterkriegen lässt, immer einen Schritt nach dem anderen machst - ich denke, das ist genau der richtige Weg.


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Zitat von Zelaya Alavena Beitrag anzeigen
Es muss ja nicht immer was Künstlerisches sein. Bei Autisten kommt es meines Wissens häufig, wenn nicht immer vor, dass sie halt auf einem Gebiet - sei es Mathe, Sprachen, Kunst, etc. - besonders gut sind. Ich glaube, in der Wohngruppe wurde das als "Tunneldenken" bezeichnet. Ihre Wahrnehmung muss wohl so auf eine spezielle Sache gefiltert sein, dass die anderen darunter leiden. Aber ich finde das gar nicht schlimm. Denn gerade auf ihrem Spezialgebiet können sie hochbegabt sein. Was machen dann die anderen Dinge? Ist doch vollkommen wurscht. :)
Richtig. Mein Jüngster kommt gut mit der Mathematik klar. Formeln, Zeichnungen, räumliches Denken, das ist es, worin er wirklich gut ist. Auch sonst merkt er sich unglaublich viel. So hat er schon als kleines Kind uns allesamt regelmäßig im Memory geschlagen.
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