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Alt 06.12.2008, 15:26
Benutzerbild von Deva
Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
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Talindra Oustyl hatte noch immer nicht den Ritualraum verlassen. In diesem Moment hatte sie ihre scharlachroten Augen in das Liber Exorcismus vertieft. Besonders das Kapitel über den Lich Deva war sehr interessant. Hier wurden die speziellen Eigenschaften dieses Lich beschrieben. Scheinbar konnte Deva sich in einen Sterblichen transformieren. Allerdings machte ihr ein Absatz Sorgen. Der Lich verlor damit alle seine Fähigkeiten, behielt aber seine Unsterblichkeit. Auch das Kapitel über Gefühle war nicht besonders erfreulich. Was brauchte sie einen Diener, der sich vielleicht in die nächste weibliche Drow verliebte oder noch schlimmer in einen männlichen Drow. Es schüttelte sie, aber vielleicht könnte dies irgendwann nützlich sein, dachte sie.
,,Alle haben gekämpft. Alle sind Tod." kündigte sich der Lich an und die Hohepriesterin drehte sich lächelnd zu ihm um.
,,Ausgezeichnet. Die Angreifer haben ihre gerechte Strafe bekommen. Habt ihr zufällig Dreth getroffen? Er soll etwas wichtiges für mich erledigen." wandte sie sich wieder in den Buch zu.
,,Ja." erwiderte Deva knapp und näherte sich seiner Herrin. Für eine Drow war sie wunderschön, nur zu schade, dass dies nicht auf ihre Seele zutraf. Sie war einer gar seltenen Bösartigkeit durchdrungen. Selbst für eine Drow.
,,Dieses Buch ist sehr interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr zwischen untot und sterblich wechseln könnt. Wie schafft ihr es eure Gestalt zu verändern? Ich dachte immer Untote seien nur verwesende Reste aus Fleisch und Knochen." ihre Verwirrung war deutlich zu sehen.
,,Jeder Lich hat andere Fähigkeiten. Ich wurde mit dieser Gabe ausgestattet. Leider wurde sie oft zu meinem Verhängnis. Einer meiner vielen Meister hielt mich für eine Art Dschinn und hatte nur Interessen sexueller Natur. Es war demütigend. Vielleicht habe ich ihn deshalb auch beim letzten Liebesakt erdrosselt." wurde die ohnehin eiskalte Stimme des Lichs, noch finsterer.
,,Macht etwas ähnliches mit mir und ich werde eure Seele solange quälen bis ihr euren eigenen Namen vergessen werdet." drohte Deva, was allerdings an der bösartigen Drow wie Luft abprallte. Talindra Oustyl hatte das Gespräch schon längst beendet und las wieder in dem Buch. Es war wirklich interessant. Wie viel Macht in ein paar Hundert Seiten steckte war einfach unglaublich.
In diesem Augenblick betrat Dreth wieder die Ritualhalle. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände.
,,Was habt ihr zu melden, Hauptmann." forderte Talindra Oustyl eine Antwort, während sie eine weitere Seite des Buches umblätterte.
,,Eure Familie ist tot. Allerdings war es nicht meine Hand, die den letzten Streich durchführte. Nach den Wunden zu schließen, waren es kurze gebogene Klingen. Vermutlich Assassinen. Euer Diener hatte in der Galerie zwei von ihnen vernichtet. Ich vermutet, dass sie die Mörder sind." nahm Dreth Haltung an.
,,Eigentlich schade. Ich hätte euch nur zu gerne gesehen, wie ihr meinen Vater, den Tyrannen, in Stücke geschnitten hättet. Wie dem auch sei. Sie sind tot und nur das zählt. Hier gibt es nichts mehr, was uns hält. Allerdings würde ihr wohl die ganze Aufmerksamkeit auf euch ziehen, mein guter Lich." sagte Talindra und klappte das Buch zu.
Damit hatte die Hohepriesterin auch nicht unrecht. Wenn ihr Plan funktionieren sollte, durfte niemand von ihrer neuen Wunderwaffe erfahren. Eine dunkle Gestalt wie Deva würde sofort auffallen.
,,Ihr müsst harmlos aussehen. Ja, genau. Ihr seid meine persönliche Dienerin. Eine solche Person würde nicht auffallen und man würde euch für vollkommen harmlos halten. Nur brauchen wir noch einen Hintergrund für euch, schließlich sollt ihr nicht auffallen." ging Talindra Oustyl eine Weile im Kreis und dachte nach.
,,Ihr seid jetzt meine Diener Seria. Geborene Mier. Ihr seid hier geboren und unter ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, bis ihr von meinem Vater, Orbb'Valsharess möge ihn quälen, in unser Haus aufgenommen und anschließend meine persönliche Zofe wurdet. Etwas unscheinbares kann ich mir kaum vorstellen.." dann wurde die Hohepriesterin von ihrem Hauptmann unterbrochen.
,,Verzeiht, meine Herrin, aber selbst der schönste Hintergrund wird dieses Ding kaum tarnen. Selbst in einem adeligen Gewand würde man sehen, dass es kein Drow ist."
Das war Talindra Oustyl natürlich bewusst und so antwortete.,, Natürlich, Hauptmann, nur hat unser Freund mehr auf den Kasten, als es sein unscheinbares Äußeres erkennen lässt. Also dann Lich Deva. Beginnt mit der Transformation." Der Untote zögerte kurz, antwortete dann aber.
,,Wie ihr wünscht." Danach wurde er still. Seine Kutte wurde enger, fast als würde sie sich um ihren Träger legen um ihn zu erdrosseln. Nicht einmal mehr die Hände waren unter der schwarzen, pulsierenden Masse erkennbar. Ein helles, beinahe blendendes Licht ging von Deva aus. Talindra Oustyl kniff die Augen zusammen, aber wollte keinesfalls die Umwandlung verpassen.
Die Kutte hatte sich nun straff um den Untoten gelegt und man konnte die Umrisse eines nackten Skelettes erkennen. Doch dann wurde alles etwas grotesk. Der Lich begann zu stöhnen und dabei veränderte sich seine Stimme. Die eisige Kälte wich einer femininem Wärme. Was früher die Kutte war, wurde nun schwammiger. Es wuchs durchsichtiges Fleisch. Man konnte die Eingeweide erkennen, wie sie wuchsen und gleichzeitig begannen zu funktionieren. Feine Blutgefäße erstreckten sich durch den nun deutlich erkennbaren weiblichen Körper. Greth blickte weg, denn schließlich war er ein Kavalier und so etwas war ihm auch etwas zu anstößig. Ganz im Gegensatz zu Talindra Oustyl, die die Transformation aufgeregt beobachtete.
Aus der Schädeldecke des nackten Kopfes wuchsen lange, seidige, weiße Haare, während eine schwarze Flüssigkeit über das Gesicht des Totenkopfes lief und dort fest wurde. Das Fleisch wucherte wie ein übles Geschwür über den gesamten Körper. Das Licht wurde intensiver, als sich die Transformation ihren Ende neigte. Plötzlich war alles wieder in den Schein der Fackeln getaucht. Frierend und sichtlich erschöpft, hockte auf den kalten Steinboden der Ritualhalle eine schöne, junge, vollbusige, nackte Drow mit obsidianfarbener Haut.
,,Es ist abgeschlossen. Mir ist so kalt." zitterte der Lich.
,,Holt Kleidung. SCHNELL!" befahl Talindra Oustyl ihren Hauptmann. Dieser rannte los.
,,Das war wirklich imposant. Ich hatte es mir anders vorgestellt, aber es ist erstaunlich." ging die Hohepriesterin hastig auf den transformierten Lich zu und berührte ihn. Und nun wurde sie erneut überrascht. Sie spürte Wärme. Körperwärme.
,,Ihr seid ja wirklich lebendig. Keine Illusion, kein Zauber. Ihr lebt ja. Unglaublich." lächelte die Hohepriesterin sichtlich erfreut über das Ergebnis, auch wenn diese gleich wieder verflog, als der Lich plötzlich zu würgen begann und sich anschließend übergab.
Keuchend sagte er.,, Ich hatte ganz vergessen, wie seltsam sich das anfühlt. Ein Herz schlagen zu spüren und die Kälte auf meiner nackten Haut zu spüren. Ich friere. Es ist so entsetzlich kalt."
,,Dafür seid ihr perfekt. Keiner würde euch glauben, dass ihr ein Lich seid, geschweige denn untot." grinste Talindra Oustyl.
,,Vergesst nicht, ich habe nun Gefühle und kann nur noch auf die begrenzte Magie dieser Welt zurückgreifen. Falls ihr angegriffen werdet, kann ich euch nur begrenzt beschützen. Und WO BLEIBT DIE VERDAMMTE KLEIDUNG!" keifte die junge Frau los. Wie gerufen, erschien Dreth wieder und hatte in seinen beiden Armen viele Kleider aus den Schränken der Bediensten des Hauses Oustyl bei sich. Als diese dem Lich überreichte, blickte er zur Decke, um nicht zu erröten. Obwohl er ganz genau wusste, dass dies keine Drow war, sondern irgendein Ding, so sah dies sein Körper anders.
Talindra Oustyl fand diese Verlegenheit ein wenig witzig, weshalb sich auch etwas schmunzelte. Während Dreth in die komplett andere Richtung guckte, also zum Ausgang, half die Hohepriesterin ihrer neuen Dienerin dabei, die entsprechende Kleidung auszuwählen, die einer Zofe von höheren Rang zustand.
Als sich Dreth wieder umdrehte, trug der Lich ein langes schwarze Gewand, welches besonders die Taille hervorhob. Eine goldene Umrandung befand sich um den kurzen Kragen bis hoch zur langen, spitzen Kapuze, die trotz alledem keinesfalls das schöne Gesicht der Drow verdeckte, während sich silberne Stickereien entlang der weitläufigen Ärmel befanden und diese hervorhoben. Ab der Taille wurde das Gewand weiter und ähnelt einem Reifrock, der dem Lich bis zu den Füßen reichte. Auch dieser war durch viele Symbole und Stickereien des Hauses Oustyl hervorgehoben. Nur die einfachen Sandalen wirkten etwas schlicht, betonten aber im Gegenzug dafür die Füße.
,,Perfekt. Hauptmann. Ihr werdet jetzt meine "Dienerin" ihren Stand gemäß behandeln und sie mit Seria Mier ansprechen." sagte die Hohepriesterin zu Dreth und wandte sich dann gleich wieder dem Lich zu. Dieser fühlte sich scheinbar wohl, denn er strich ständig mit seinen nun zarten Fingern über den seidenen Stoff.
,,Ich hoffe, euch gefällt eure neue Bekleidung. Also ihr seid ab sofort meine Zofe und ich werde euch auch nur mit Seria ansprechen. Euch ist es gestattet zu reden, wenn ich es erlaubt habe. Habt ihr mich verstanden?!" erteilte Talindra Oustyl ihrer neuen Zofe genaue Instruktionen.
,,Ja, natürlich. Dieses Gewand gefällt mir, es ist so weich." kicherte der Lich wie ein kleines Schulmädchen. Es war wirklich erstaunlich .Selbst Talindra glaubte nicht mehr, dass dies noch vor wenigen Minuten, die erhabene, wie zerstörerische Manifestation des Todes war.
,,Äh....das freut mich." meinte sie etwas verwirrt, fing sie allerdings wieder.
,,Hauptmann. Hier ist alles erledigt. Es wird Zeit dieses Anwesen niederzubrennen. Seria nehmt das Buch." befahl sie aber die junge Frau sagte knapp.
,,Das geht nicht. Ihr seid der Besitzer des Buches und nur ihr könnt es tragen, niemand sonst. Auch ich nicht. Es würde mich zurückstoßen."
Frustriert nahm Talindra Oustyl das schwere Buch vom Podest und klemmte es sich unter den Arm.
,,Wir begeben uns jetzt zum Fluchttunnel. Hauptmann sorgt dafür, dass dieses Anwesen brennt und folgt uns dann." ging sie los, während ihre Zofe ihr folgte.....

Nur wenige Minuten später brannte das komplette Anwesen lichterloh. Das Schauspiel konnte beginnen....
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