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Alt 03.10.2015, 20:18
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Eldan Eldan ist offline
Kobold
 
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Beiträge: 20
Soo,
hier der verbesserte Anfang.
Ist das so besser?
Gruß
Eldan



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Kapitel I

Elran stutzte. Er kannte diesen Geruch. Es war der gleiche, wie der, der einen Schlachthof umgab. Der Geruch von Blut und rohem Fleisch… Er beschleunigte seine Schritte, rannte schon fast. Seine Neugierde trieb ihn an. Wahrscheinlich ein Rudel Wölfe, dass eine Steinbockherde gerissen hat. Im Frühsommer kamen die Wölfe oft auf die niedrigeren Berghänge, um dort auf die Jagd zu gehen. Das Nahrungsangebot war reichlich, nur hatte er den ganzen Tag über noch kein einziges Lebewesen erblicken können. Es war als wäre das ganze Gebirge wie ausgestorben. Er hatte ein paar Mal Krähen über sich kreisen sehen, doch sonst war alles ruhig. Er fühlte, dass … etwas nicht stimmte. Die ganze Zeit schon fühlte er ein beklemmendes Gefühl. Er konnte es nicht genau beschreiben, spürte nur, wie es sich zu seinem Herz vortastete, wie als würde ein Blinder mit eisigen Fingern danach greifen. Als er das Blut gerochen hatte, waren diese Finger zurückgewichen, nur für einen kurzen Moment, aber er spürte, dass sie nicht weiter vorwärts kamen, trotz ihrer stetigen Bemühungen. Endlich, nach vielen Stunden, die Sonne hatte den Zenit schon lange verlassen, gab es ein Zeichen darauf, dass er nicht allein im Wald war. Ein winziges Licht, schwach, doch hell im Vergleich zur ewigen Schwärze, die mit der Beklemmung kam. Doch die Schwärze blieb, wenn sie auch etwas schwächer geworden war.
Nach wenigen Minuten erreichte er eine leise sprudelnde Quelle, dahinter ein Felsen. Er-schöpft ließ er sich auf die Knie sinken und schöpfte gierig eine Hand voll Wasser, womit er sein Gesicht benetzte. Dann nahm er einen Schluck. Es war kühl und erfrischend. Doch der Geschmack … es schmeckte nach Eisen. Er hielt inne und schaute auf. Der Boden um die Quelle war mit Blut bedeckt. Es tropfte vom Felsen hinab. Er stand auf und ihm fiel auf, dass der Geruch hier stärker war als zuvor. Langsam ging er um den Felsen und blieb abrupt stehen. Kein Wolfsrudel hatte hier seine Beute gerissen; Nein, es war selbst zur Beute geworden. Fetzen von Fleisch und Fell lagen überall verstreut auf dem Boden. Das einzige was ihm ver-riet, dass dies einst Wölfe gewesen waren, war ein Wolfskopf, vom restlichen Körper abgeris-sen, der wie ein Denkmal auf einem kleinen Stein aus den restlichen Überresten herausstach. Die Finger hatten sein Herz fest umschlossen, schickten eisige Kälte durch seinen Körper. Angst kam über ihn, wie eine Lawine, schnell, unbarmherzig und alles verzehrend. Wer oder was auch immer dieses Blutbad angerichtet hatte, Elran war sich ziemlich sicher, dass kein Tier so etwas vermochte. Jedenfalls kein ihm bekanntes. Und es musste noch in der Nähe sein, das Blut war noch frisch. Er konnte spüren wie ihn die Augen dieses etwas anstarrten, sah sie in seinem Nacken. Ein Wolf heulte in der Ferne, andere stimmten in diesen unheimlichen Chor ein. Trauer und Melancholie schwangen in dieser Musik mit. Jedenfalls meinte er, das daraus hören zu können. Mit Sicherheit konnte er es nicht wissen, doch er hatte da so ein gewisses Gefühl, das er nicht beschreiben konnte. Er wusste es einfach. Doch es gab Wichtigeres, um das er sich sorgen durfte. Die Angst saß immer noch in seinem Körper, das Heulen der Wölfe hatte ihn nur abgelenkt. Er konnte sie in seinem Nacken fühlen, deutlicher als zuvor. Er spürte eine Gefahr, spürte wie sie ihm im Nacken saß. Die Beklemmung hinderte ihn daran sich zu bewegen. Doch er musste sich bewegen, musste es nach Hause schaffen. Er legte all seine Kraft, all seinen Trotz in den Versuch, die Beklemmung abzuschütteln, um seine Sinne auf die Gefahr konzentrieren zu können. Es funktionierte, jedenfalls teilweise. Er schaffte es, sich um die eigene Achse zu drehen, um die Umgebung zu beobachten. Ohne es zu merken, hatte er einen Pfeil aus seinem Köcher geholt und die Sehne seines Bogens leicht angezogen. Schnell führte er die Sehne wieder in die normale Position zurück, beließ den Pfeil aber dennoch an Ort und Stelle, sodass er nur zu ziehen und zu zielen brauchte, sollte er auf etwas schießen müssen. Die Sehne die ganze Zeit angezogen zu lassen würde ihm nur die Kraft rauben und die Sehne untauglich werden lassen. Sorgfältig und mit so viel Ruhe, wie er aufbringen konnte inspizierte seine Umgebung. Er befand sich auf einer kleinen Lichtung eines durchbrochenen Nadelwaldes. Er hörte nichts, außer dem munteren Plätschern des kleinen Baches und seinem eigenen Atem. Der Wald lag so regungslos vor ihm, als wäre alles Leben auf einmal verschwunden.
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"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt."
(Albert Einstein)
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