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Alt 24.08.2011, 05:33
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Nephthys Nephthys ist offline
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Einen besten vorstellbaren Protagonisten?

Mhm... da würde ich dir die abgedroschene Antwort "kommt drauf an" anbieten können.

Warum?
Weil es mMn gänzlich darauf ankommt für wen du ihn erfinden/beschreiben willst.
Der "schöne Jüngling", der sich abgesehen von banalen Problemen, ausschließlich mit der Rettung einer (fremden) Welt beschäftigt...? Tjoah. Damit könntest du ein breites Publikum erreichen. Vor allem Leser jüngeren Alters, würde ich meinen. Also überwiegend Leser, die bisher eher wenige Romane konsumiert haben und denen daher die Vergleichbarkeit fehlt und darüberhinaus die Austauschbarkeit nicht ins Auge fällt.

Ältere Leser, die schon dutzende Romane gelesen haben und zudem über eine gewisse Lebenserfahrung verfügen, wirst du damit jedoch keinesfalls mehr hinterm Ofen hervor locken. Ich zähle mich einfach mal frecher weise dazu. Wenn mir ein Klappentext verrät, dass der junge XY aufbricht die Welt gegen den übermächtigen YX zu retten, lege ich das Buch weg. Ich gehe einfach davon aus, dass ich die Geschichte so oder so ähnlich schon einmal konsumiert habe.
Klar, es ist ein oft genutztes Klischeé, dass ein junger Protagonist quasi "jungfräulich" auf die böse Welt losgelassen wird. Dieses Klischeé lässt sich auch nach wie vor verkaufen, da damit argumentiert wird, dass der Leser die Entwicklung des Protagonisten mitverfolgen kann und sich somit mit ihm identifiziert. Mir persönlich gelingt diese Identifikation aber nicht. Denn ich bin eine Frau (Herr Je! Wieso sinds eigentlich immer Kerle, die die Welt vom Bösen befreien?) und ich habe inzwischen spitz gekriegt, dass mir nicht das "Böse" das Leben schwer macht, sondern die Kleinigkeiten den Tag verderben. Nun jaaa... dass mir der Kaffee ausgegangen ist, oder meine Zigaretten alle sind, ist bestimmt nicht schreibenswert - aber ein Gegenspieler des Kalibers Sauron muss es dann doch nicht sein. Der ist so übermächtig und fantastisch, dass mir seine Bedrohung nicht nachvollziehbar ist. Juckt mich einfach nicht. Denn ich kann ihn mit nichts vergleichen was in mir Emotionen auslöst (Zum Glück, möchte ich sagen, denn bin ich weit nach WWII geboren worden).
Doch zurück zum Protagonisten: ich stoße mich an den "glatten" Jungs. Anatomisch dürfte es schon ein Bart sein (wenn es denn schon unbedingt nen Mann sein soll). Psychisch wäre es mir lieb, wenn er ernstzunehmende Macken hat. Oben wurde von Leichen im Keller gesprochen... hey? Wieso eigentlich nicht? Ein Mörder, der sich mit einem Mal berufen sieht, seine Gesellschaft und seine Kultur zu retten? Goil! Endlich mal was anderes.
Was auch nicht geht: den Charakteren, die ich bisher in Fantasy-Romanen entdeckt habe, passiert immer was, aber sie selbst tun nix. Die ersten Kapitel lang sind sie passiv. Lassen sich von der Handlung mitschleifen. Hui, das nervt.

Mhm... was ich also zusammenfassend sagen will?
* glattgebügelte Schönlinge klappen wohl ganz gut - richten sich aber an ein junges / unerfahrenes Publikum
* willst du Leser wie mich erreichen (um die dreissig, eigene Lebenserfahrung, jeeeede Menge Bücher gelesen), dann darfs auch schon mal nen Rüpel sein.



Es grüßt dich

Nephthys
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