Einzelnen Beitrag anzeigen
  #6  
Alt 27.08.2010, 10:53
Benutzerbild von Rachelle-Marija
Rachelle-Marija Rachelle-Marija ist offline
Sehende
Hueter der Heilenden Quellen
 
Registriert seit: 07.2010
Ort: Österreich | Salzburg
Beiträge: 542
Vandura – Taverne zum ‚goldenen Anker’

Alba war endlich angekommen. Nach einer langen Reise durch Eradir hatte sie der erste Weg zu einer Taverne geführt. ‚Zum goldenen Anker’ war auf einem verschnörkelten Schild zu lesen. Sie sah sich nach Stallungen um, um Nadezda ein paar ruhige Stunden zu verschaffen, und siehe da, hinter der Taverne gab es etwas, dass wie ein Stall aussah. Ein bärtiger Mann saß auf einem Strohballen und döste vor sich hin, den filzigen Hut tief ins Gesicht gezogen.
Alba schritt auf ihn zu und er schreckte auf.
„Was kann ich für Euch tun?“
fragte er sogleich mit heiserer Stimme. Eine solche Ansprache war Alba nicht gewohnt, also erwiderte sie nur:
„Meine Stute braucht für ein paar Stunden einen Platz.“
Sie ruckelte an den Zügeln und die pechschwarze Schlangenpferdstute trat ins schummrige Licht der Gasse. Der Bärtige nickte, übernahm sogleich die Zügel und führte Nadezda ins Innere des Stalles. Alba sah den Beiden etwas misstrauisch nach, bevor sie zufrieden nickte; seltsamerweise vertraute sie dem alten Kauz in Bezug auf ihre Stute und ließ auf den Strohballen eine Silbermünze fallen.
Dann wandte sie sich um und betrat die kleine, aber doch von außen schmucke Taverne. Im frühen Morgengrauen war nicht mehr viel los hier; vereinzelt ein paar Betrunkene und Händler die leise um Waren feilschten und nicht einmal aufblickten, als sie die Tür wieder hinter sich schloss..
Alba trat an den Tresen und fragte den Wirt nach einem Zimmer. Der schaute sie prüfend an, bevor er sie gemächlich mit nach oben nahm und ihr einen kleinen Raum zuwies.
„Hier könnt Ihr nächtigen, obwohl es schon zu spät dafür scheint.“
sagte der Wirt mit einem Blick aus dem kleinen Fenster; die Sonne ging langsam auf. Dann blickte er Alba wieder an, als würde er sich fragen, was eine Frau in diesen Morgenstunden noch auf der Straße zu suchen hatte.
Wenn er wüsste...
Doch Alba nickte nur dankend und ging nicht auf seinen fragenden Blick ein. Sie steckte ihm einen kleinen Beutel voller Bronzestücke zu und verschwand in dem winzigen, muffig riechenden Zimmer.
Alba verfrachtete ihre Rüstung, ihren Beutel und die Waffen neben die Schlaffelle, bettete sich zu Ruhe und fiel sogleich in einen leichten Schlummer, die Hand beschützend über ihr Bastardschwert ausgestreckt; gerüstet sollte jemand sie bedrohen oder angreifen.
Wenn es eines gab, das sie in ihrem Leben lernte, dann, dass sie in einer fremden Stadt niemals ungeschützt zu Bett gehen sollte - besonders nicht in den Zeiten des Krieges zwischen Omegas Heerscharen und den Kriegern der freien Welt.
__________________
'Man muss eigene Wege gehen um Spuren zu hinterlassen...'
Elda-Trilogie
Prolog
Kapitel 1