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Alt 08.09.2012, 18:23
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Formorian Formorian ist offline
Dunkler Wanderer
Drachentoeter
 
Registriert seit: 11.2011
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Das Tier war unterwegs, und es kannte seinen Weg. Der saure Geruch der Angst war rings um es herum; es roch wie verfaulte Quitten und tote Maus. Die Sklaven der Angst spritzten auseinander, wenn es zwischen sie sprang.
Ha! Schubs sie herum! Kau ein bischen an ihnen! Lach ihrer Furcht! Mitleid lass beiseite! Sei über ihnen!
Ein satter Knall, und dicht neben dem Kopf des Tieres zersplitterte eine Holzstange, und das leichte Unterdach die es gestützt hatte fiel rumpelnd in sich zusammen.
Erschrocken sprang das Tier mit angelegten Ohren in die Schatten zwischen den Hütten und Zelten, sich wieder an sein Ziel erinnernd. Über die hellen Stellen zwischen den Pfützen aus tiefer Schwärze rannte es besonders schnell. Nur einmal stellte sich jemand ihm in den Weg, ein langes blitzendes Messer in der Hand. Jemand, der nicht nach Angst roch, aber langsam war. Ein rasches Zuschnappen im Vorüberlaufen, und der Körper des Leichtsinnigen flog über es hinweg, Angewiedert spuckte das Tier die Hand wieder aus, die noch immer krampfhaft die Waffe hielt. Zu knochig für seinen Geschmack, und es hatte sich lang vorher sattgegessen.
Dann hatte es die tiefen Schatten endlich hinter sich gelassen. Nur zweimal noch begegneten ihm ängstliche Sklaven der Drei, doch diese hatten keinen Kampf im Sinn sondern wichen vor ihm respektvoll zurück.
Mit hechelnder Zunge erreichte es den Wald und ließ sich von der Nase sowie den halbvergrabenen Erinnerungen seiner schwachen Seelenschwester leiten. Bald hatte es die beiden gefunden, die sie bereits erwarteten.
Der sich als Neroros vorgestellt hatte begrüßte sie mit grandioser Gebärde, und sein stummer Begleiter machte es ihm unbeholfen nach. "Wir grüßen in Demut das Heilige Blut Saudans, des Gewaltigen! Deine nichtswürdigen Diener harren deiner Befehle, oh mächtige Tochter des Großen Aulus!"
Das Tier stutzte, denn irgend etwas kam ihm seltsam vor. Sein schwächlicher Schatten teilte ihm mit, dass dieser Nichtswürdige nun in einer Sprache gesprochen hatte, die älter sein musste als alle modernen Sprachen der Menschen. Diese nannten es Astral oder die Geistersprache. Für das Tier war es die einzig wahre Sprache, doch es machte sich keine Gedanken darum, weshalb es so war.
"Du gehörts zu denen, die es verstehen zu lösen und zu binden?" knurrte das Tier, und Neroros bejahte in seiner buckelnden Art. "Dem ist tatsächlich so. Darf ich es wagen, Euch mit meinen bescheidenen Kräften, die kaum der Erwähnung wert sind, behilflich sein zu dürfen?"
"Das darfst du allerdings - warte einen Moment," sagte das Tier und streckte sich unbehaglich. Dann begannen seine Formen zu zerfließen, das Fell fiel ihm büschelweise aus, und schließlich lag Nortia nackt im bleichen Mondschein vor ihm. "Ich suche einen Mann, einen ganz bestimmten. Finde ihn für mich."
Faziniert schaute Neroros auf die bleiche Shilouette seiner Meisterin, und er sagte: "Torezodu oda bagile..."er räusperte sich. "Fiiindeen Maaann? Daas iiist eiiinfaaaach. Dooch brauche Hiiiilfe vooon mächtiiiger Auuuulustooochteer. Eeeerzählt miiir...Eeeerzählt..."
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Die klügsten und kreativsten Menschen werden von den phantasielosesten Vollpfosten niedergeschossen.

Geändert von Formorian (08.09.2012 um 18:27 Uhr)
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