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Alt 14.03.2011, 19:05
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Dark Umbra Dark Umbra ist offline
Drachenherz
Erforscher der Welten
 
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- Coruscant, Jedi-Archive –

Finor erwiderte das Lächeln, das die Jedi ihm schenkte.
„Ich komme gut voran... Meisterin“, antwortete der Padawan auf die Frage. Wieder einmal merkte er, wie schwer es ihm fiel, Teánnarys so zu nennen – und dass wieder einmal ein trauriger Unterton in seiner Stimme lag, den er nicht zu unterdrücken vermochte.
„Aber es scheint anders zu sein, es fühlt sich einfach anders an, hier zu sitzen.“ Der Junge blickte zu dem Platz gegenüber von seinem, an dem Meister Thotas bis vor einigen Wochen immer gesessen hatte, andauernd vertieft in alten Dokumenten und den Datenbanken der Archive, während er seinem Schüler beim Lernen Gesellschaft geleistet hatte.
Gerade an diesem Platz, war die Trauer, die Finor nicht loslassen wollte, am größten.
„Ich vermisse ihn. Er... war wie ein Vater für mich, wisst Ihr?“
Er erinnerte sich noch gut daran, wie er das erste Mal die riesigen Hallen der Archive betreten hatte. Damals, vor etwa anderthalb Jahren, war er noch ein Jüngling gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben, dass irgendein Jedi ihn je zu seinem Schüler machen würde – immerhin war er zu der Zeit der älteste der Jünglinge gewesen und andauernd waren kleine Anwärter nachgerückt, während alle in Finors Alter bereits zu Padawanen ernannt worden waren und ihre Meister auf deren Missionen begleiten durften.
Finor hatte gewusst, dass er bald den Agrikultur-Korps zugeteilt werden würde, wie es allen Schülern geschah, die keinen Meister fanden – was ihm nicht sonderlich gefiel. Der Jedi-Tempel war damals alles gewesen, was er gekannt hatte. Und die Vorstellung, nie wirklich Teil von ihm sein zu können, sondern neue Pflanzen zu erforschen und zu züchten, hatte seinen Unmut von Tag zu Tag wachsen lassen.
Eines Abends war seine Sorge, die schon fast an Verzweiflung grenzte, so groß gewesen, dass er sich aus den Jüngling-Unterkünften geschlichen und in Richtung der Jedi-Archive gesteuert hatte. Wenn er schon kein – für sein damaliges Verständnis – richtiger Jedi werden würde, hatte er sich gedacht, so wollte er etwas über seine Familie herausfinden und zu ihr zurückkehren. Vielleicht, so hatte er gehofft, war ja irgendetwas unter dem Namen seines Vaters eingetragen – oder, wenn nicht, konnte er möglicherweise Anhaltspunkte finden, welcher Planet seine eigentliche Heimat war. Von Coruscant, das hatte er zumindest gewusst, stammte er nicht.
Planlos, wo und wie Finor die Suche beginnen hatte sollen, war er in den Archiven umhergeirrt. Überwältigt von der Größe der Hallen und den vielen Regalen voller Holobüchern, war er prompt mit einem Jedi zusammengestoßen, der ihn, anscheinend ebenfalls in Gedanken, übersehen hatte.
Zuvor war Finor Thotas Spirama, dem Hüter der Jedi-Archive, noch nie zuvor begegnet, allerdings hatte er sofort erkannt, dass sich bei dem Jedi, mit dem er zusammengeprallt war, um diesen hatte handeln müssen. Er hatte schon öfter andere über den Arkanianer reden hören – meist nicht unbedingt begeistert. Dem Hüter der Jedi-Archive war der Ruf vorausgegangen, zwar weise und bedacht, allerdings auch ein Einzelgänger und ein ziemlicher Sturkopf zu sein.
Finor wusste noch, wie plötzlich ein Anflug von Panik in ihm hochgestiegen war, weil er beim Herumschleichen in den Archiven ausgerechnet von deren Hüter erwischt worden war.
„Verzeiht, Meister“, hatte er hastig gebeten und den Kopf gesenkt, in der Hoffnung, der Jedi würde die Sache auf sich beruhen lassen und wieder seiner eigenen Wege gehen, aber Finor hatte dabei gespürt, wie der Blick des Hüters der Jedi-Archive auf ihm eine Zeitlang ruhte.
„Schon gut, Junge“, hatte Thotas Spirama geantwortet – aber anscheinend leicht von der Tatsache belustigt, dass Finor ziemlich beunruhigt gewesen war. „Was führt dich hierher?“
An der Stelle hatte Finor entschlossen, dass es keine gute Idee gewesen wäre, dem Jedi zu offenbaren, dass er einen Weg gesucht hatte, sich vor dem Dienst beim Agrikultur-Korps zu drücken. Also hatte er „Neugier, Meister“ erwidert – was ja nicht gelogen gewesen war.
„Soso.“ Der Unterton in der Stimme des Meisters hatte verraten, dass er von Finors Antwort nicht vollends überzeugt gewesen war, dennoch hatte er den Jungen mit ehrlicher Freundlichkeit angelächelt – und Finor war klar gewesen, dass er endlich seinen Meister gefunden gehabt hatte.
Eine unendlich lange Zeit schien seitdem vergangen zu sein, doch für Finor war die Zwischenzeit als Padawan überaus interessant und glücklich gewesen.
Doch mit dem... Tod seines Meisters hatte sich viel geändert. Zu viel.
Er mochte Meisterin Teánnarys sehr – aber die Lücke, die durch Meister Thotas‘ Verschwinden entstanden war, konnte sie nicht füllen.
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