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Alt 11.11.2012, 19:01
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Darnamur Darnamur ist offline
nicht nach 24 Uhr füttern
Drachentoeter
 
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(Absatz)

In trägem, aber beständigem Rythmus fielen Tropfen von der Decke und schlugen mit einem Geräusch auf dem Stein auf, der bald nervtötend wurde. Die neue Heimstatt des Gegangenen lag im Untergrund. In einer dieser vielen tausend Höhlen, die tief unter Candvallon lagen und die für jeden, der sich dort nicht auskannte ein tödliches Labyrinth darstellte.
Ihm gegenüber war der Wahnsinnige angekettet worden, der ihn in der Nacht angefallen hatte. Ein dürres, bleiches Geschöpf mit spitzen Zähnen. Hin und wieder fauchte das Wesen ihn an, stieß ein markerschütterndes Geschrei aus und warf sich wie ein Bessesener in den Ketten hin und her. Doch er war zu weit entfernt, um den Gefangenen zu erreichen, der stets sein eines Auge auf ihn gerichtet hielt.
Die Zeit verging, begleitet vom Tropfen des Stalaktiten, das den Gefangenen beinahe zur Raserei brachte. Doch er beherrschte sich. Beherrschung war wichtig, das hatte er gelernt. Wenn man unbeherrscht war, wie die Kreatur, die ihm gegenüber gerade sein Futter aus dem Napf leckte, dann würde jeder mit einer irrationalen oder waghalsigen Aktion rechnen. Doch der Gefangene hatte noch nicht aufgegeben. Er hielt sich zurück, schonte seine Kräfte und wartete. Er war eine Säule. Soviel wusste er. Und eine zertrümmerte Säule war manchmal der Grund zum Einsturz eines Gebäudes. Zumindest bei einem Gebäude das auf drei Säulen beruhte, wäre das durchaus wahrscheinlich. Und die Last, die er gemeinsam mit zwei weiteren zu tragen hatte war nicht leicht. Ganz bestimmt nicht. Deshalb hoffte er. Vielleicht würde Hilfe kommen. Und wenn nicht...würde er improvisieren. Das hatte er schon immer getan. Möglicherweise war es bald so weit. Seit er hier unten war, konnte der Gefangene die Schreie seines Drachen nicht mehr hören. Wenn die Skrigg ihr Ziel erreicht hatten, würden sie ihn erschlagen und zu Ragout verarbeiten. Dessen war er sich sicher. Schon vermeinte er die Schritte zu hören, die in seine Richtung lauter wurden. Sie kamen. Der Gefangene lehnte sich zurück, lächelte mild und wartete. Keine Schwäche.
Er hatte zu viel verloren, um jetzt noch schwach zu sein. Jetzt wünschte er sich nur das eine zurück. Sein Rapier. Oder vielleicht doch eher seine Pistole. Nicht um sich selbst umzubringen. Selbstmord war Schwäche. Eine Flucht. Aber eine Flucht, bei der er nur gewinnen konnte. Der Gefangene wollte Nervenkitzel. Und am liebsten würde er den Skrigg sein Rapier in ihre Ärsche schieben.
Die Schritte näherten sich weiter. Bald wären sie da. Er grinste seinen "Zellenfreund" an. Er wirkte ein wenig angespannt und die beiden Augen zuckten irritiert hin und her. Er schien etwas zu wittern. Feldan summte fröhlich eine leise Melodie vor sich hin.
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- Einmal Knochenmesser, immer Knochenmesser -
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