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Alt 15.01.2022, 19:42
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
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Koushun Takami (Science-Fiction/Dystopie)

"Battle Royale"

Auf Parallelen zu "The Hunger Games" will ich hier nicht schon wieder herumreiten.

"Asien in der nahen Zukunft. Japan und China haben die Großrepublik Ostasien gegründet, einen totalitären Staat, in dem Furcht und Unterdrückung herrschen. Dazu gehört das Experiment 'Battle Royale', ein grausames Spiel, bei dem jedes Jahr Schulklassen ausgewählt und auf eine einsame Insel verschleppt werden, wo sich die Schüler gegenseitig bekämpfen, bis nur noch ein Überlebender übrig bleibt."

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Man könnte sagen, "Battle Royale" ist der brutalere große Bruder von Lukjanenkos "Die Ritter der vierzig Inseln".
Es ist in der Welt des Romans zwar bekannt, dass es diese "Spiele" gibt, sie jährlich (wie auch die "Hungerspiele") stattfinden, aber man weiß weniger als Katniss Everdeen & Co. In "Battle Royale" werden die Schüler z. B. ohne jede Vorwahrnung ausgewählt.
Eine Schulklasse ist mit dem Bus unterwegs und wird während der Fahrt mit Gas betäubt. Als die Schüler wieder zu sich kommen, finden sie sich auf einer Insel wieder. Dort erfahren sie, dass sie für "Battle Royale" ausgewählt wurden. Sie erhalten einen Rucksack, in dem sich irgendeine - mehr oder weniger nützliche - Waffe befindet und müssen in Minutenabständen das Gebäude verlassen. Ist der letzte der Schüler draußen, beginnt das Spiel.

"Battle Royale" ist ebenfalls ein Roman, auf dem man sich - aus vielen Gründen - erst einmal einlassen muss. Aber es lohnt sich. Der Schreibstil mag für Europäer ein wenig gewöhnungsbedürftig sein und die Anzahl der Schüler setzt ein halbwegs gutes Personengedächtnis voraus, damit man nicht den Überblick verliert. Allerdings gibt es als Gedächtnisstütze sowohl eine Klassenliste mit Kurzbeschreibungen der Schüler, die dem Roman vorangestellt ist, und am Ende jedes Kapitels folgt ein "Update" ...

Die Handlung hat ein ordentliches Tempo und einige Szenen sind äußerst brutal - aber es wird nie Grausamkeit um ihrer selbst willen gezeigt, sondern sie ist immer kontextbezogen. Die Schüler sind Kinder und man fragt sich zu Beginn, ob die Geschichte überhaupt glaubhaft erzählt werden kann - und die Antwort ist ein eindeutiges "Ja".

Wie auch "Der Fürst des Nebels" oder "Die Ritter der vierzig Inseln" ist "Battle Royale" kein Roman für Leute, die auf nette Unterhaltung mit Happy-End stehen. Für diejenigen, die gerne hin und wieder einen Blick in die Abgründe der menschlichen Gesellschaft bzw. des Indiviuums werfen (siehe auch meinen Slogan "Abyssus abyssum invocat" ... ), werden den Roman vermutlich nicht mögen, aber auf jeden Fall in einem Aufwasch durchlesen und sich danach nicht besonders gut fühlen.
Und was will man mehr von einer guten Geschichte, die sich mit uns Menschen befasst?
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)
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