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Alt 09.01.2014, 09:42
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
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Kurz zum Darwinismus: Warum nur stirbt dieses Gerücht nie aus, dass Darwin so eine Art Pionier in Sachen Euthanasie wäre? Es ging ihm - völlig berechtigt -
darum, darauf hinzuweisen, dass in der Natur nur diejenige Spezies überlebt, die in der Lage ist, überlebens- und fortpflanzungsfähige Nachkommen zu zeugen.
Dass dies eine gewisse Stärke und Überlegenheit notwendig macht, versteht sich von selbst.
Dies aber 1:1 auf die menschliche Gesellschaft zu übertragen und sich bei jeder unpassenden Gelegenheit um die Ohren zu hauen, geht mir gewaltig auf den Keks.
Dieses Wort "Sozialdarwinismus" ist eines der Dinge, die MICH unheimlich aggressiv machen.

Zum Thema selbst: Wem wollen wir eigentlich etwas vormachen? Die menschliche Gesellschaft hat nun einmal die Tendenz das Gute gutzuheißen, aber dem Bösen
zu folgen und ich bezweifle sehr, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern wird.
Weshalb haben denn die "richtig guten Bösewichte" in Film und Roman oftmals eine riesige Fangemeinde? Diese Faszination des "Bösen" liegt eben in unserer Natur.
Ein Teil von uns assoziiert mit dem Bösen ein Gefühl der Macht und auch der Unabhängigkeit - zwei "Werte",
die vermutlich nie an Bedeutung verlieren werden. Egal, wie gut wir uns auch vorkommen mögen.

Auch glaube ich nicht, dass der privilegierte Weiße in den Industrieländern wirklich weiß, was Überlebenskampf bedeutet. Fragt man hingegen die sog. Unterprivilegierten,
die Behinderten (insofern sie sich artikulieren können), die Slumbewohner usw., dann kapiert man recht schnell, dass man die reinsten Überlebenskünstler vor sich hat,
die durchaus der Ansicht sein können, nur dann eine Chance zu haben, wenn man zusieht, wo man selbst bleibt.

Großzügigkeit, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit etc. kann man (und sollte man vermutlich auch) um seiner selbst willen praktizieren - um in der menschlichen Gesellschaft
klar zu kommen, reicht das nicht. Im Gegenteil - niemand wird so schnell ins Aus geschossen, wie Menschen, die allgemein als Hilfsbereit und Großzügig angesehen werden.
So jemand macht sich gut zu Weihnachten und auf Hilfsplakaten für Dritte-Welt-Länder. Ansonsten aber wird er (meistens) früher oder später mit fliegenden Fahnen
untergehen.
Ich habe Respekt vor Menschen, die Ideale leben, auch auf die Gefahr hin, dadurch in irgendeiner Form benachteiligt zu werden. Aber diesen Nerv haben nur die Wenigsten,
würde ich mal behaupten wollen.

Fazit: Ich denke, dass alles seine Zeit hat, das Gut-Sein genauso wie das Böse-Sein. Man sollte beides beherrschen und lernen, wann das eine und wann das andere
angebracht ist, sonst kommt man vermutlich nicht allzu weit.
__________________

Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)

Geändert von Cassandra (09.01.2014 um 10:36 Uhr)
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