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Alt 25.01.2013, 20:14
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Cassandra Cassandra ist offline
Abyssus abyssum invocat
Ringtraeger
 
Registriert seit: 02.2012
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Zitat:
Zitat von Elyan Beitrag anzeigen
Eine echte Heldin, ein echter Held finde ich, muss mit sich ringen, mit seinen Schwächen kämpfen, am Boden liegen und wieder aufstehen, an seinen Zweifeln wachsen. Das „Gute“, das Menschliche, Mitfühlende, Liebende ist dabei meist doch eher wie ein Licht in der Ferne, an das sich der/ die Prota orientiert...
Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu ... Nur - sollte dies nicht (im Idealfall) auf jeden Menschen zutreffen und nicht ausschließlich unter Heldenqualitäten laufen?


Zitat:
Zitat von Elyan Beitrag anzeigen
Ein Buch mit einem absolut Guten ... das wäre vermutlich genauso kalt und erbarmungslos wie ein Werk, in dem das absolut Böse die Hauptrolle spielt und gewinnt.
... vorallem deshalb, weil sich ein "absolut Guter" genauso unserem Vorstellungsvermögen entzieht, wie ein "absolut Böser", womit beide keine idealen Identifikationsvorbilder wären.
Und um hier noch einmal an Dein Zitat von oben anzuknüpfen: ein echter Held steht immer wieder auf usw. - vermutlich ist es genau das, was diesen von Otto Normalverbraucher unterscheidet: der würde heulend liegen bleiben (oder so ähnlich).
Folglich ist - wie Du schon sagtest - der ideale gute Romanheld, ein Jemand, der fällt, wieder aufsteht und sich nie unterkriegen lässt. Einer, der so ist, wie der Leser gerne wäre. Mit Fehlern und Schwächen, der aber im Entscheidenden Moment das "richtige" tut und die Zügel noch einmal zu seinen Gunsten herum reißen kann.


Zitat:
Zitat von Laura Beitrag anzeigen
Nun was ist für mich gut? Hm, ein Gutmensch ist für mich jemand, der - wie Orendarcil schon sagte - seinem Umfeld hilft, versucht die Welt besser zu machen, etwas zu bewirken ohne dabei auch nur eine Sekunde an sich selbst zu denken.

Bin ich ein Gutmensch? Ganz ehrlich? Nein.
Wir möchten Glauben, dass wir das sind, möchten auch so selbstlos sein wie die Menschen in den Büchern und Filmen, doch ist das überhaupt zu schaffen?
So wie Du das hier schreibst, siehst Du einen Gutmenschen als etwas positives, wohingegen ich ihn eher als sehr negativ empfinden und ehrlich gesagt froh bin, mich nicht als einen bezeichnen zu müssen.
Vermutlich hast Du noch nie einen Menschen von dieser Sorte getroffen, aber ich kann Dir sagen: hast Du mal so jemanden vor Dir, dann wirst Du möglicherweise Deine Einstellung revidieren müssen.
Gutmenschen haben die vertrackte Angewohnheit, immer "Gutes" tun zu wollen, egal ob es jetzt gerade passt oder nicht. Entscheidend dabei ist ihre Definition von gut und wo sie die her haben. IdR ist es eine obskure Mischung aus missverstandenem Christentum, Helfersyndrom und einer gehörigen Portion Selbstgefälligkeit, die diese Leute in soziale Einrichtungen treibt, wo sie sich nach Lust und Laune austoben können.


Zitat:
Zitat von Laura Beitrag anzeigen
Gut ist für mich der, der Gutes tut. Scheiß auf die Gründe. Solange jemand versucht die Welt - in welcher Art auch immer - besser zu machen, anderen zu helfen, sich für Schwächere stark zu machen, ist dieser Jemand in meinen Augen gut. Egal was ihn antreibt, das interessiert mich kein bisschen, ehrlich gesagt. Am Ende zählen die Taten allein.
Das klingt sehr gut und im Idealfall hast Du auch recht. Aber: ich halte "gut sein" für etwas, das sich u.a. im Charakter manifestiert und sich auch teilweise (oftmals verborgen) in der Persönlichkeit widerspiegelt. Entscheidend ist, welchen Größenanteil dieses Gute in dem Charakter des jeweiligen Menschen einnimmt.
Ich will nicht ständig darauf herum reiten und die Arbeit im sozialen Bereich madig machen, nur: in keinem anderen Arbeitsumfeld wird soviel gemobbt, herum gestänkert und intrigiert, wie in der sozialen Arbeit. Das sollte doch schon zu denken geben, finde ich.
Die Arbeit vor Ort ist eine Sache, aber was nützt es beispielsweise, wenn jemand einem Obdachlosen gegenüber großzügig und hilfsbereit ist, aber gleichzeitig seine Kollegein hinaus ekelt?


Zitat:
Zitat von Laura Beitrag anzeigen
Das reine Gute ist für mich Teil einer Fantasiewelt, genau wie das reine Böse - und das auch nur in Wesen, die vom Autor speziell dafür geschaffen wurden. Doch sobald in der Geschichte ein Mensch vorkommt, gibt es das REINE nicht mehr. Der Mensch ist dazu ausgelegt, beide Richtungen gehen zu können. Das nennt man auch gerne freien Willen.
Ich würde sogar noch weiter gehen: der Mensch trägt beides in sich - das Gute wie auch das Böse und die Grenze dazwischen verschwimmt oftmals bis zur Unkenntlichkeit ...


Zitat:
Zitat von Laura Beitrag anzeigen
Fazit, für mich ist GUT wer gutes tut, egal was ihn antreibt. Denn wie beim Bösen ist die Motivation - der Grund - nur ein Werkzeug, dass wir benutzen können jedoch nicht müssen.
Darf ich hier ein Zitat von Dir aus dem "Das `Böse siegt´"-Thread dran hängen:

Zitat:
Zitat von Laura Beitrag anzeigen
Also bleibt am Ende für mich nur der Mensch, der sie begeht. Denn er allein ist es der Einfluss auf sein Handeln, seine Reaktion auf etwas und auf die daraus folgenden Konsequenzen hat. Und fühlt er Vergnügen dabei, zeigt nicht einen Moment der Reue, so ist dieser Jemand für mich böse und so jemanden würde ich nie gewinnen sehen wollen.
Was machen wir also an dieser Stelle mit jemandem, der gleichzeitig böses und gutes tut?
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Im Feuer steckt der Funke des Chaos und der Zerstörung,
der Samen des Lebens


("Magic")

(Photo: Franz Herzog © 2004)
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