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Alt 27.02.2013, 18:26
Benutzerbild von DominikSchmeller
DominikSchmeller DominikSchmeller ist offline
Bewahrer der Traenen des Lebens
 
Registriert seit: 09.2010
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Alles in allem sind schöne Passagen in dem Text. Aber irgendwie wirkt er banal. Das könnte daran liegen, dass er aus dem Kontext gerissen wurde. Hier hättest du aber, meiner Meinung nach, noch mehr Chancen gehabt, den Charakter deiner Figur zu beleuchten. Eigentlich kommt wenig rüber. Das einzige, was ich jetzt rausgezogen habe, ist: 1) Sie trinkt nicht oft (nie?), 2) Sie hat einen Freund, der sie sehr gut kennt.

Ich gehe mal Schritt für Schritt durch, was mir sonst noch aufgefallen ist. (Meine Anmerkungen in Blau :) )

Im ersten Moment wusste sie nicht wo sie war. Ihr Gehirn schien ge-nug damit zu tun zu haben Überlegungen darüber anzustellen wer sie war. Nach einer kurzen Bestandskontrolle schreckliches Wort atmete sie tief durch. Ihr Hals brannte, verlangte nach mehr Wasser, als ein Fluss zu führen vermochte schönes Bild. Sie legte den Kopf zur Seite ist der nicht angewachsen? Oder warum kann sie ihn wie ein altes T-Shirt zur Seite legen? Besser: Sie drehte den Kopf zu Seite oder Sie bettete ihren Kopf seitlich auf das Kissen/die Matraze, um ihren verspannten Körper etwas zu entlasten, was ihr Kopf für keine gute Idee hielt. Irgendetwas hämmerte mit der Gewalt eines Erdrutsches gegen ihre Schädeldecke Hier muss ich Käptn widersprechen, ich finde das Bild gut und ihr war, als feiere die gesamte Truppe der Klingen der ersten Nacht in ihrem Kopf weiter. Ihre Erinnerungen hingen in Fetzen, die ihr Bewusstsein langsam zusammenzufügen versuchte. Mit mäßigem Erfolg. Hier müsstest du dann logischerweise einige dieser Gedankenfetzen/losen Erinnerungen einfügen
Als sie die Lider öffnete, drang viel zu grelles Licht an ihre Augen.
Wieso war sie nur aufgewacht? Alles in ihr schrie nach einem tiefen Schlaf und einem Erwachen ohne all diese Schmerzen hört sich unlogisch an. Was will sie nun, Schlaf oder Erwachen? Beides geht nicht (ich weiß, was du sagen willst, aber so kommt es nicht rüber.
Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, versuchte sich seines Inhaltes zu entledigen. Cilana schluckte schwer, was bei ihrem trockenen Hals eine beinahe unüberwindbare Hürde zu sein schien statt zu sein schien: war; ich würde das Wort "scheinen" aus deinem Lexikon löschen. Ausnahme: Die vermuteten Gedanken/Gefühle einer anderen Person außer dem POV.
Einige Minuten lag sie einfach nur ruhig da, bevor sie bemerkte, dass sie nicht in ihrer Hängematte lag und entsetzt die Augen aufschlug. Warum entsetzt sie das so sehr?
Das Licht setzte seine Folter unbeirrt fort, aber dieses Mal floh Cilana nicht in die Dunkelheit.
Sie lag in ihrer Kammer, das wurde ihr relativ schnell klar. Ein Stück entfernt hing ihre Hängematte schlaff gen Boden. Sie lag auf dem harten Steinboden, was sie noch nicht bemerkt hatte Sehr unglückliche Formulierung. Stattdessen vielleicht: Warum lag sie auf dem harten Steinboden? oder Wie kam sie/ Was suchte sie auf dem harten Steinboden?.

Zu gerne hätte sie gewusst, was sie dazu veranlasst hatte, sich einfach hier nieder zu lassen niederlassen ist ein grausam schwaches Verb.
Mit Mühen rappelte sie sich auf, versuchte ihren Kopf zum Schweigen zu bringen und einen klaren Gedanken zu fassen sehr schöner Satz. Sie hatte getrunken.
Die Frage war auch nicht ob, sondern wie viel Alkohol sie zu sich genommen hatte. Offenbar genug um ihren wenig trinkfesten, zierlichen Körper zu überfordern.
Ihr Blick glitt über ihren Leib. Zumindest ihr Kleid trug sie noch, auch wenn diese bestialisch nach Bier stank.
Unsicher versuchte sie sich zu erheben, schaffte es bereits warum bereits? Besser: aber erstbeim dritten Anlauf und schleppte sich zu ihrer Hängematte. Von diesem kurzen Aufbäumendas schleppen ist kein aufbäumen. Ein Pferd bäumt sich auf, ein Sterbender bäumt sich auf. Vielleicht besser: Von dieser kurzen Anstrengung. Oder aus ihrer Perspektive: Von diesem Sieben-Meilen-Marsch/Kraftmarsch völlig erschöpft, ließ sie sich in den weichen Stoff fallenich dachte die Hängematte hinge schlaff herab? Muss sie sie nicht erstmal wieder einhängen? und noch bevor sie lag, hatte der Schlaf sie bereits wieder eingeholt.

Auch das zweite Erwachen erwies sich nicht als viel angenehmer. Dieses Mal war sie sich sicher, dass sie sich übergeben musste, würgte einen Moment, stellte dann aber fest, dass ihr Magen es sich anders überlegt hatte.
„Ich hasse Alkohol“, grummelte sie vor sich hin, drehte sich auf den Bauch und bereute es sofort, als die Übelkeit sie erneut heimsuchte. So schnell wie möglich drehte sie sich wieder auf den Rücken. Alles um sie herum drehte sich und sie versuchte die Augen starr auf einen Punkt an der Decke zu richten, was sich als unmöglich erwies: Die Decke schien vor ihr zu fliehen, wirbelte über ihr wie Bäume, die der Sturm zum Tanz aufforderte.
Cilana ergab sich in ihr Schicksaal und konzentrierte sich auf das Un-stete Flackern der Fackel an der Wand.
„Einfach nicht daran denken“, brabbelte lallte?sie vor sich hin.
Ihre Zunge war ungewöhnlich schwer und ihre Stimme klang fremd. Es war, als habe sie eine Wolldecke im Mund, die jeden Ton bis zur Unkenntlichkeit verzehrte.
Es klopfte.
„Urgha“, machte stärkeres Verb bitte hier einsetzen Cilana unverständlich und die schwere Tür öffnete sich langsam Hier wirkt es so, als würde sich die Tür öffnen, weil sie urgha (also das Zauberwort) gesagt hat. Ich denke, das ist so nicht beabsichtigt, oder?.
Ganz langsam, als sei er zerbrechlich, drehte sie den Kopf in Tyrgarns Richtung, der seinen athletischen ich glaube, das ist Cilana im Moment egal, das steht hier nur, weil der Autor es dem Leser gerne mitteilen will Körper vorsichtig durch die Tür schob. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm verstrubbelt ins Gesicht und seinen sonst so lebhaften Augen haftete eine gewisse Melancholie an vgl. oben.
„Guten Morgen“, grüßte er und verbarg seinen Zustand nicht.
Gewissenhaft schloss er die Tür hinter sich, rieb sich mit einer Hand die Augen.
„Morgen.“ Cilana musste sich zwingen möglichst deutlich zu spre-chen. Dieser Dialog ist banal. Kann ersatzlos weg. Starte gleich mit dem nächsten Satz vom Paladin
„Ich wusste nicht, dass du so viel aushältst.“ Der Paladin lachte unge-zwungen auf, trat an den überlasteten ist sie eine dampfmaschine? vielleicht besser: geschundenen Körper der jungen Frau und sah ihr in die verschlafenen Augen Hier fällst du aus der Perspektive. Cilana kann ihre eigenen Augen nicht sehen..
„Tu ich auch nicht“, gab sie kraftlos zurück.
„Wie geht’s dir?“, fragte er ganz locker und auf seinem Gesicht bilde-ten sich die Überreste eines schelmischen Grinsens Warum Überreste? Überreste können sich nicht bilden, die bleiben übrig von etwas, das vorher da war.
„Ich hatte schon viele mächtige Gegner“, begann sie. „Aber nun weiß ich, warum es heißt, dass Alkohol selbst den stärksten Mann zerstören kann. Ist das immer so?“
„Wenn man nicht weiß wo seine Grenzen sind schon“, neckte Tyrgarn sie und hielt ihr einen Becher hin. „Hier. Trink das.“
Zögerlich nahm Cilana das Getränk an statt an: entgegen.
„Was ist das?“, fragte sie, während sie es sich zum Mund führte.
„Bier“, war die schlichte Antwort.
Die Geweihte hatte in der Zwischenzeit an dem Becher genippt und spie die Flüssigkeit, die diese Miesere erst über sie gebracht hatte, wieder aus. Breit gefächert landeten die Tropfen auf dem groben Stein.Warum hat sie so viel im Mund, wenn sie nur genippt hat? Statt spie vielleicht besser: spuckte.
Tyrgarn lachte nur. „Ich weiß. Es schmeckt grausam, aber es hilft. Glaub mir.“
Zweifelnd hob Cilana den Becher erneut und trank einen kleinen Schluck. Es schmeckte wahrlich scheußlich und sie verzog angewidert das Gesicht. schöner Satz
„Das wird schon wieder“, lachte Tyrgarn, als sie zwei weitere Züge Schlücke hinuntergewürgt hatte.
„Ich habe viel durchgemacht“, gestand Cilana. „Aber dieses Zeug rühr ich nie wieder an.“
Nun stahl sich auch auf ihr Gesicht ein dünnes Lächeln. Sie musste ein so armseliges Bild abgeben Hier bist du in der Perspektive, gut. Das Kleid verrutscht, das Haar ungeordnet wie das Fell eines Waschbären und das Antlitz von tiefen Augenringen verunstaltet. Das war jedoch alles nichts Neues. Tyrgarn kannte sie fast nur in solchen oder ähnlichen Zuständen.
„An was erinnerst du dich noch?“
Cilana überlegte angestrengt, doch die Fetzen ließen sich nicht so recht zusammenfügen.
Hier fehlt etwas. Sonst hört es sich unlogisch an. Ich würde noch hinzuufügen: Als Cilana nichts sagte, hallte ...Tyrgarns Lachen hallte in dem kleinen Raum wieder. „Das ist aber wirklich nicht viel.“

Ich hoffe ich war nicht zu hart, aber ich gebe nur ehrliche (und ich hoffe konstruktive) Kritik. Alles andere bringt nichts. Noch mal ausdrücklich: Ich will dich mit keinem Wort direkt angreifen und natürlich liegt Kritik an einem Text immer auch im Auge des Betrachters.
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