Thema: Gibt es Gott?
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Alt 10.02.2011, 17:04
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
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Vermutlich glauben die meisten Menschen, weil sie sich in ihrem Leben einen gütigen, väterlichen Beschützer wünschen, der ihnen auch die Angst vor dem irgendwann unausweichlichen Tod durch das Versprechen auf ein ewiges Leben nehmen kann. Hinzu kommt vielleicht noch bei manch Einem das elitäre Gefühl, der "richtigeren" Religion anzugehören und deshalb ein besserer und priviligierterer Mensch zu sein, als andere.

Aber immer weniger Menschen sind bereit, sich von einer wie auch immer gestalteten Kirche beherrschen zu lassen. Seien es die altertümlichen Vorschriften (Im Sinne von vorchristlich), sei es die mangelnde Bereitschaft an eine Hölle und die ewige Verdammnis eines Sünders zu glauben. Die Angst vor fundamentalistischem Terrorismus, egal, ob moslemisch oder christlich) spielt sicher auch eine Rolle bei diesem Widerwillen.

Als Kind fand ich die Kirche toll und bin fast an jedem Sonntag zum Kindergottesdienst gerannt. Später hat diese Begeisterung nachgelassen, und nachdem ich mich als Erwachsener mit der Religionsgeschichte beschäftigt habe, bin ich der christlichen Kirche gegenüber deutlich negativ eingestellt.

Ob es sich darum handelt,

- dass die römisch-katholische Kirche selektierte, welche Orginaldokumente aus der Lebenszeit Jesu und der Leute, die ihn kannten, in die Bibel aufgenommen und welche vernichtet wurden, je nachdem, was ihr politisch nützlich war (Die Bibel wurde sozusagen mehrfach umgeschrieben)

- dass sie möglichst alle anderen frühchristlichen Gemeinden beseitigte (im Sinne von Ermorden der Führer und Unterdrücken der anderen Anhänger! Warum, verflixt nochmal sitzt das Zentrum der angeblich von Jesus gegründeten Kirche in Rom und nicht in Jerusalem? Warum besteht das neue Testament zur Hälfte aus den Briefen von jemandem, der Jesus noch nicht einmal kannte, obwohl er sich offensichtlich in Opposition zu dem Mann/Fels befand, auf dem Jesus erklärtermaßen seine Kirche bauen wollte? Warum stellte die Kirche Regeln auf, die gegensätzlich zu Jesu eigenem Handeln waren, zum Beispiel der Einsetzung von weiblichen Predigern?),

- dass sie sich die Macht über ganz Europa zu sichern versuchte, indem sie sich vorbehielt, Herrscher zu krönen oder nicht, zu exkommunizieren, oder sogar deren Ermordung zu unterstützen, wenn sie sich als zu unbequem herausstellten (Begonnen damit, dass sich die römisch-katholische Kirche im nachrömischen Europa überhaupt nur durch die Unterstützung des merowingischen Königs Chlodwig halten konnte. Der Deal war folgender: der König und alle seine Nachfolger ließen sich sich vom Pabst salben [übrigends ein jüdisches Ritual: Meschuha = der gesalbte König oder Hohepriester] und krönen, wurden von ihm also quasi eingesetzt, dafür versprach der Pabst, die Kirche würde das merowingische Herrscherhaus für alle Zeiten als einzig legitimes unterstützen. Wenige Generationen später unterstütze der Pabst allerdings die Vernichtung der Merowinger-Dynastie durch einen von deren Dienern)

- dass sie sich nach Möglichkeit immer noch die Kontrolle über alle christlich relevanten archäologischen Funde vorbehält (Verwahrung, Zugangsgewährung, Bewertung, Interpretation), Beispiel: die Qumran-Funde. Nur die Katholische Kirche kennt alle "bösen" Dokumente, die in der vatikanischen Bibliothek liegen, und nicht nur eines, dessen Existenz bekannt war, wurde "durch die Hand Gottes" vernichtet.

- dass sie unzählige Dokumente und Urkunden gefälscht hat, vor allem, um Land- und Machtbesitz als historisch zu legitimieren (z.B. Schenkung des Vatikanstaates durch unter anderem den römischen Kaiser Konstantin, oder auch Karl den Großen). Es existierte im Mittelalter eine regelrechte Fälscherwerkstatt der Kirche in Frankreich!

Ein Vorbild für ihre Anhänger bildete die Kirche niemals in irgendeiner Hinsicht. Das antroposophische Verhalten einzelner Priester, die man wahrhaftig für Heilige halten könnte, stellt davon natürlich eine Ausnahme dar. Wobei es ein Witz ist, dass der merowingische Thronfolger Dagobert II, der im Auftrag der katholischen Kirche ermordet wurde, später ebenso zum Heiligen ernannt wurde, wie der Gründer des Dominikanerordens und damit der Erfinder der Inquisition, Dominikus. Wie gesagt, die Religion finde ich als philosophische Grundlage menschlichen Zusammenlebens gut, aber was diejenigen über die Jahrhunderte getan haben, die sich die Diener Gottes nannten, kann man nicht anders als ... gottlos und sündhaft nennen.

Nicht, dass die Vertreter anderer Staatsreligionen in anderen Ländern sich immer anders und besser verhalten hätten! Mohammed tat sich vor allem durch seine Eroberungsfeldzüge und Zwangsmissionierungen hervor, obwohl er selber sinngemäß im Koran formuliert hatte: Mein Gott ist nicht dein Gott, und dein Gott ist nicht mein Gott, (aber das ist kein Grund, einander zu bekämpfen). Der "Halbmond" in der Flagge islamischer Staaten stellt nach anderer Interpretation eigentlich den Säbel des Propheten dar.

Und wie friedfertig die Schöpfer des alten Testamentes, die Juden waren, kann jeder selber erlessen, der das Buch mal in die Hand nimmt und blättert.

Ob es Gott gibt? Keine Ahnung! Aber eigentlich kann ein Gott, der all das, was in seinem Namen getan wurde, jahrhundertelang zugelassen und belohnt hat, anstatt es zu bestrafen,keiner sein, der Respekt und Verehrung verdient. Wenn jemand, der Meineide geschworen und Zehntausende unschuldiger Menschen zu Elend und Tod verurteilt hat, um sich persönlich zu bereichern, der alle möglichen religiösen Regeln gebrochen hat, nach einem langen und ausschweifenden Leben stirbt, kann man das wohl kaum so auslegen, dass ihn am Ende die gerechte Strafe Gottes ereilt hat.

Geändert von Hobbyschreiber (10.02.2011 um 17:29 Uhr)
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