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Alt 02.09.2010, 20:42
Benutzerbild von Lazarus
Lazarus Lazarus ist offline
Advocatus Diaboli
Drachentoeter
 
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Kanalisation Beltan

Georg war noch immer so geschockt vom Tod seiner Schwester, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, mit Trauer und einer verzweifelten Hoffnung im Herzen, dass sie wie durch ein Wunder überlebt haben konnte lief er hastig zu ihrem reglosen Körper. Doch wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte weder Puls noch Atmung feststellen. Alles Leben war aus ihr gewichen und schon bald würde sie ihren Platz bei der großen Albinoratte einnehmen. Das Einzige was er noch für sie tun konnte, war ihr die Augen zu schließen, nachdem er das getan hatte, hauchte er ihr noch einen letzen Kuss auf die Wange.

Vergib mir.

Gerade als er sich von der Leiche abwenden wollte, bemerkte er ein hellgelbes Leuchten und kurz darauf schwebte etwas das wage Ähnlichkeit mit Lea hatte, aus ihrem Körper heraus und blieb vor ihm in der Luft hängen.

Ach Brüderchen, mach dir meinetwegen keinen Kopf, aller Schmerz und Kummer liegt nun hinter mir. Leb dein Leben weiter und vergiss mich nicht, ich werde immer auf dich warten.

Als er die Hand nach der bleichen Erscheinung ausstrecken wollte, begann sie langsam zu verblassen.

Nein warte, verlass mich nicht, ich habe doch sonst niemanden mehr. Was soll ich jetzt nur ohne dich tun?

Der Geist sagte nur noch ein einziges Wort bevor er verschwand: Westen

Nachdem er nun ganz alleine war, übermannte ihn die Verzweiflung und er brach weinend zusammen. Als er nach einem fünfzehnminütigen Weinkrampf noch immer kein Ende in Sicht war, mischte sich der Wassergeist endlich ein.

Steh auf, was bist du denn ein Mann oder eine Maus?

Lass mich in Ruhe, seit ich dir begegnet bin stolpere ich von einer Katastrophe in die nächste. Das Leben hat für mich keinen Sinn mehr.

Glaubst du das wirklich? Na schön, wenn alles keinen Sinn mehr hat, dann beende doch dein erbärmliches Dasein, beweis dem toten Vampir hinter dir, dass er Recht hatte und deine Rasse wirklich zu nichts gut ist, oder tu das was dir deine Schwester geraten hat, marschiere mit mir nach Westen und kämpfe gegen Omega.

Seine Helferin hatte recht, sein Leben sollte wenigstens noch für einen Zweck gut sein. Ohnmächtige Wut auf Lea’s Mörder und dessen obersten Befehlshaber nistete sich in Georgs Gedanken ein, wie ein Krebsgeschwür, und er tat etwas was er noch nie zuvor in seinem Leben getan hatte, er fasste spontan und ohne die Folgen zu beachten einen Entschluss: Omega würde durch seine Hand sterben, oder er selbst bei dem Versuch ihn zu töten umkommen. Er durfte keine Zeit mehr verlieren, hastig durchsuchte er das Wesen, welches Asparagus als Vampir bezeichnet hatte nach brauchbarer Beute, aber alles was er fand waren ein paar Silbermünzen und dessen schwarzer Kapuzenumhang. Nun, das musste fürs Erste reichen, und im Einbruch der Nacht schlich er sich aus der Stadt hinaus. Die Kämpfe an der Oberfläche, zwischen der Bevölkerung und den Skaven, waren kurz aber heftig gewesen, noch immer brannten vereinzelt hier und da einige Gebäude. Doch irgendwie gelang Georg unbemerkt die Flucht durch schmale Gassen, stinkende Abwasserkanäle und ein rostiges Gitter welches er mit Hilfe des Wassergeists aus dessen Verankerung riss. Er hatte nur ein Ziel, Westen. Nach einer schier endlosen Odysse in der er fast seine komplette Barschaft aufgebraucht hatte und sich von Tannenzapfen und dem ernährt hatte was er auf den Feldern einiger Bauern stehlen konnte, hatte er endlich Kalisko erreicht. Mit jedem Schritt welchen er weiter nach Westen unternommen hatte, waren die Gerüchte über Omega erschreckender geworden. Man munkelte gar von einer Armee der Untoten. Untot, ein Wort mit dem er bisher nichts hatte Anfangen könne, doch nun wusste er was damit gemeint war und so langsam reute ihn sein Entschluss gegen den Vampirkönig zu kämpfen, wie konnte er ernsthaft glauben mit ihm fertig zu werden, wenn er schon mit einem einfachen Vampir seine Probleme hatte? Georg wollte gar nicht so genau darüber nachdenken und er beschloss diese düstere Aussicht mit Alkohol aus seinem Kopf zu verbannen. Vor ihm hing das Schild auf dem eine seltsame Kreatur abgebildet war. Der Wassergeist in seinem Kopf informierte ihn darüber, dass das ein Krake sei, aber Georg war das vollkommen gleichgültig.

Taverne zum Kraken

Mit zitternden Beinen von der langen Reise und den Entbehrungen die er durchlitten hatte, betrat er das Gasthaus. Sein Geld reichte gerade noch für zwei drei Bier und ein Zimmer, dann musste er sich etwas anderes einfallen lassen um über die Runden zu kommen. Schwer auf seinen Speer gestützt schlurfte er zu dem Wirt, die anderen Gäste beachtete er gar nicht.

Ein Bier, meinte er mit erschöpfter Stimme und zog sich die schwarze Kapuze, welche sein Gesicht bis auf die lange Schnauze verdeckt hatte vom Kopf. Falls der Wirt erstaunt war einen Skaven an der Oberfläche zu sehen, so ließ er sich seine Verblüffung jedoch nicht anmerken. Georg hörte noch wie der volle Bierkrug auf den Tresen knallte, dann musste er auch schon halb im Stehen eingenickt sein. Leise Schnarchgeräusche drangen aus der Rattennase und die Beine drohten ihm wegzuknicken, doch bevor es dazu kam geschah etwas anderes. Georgs linke Hand umgab plötzlich ein leichter blauer Schimmer, dann entwickelte sie auch schon ein Eigenleben. Wie eine Spinne huschten die Finger über den Tresen hin zum Bierkrug um dessen Griff sanft zu umfassen, obwohl die Ratte noch immer tief und fest schlief. Dann wurde der Arm, mit dem Bierkrug in der Hand, wie an unsichtbaren Fäden nach oben gezogen und über den Kopf der Ratte geschwenkt. Irritiert und ausgesprochen fassungslos schaute der Wirt zu wie das flüssige Nass über Georgs Kopf und den halben Tresen geschüttet wurde. Der Skave erwachte erschrocken und wischte sich erst mal das Bier aus den Augen bevor er leise:
Lass den Unsinn zischte.

Herr Wirt noch ein Bier und ein einfaches Zimmer, meinte er ganz normal, so als ob überhaupt nicht geschehen wäre.
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Endlich jemand der aussieht als ob er helfen könnte. Die ganzen Idioten und Blödmänner hier waren bisher irgendwie keine große Hilfe.
Ich fürchte Ihr habt uns verwechselt. Ich bin Dummkopf, dies ist mein Freund Trottel und hinter mir steht Hirnlos und Stümper. Wie geht es Euch?
(Baldurs Gate)

Ich bin kein Misanthrop, ich hasse einfach nur Menschen (Jochen Malmsheimer)

Geändert von Lazarus (03.09.2010 um 01:11 Uhr)