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Alt 05.09.2012, 16:42
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Nephthys Nephthys ist offline
Bewahrer des Friedens
 
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Rezensionen gespalten

Alloha Freunde der leichten Unterhaltung,

bei meiner gestrigen Internet-Surftour bin ich mal wieder von Höcksken auf Stöcksken gekommen.
Über die Kindle-Publikationen im Selbstverlag hab ich angefangen Rezensionen zu lesen. Und weils irgendwie Spaß macht sich Verrisse anzusehen (bin halt auch nur ein Mensch mit niederen Beweggründen) hab ich mal geschaut, welcher Autor am schlechtesten abschneidet. Fairerweise hab ich mir Autoren rausgesucht, die mehr als zwei, drei (Gefälligkeits-)bewertungen bekommen haben.

Tjoah, was soll ich sagen?
Derjenige, der das Feld der Schlechten Rezensionen am deutlichsten angeführt hat, war W. Hohlbein.
Erstaunlich!
Oder auch nicht?
Ich kann mich erinnern, dass ich zu meiner Jugendzeit die Hexer-Reihe schier verschlungen habe. Sie steht sogar noch in meinem Regal (halt also diverse Umzüge überstanden). Was mir selbst damals in meinem jugendlichen Leichtsinn schon bitter aufgefallen ist, ist die inflationär betriebene Verwurstung von Superlativen.
Schön ... kann ja mal vorkommen. Grade der Hexer war ja ursprünglich ein Groschenroman (soweit ich mich erinnere). Also hey, was solls. Solange es unterhält. Und überhaupt: ist ja mehr als Frühwerk anzusehen.
(Und die "subtilen" (hehe ^^) Anleihen bei H.P. Lovecraft mag man unter "Hommage" verbuchen.)

Aber scheinbar hat sich der Autor nicht wirklich weiterentwickelt.
Wenn ich mir ein paar Auszüge vor Augen führe, muss ich sagen ... äh ... mag er den geneigten Leser verar***?
Wie kommts, dass er nach wie vor eine große Fangemeinde hat?
Und das obwohl viele der Rezensionen einen recht ähnlichen Tonus haben? Viele schrieben über ihre Enttäuschung und darüber, dass sie ihn nicht mehr lesen werden. Viele haben sich darüber beklagt, dass Hohlbein keinen Wert darauf zu legen scheint, die von ihm angefangenen Handlungsstänge irgendwann wieder aufzulösen. Es gibt scheinbar Bücher, die gar keine "Lösung" irgendeiner Art anbieten.

Hier ein paar bemerkenswerte Ausszüge, die die Problematik erhellen ...
(Achtung! Kann SPOILER enthalten)


Über "Anubis" (Januar 2005, Lübbe, ISBN 3-7857-2178-1)

151 Rezensionen (Quelle, aufgerufen am 05.09.2012, 15:53 Uhr)
5 Sterne: (15)
4 Sterne: (20)
3 Sterne: (15)
2 Sterne: (36)
1 Sterne: (65)

no-man schreibt (Quelle):
"[...] Nachdem einige Zombies die weitere Erforschung der Unterwelt nicht aufhalten können erfährt man auch im weiteren nichts darüber, worum es hier eigentlich geht. Kurzum: es gibt 1.) keine Auflösung, alles bleibt 2.) ein Geheimnis und 3.) selbst Graves, der eigentlich eine Menge erzählen könnte sagt... nichts! Es ist einfach unglaublich.[...]"

A. Caminneci "andrea" schreibt (Quelle):
"[...] Ich habe mich immer wieder an Hohlbeins Vergangenheit als "Groschenromansschreiber" erinnert gefühlt, wie beim Hexerzyklus gibt es ganz viele "Tentakel", alles ist "falsch" vieles "schleimig und windend", die perspektiven stimmen nicht.... all das was Hohlbein schon vor vielen Jahren bei Lovecraft schlecht abgekupfert hat wirft er hier mal wieder in die Waagschale. [...]"


Über "Unheil" (2007, Piper, ISBN 978-3-492-70156-3)

75 Rezensionen (Quelle, aufgerufen am 05.06.2012, 15:58 Uhr))
5 Sterne: (20)
4 Sterne: (8)
3 Sterne: (9)
2 Sterne: (11)
1 Sterne: (27)

P. de Vries schreibt (Quelle):
"[...] Wolfgang Hohlbein war DER Autor meiner Kindheit. [...] Hohlbein schreibt im Grunde immer das gleiche, er spricht von "Schatten,die mehr sind als die Abwesenheit von Licht" oder "gefüllt mit Dingen, die dort nichts zu suchen haben" und und und... Das wäre soweit in Ordnung, wenn es Stilmittel in Form von Variationen wären... leider sind es teilweise exakt die gleichen Formulierungen. Wenn man 2-3 Bücher von Wolfgang Hohlbein gelesen hat, dann braucht man an und für sich keine weiteren zu lesen, denn sie ähneln sich stark in Schreibweise, Spannungskurve und "Überraschungsmomenten". [...]"


Über "Flut" (2001, Droemer/Knaur, ISBN 3-426-62150-9)
(erster Teil einer Triologie?)

71 Rezensionen (Quelle, aufgerufen am 05.09.2012, 16:34 Uhr):
5 Sterne: (15)
4 Sterne: (9)
3 Sterne: (14)
2 Sterne: (8)
1 Sterne: (25)

I.N. schreibt (Quelle):
"Das erste Buch von Hohlbein, das ich gelesen habe und alle Erwartungen wurden enttäuscht!
Viele Seiten fand ich so langweilig und nichts sagend, dass ich sie übersprungen habe (Das Gelaufe durch die Wildnis mit ihrem neuen "Freund" war z.B. einfach zu lang...).
Die erste Hälfte des Buches ist wirklich spannend. Leider ist das Buch wohl nicht gut genug Korrektur gelesen worden, sonst wären einige Ungereimtheiten und Wiederholungen gestrichen worden (z.B.: Mal kennt die Hauptperson den Wald seit ihrer Kindheit, dann wieder gar nicht). In der zweiten Hälfte des Buches ist der Satz „Ich schob diesen Gedanken beiseite..." absoluter Standart und auf fast jeder Seite zu finden (kein Scherz).
Also mein Gesamturteil:
Nette Idee, langatmige Strecken und der Schluss vollkommen überzogen und unpassend für das Gesamtgenre des Buches.
Schade...
Hätte der Autor nicht solch einen großen Namen, wäre „Flut" sicherlich nicht auf den hart umkämpften Büchermarkt gekommen."



So oder so ähnlich zieht sich das durch ganz Amazon.


Sicherlich: es gibt auch hoch gelobte Werke des Autors. Einige davon habe ich sogar gelesen ("Das Druidentor", "Der Widersacher" ...)
Und es gibt selbstverständlich auch lobende Rezensionen. Wahrscheinlich zu recht.
Aber es ist mir noch kein Autor über den Weg gelaufen, an dem sich DERMASSEN die Geister scheiden.


Hat Hohlbein keine Sorge, dass er seine Stammleserschaft verprellt?
Interessiert es ihn nicht, ob sich "Erstleser" genervt von seinen Büchern abwenden?
Wie ist es zu erklären, dass die "Machwerke" von den Verlagen trotz Fehlern durchgewunken werden?
(Was ich besonders bedauerlich finde, da es genug Jungautoren gibt, die in den Startlöchern stehen und meiner Meinung nach ihre Chance verdient hätten. Nur leider werden die Ressourcen offenbar für "Autoren mit Namen" verschwendet. Ganz egal, wie hirnrissig diese "Werke" sind.)
Wird der Mann einfach nur alt?
Oder verliert er den Bezug zur Realität
(was ich verstehen könnte, angeblich ist er ein Worcoholic)?
Wirft er einfach fröhlich immer wieder Bücher auf den Markt - so nach dem Motto "wird schon eins dabei sein, das nicht schlecht ist"?
(Ich meine: hey, schaut euch mal auf Wiki an, wie viel der Mann (angeblich) geschrieben hat.)
Ist es ihm schlichtweg egal, ob jemand seine Bücher liest?
Finanzell dürfte er ja inzwischen ausgesorgt haben ...



Es grüßt euch eine mit Fragezeichen umschwirrte

Nephthys
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Wieso eigentlich ... sind Drachen weise? Das sind Echsen, liebe Leute. Echsen! Habt ihr euch schon mal nen Gehirn von einer Echse angeguckt? Himmel! Da haben meine Meerschweinchen größere Gehirne - und die finden nicht mal den Weg aus ihrem Käfig raus.
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Geändert von Nephthys (05.09.2012 um 16:45 Uhr)
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