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Alt 14.11.2012, 18:26
Geweihter Geweihter ist offline
Schwertmeister
Vampirjaeger
 
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Soooo... jetzt gehts los. Vorab: Cilana führt eine Waffe, die extra für sie geschmiedet wurde, eine s.g. Geweihte Klinge. Diese passt sich ihrem kampfstil an und varriert im kampf das Gewicht um komplizierte Techniken zu vereinfachen. Es ist nicht möglich einen Geweihten mit seiner eigenen Waffe zu verletzen oder gar zu töten.
Viel Spaß beim lesen und korrigieren 8achtung, diesen Teil habe ich selbst noch nicht wirklich überarbeitet)

„Gut geschlafen, Kleine?“, neckte der Anführer sie und grinste breit.
Cilana wich seinem Blick aus, sah zu Boden und führte ihr Schauspiel fort.
Mehrstimmiges Gelächter erklang. Offenbar hatten sich nun alle Männer um sie und den Baum an dem sie gefesselt war, versammelt.
„Ich hoffe die Reise war nicht zu anstrengend für dich“, sagte er gespielt mitleidig. „Nicht, dass du zu schwach für unser kleines Tänzchen bist.“
Cilana ließ zu, wie ihr dunkles Haar ihr ins Gesicht fiel und das freudige Lächeln verdeckte, das diese Worte hervorrief. „Nein, bin ich nicht. Allerdings werde ich mich nicht einfach so zu dir gesellen. Wie wäre es mit einem kleinen Kämpfchen, vor unserem Tänzchen?“
Das Lächeln auf dem Gesicht des Hauptmannes erstarrte. Obwohl er wusste, dass sie eine Geweihte und exzellent im Nahkampf ausgebildet war, hatte er keine Chance ihre Herausforderung abzulehnen ohne den Respekt seiner Männer zu verlieren.
Dennoch versuchte er es. „Du bist gefesselt, was willst du denn gegen mich tun?“
„Treten, beißen und spucken“, gab sie ruhig zurück. „Oder ich könnte dir eine Nacht bescheren, die du nie vergessen wirst.“
Ihre Stimme war zuckersüß, lockend und gleichzeitig ging eine zärtliche Bedrohlichkeit von ihr aus. Es gab kein Zurück für ihn, doch sie sah, wie sehr er sich sträubte. Nun sah er ein, dass es doch keine so kluge Idee war seine Männer nicht über die Züge ihrer Gefangenen aufzuklären und nun war es zu spät dafür.
„Ich prügle mich nicht mit Weibern“, versetze er sie. „Ich stelle nur gerne andere Dinge mit ihnen an.“
„Das nennst du prügeln? Ein Bär von einem Mann gegen ein kleines Mädchen? Das ist doch sicher kein Problem für dich und es kann sich wirklich für dich lohnen. Wie sehen das denn deine Freunde?“
Sie pokerte hoch, doch sie hatte auch ein nicht zu verachtendes Blatt und eine andere Wahl als All Inn hatte sie ohnehin nicht.
Gelächter brach aus und die Söldner zollten ihr entweder Respekt oder hielten sie für übergeschnappt. Ein gutes Zeichen.
„Traust du dich etwa nicht dich mit einem Mädchen zu schlagen, Großer?“
Die erste Schlacht war gewonnen. Jetzt musste sie ihn nur noch besiegen, was sicher nicht einfach werden würde, denn der Krieger sah nicht aus, als stünde ihm seine erste Schlägerei bevor. Hoffentlich hatte sie sich nicht übernommen, doch ihre Ausbildung gab ihr die besten Voraussetzungen, die sie haben konnte.
Der Blick des Hauptmannes war vernichtend und obwohl er hier der einzige war, der wusste wie elitär die Ausbildung des Mädchens war, nickte er grimmig.
„Macht sie los“, herrschte er zwei seiner Kämpfer an, die grinsend auf die gefesselte Geweihte zu traten.
Es dauerte einige Momente, bis die Fesseln gelöst waren und einer der Männer raunte. „Zu den Klugen gehörst du ja nicht unbedingt, was?“
Seine Lippen gaben dunkel verfärbte Zähne frei, zwischen denen grobe Löcher klafften.
Cilana hob die Brauen und verkündete laut. „Nein, ich möchte die Nacht nicht mit dir verbringen, mich interessiert nur dein Hauptmann.“
Dröhnendes Gelächter erklang und dem Soldat schoss das Blut in den Kopf. Die junge Geweihte schob den Mann sanft zur Seite und erhob sich taumelnd. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, wobei nur ein einziger nicht belustigt wirkte. Der Hauptmann musterte sie abschätzend. Er war noch immer der Einzige, der wusste wem er gegenüber stand. Sein Blick verriet eine Mischung aus Wut und Respekt, wobei ersteres sicher überwog. Nervös rieb er sich die Handflächeln, leckte sich mehrmals über die trockenen Lippen und lockerte mit rotierenden Bewegungen seine Schultern. Seine Züge waren angespannt und Muskelberge wölbten sich unter seinem dunklen Wams, als er den breiten Gürtel, an dem auch Cilanas Waffe ihr Dasein fristete, öffnete und achtlos in das trockene Gras fallen ließ. Er vollführte einige Fausthiebe in der Luft, die einem Bären den Kiefer gebrochen hätten und sprang auf und ab, was an Leichtfüßigkeit kaum zu unterbieten war.
Cilana trat auf ihn zu, senkte den Kopf etwas und sah ihn ängstlich an. Eine Geste, mit der das junge Mädchen wieder Schwäche und Unsicherheit simulierte. Schauspielerei hatte es neben seiner Kampfausbildung häufig trainiert und es war zu einem Spezialgebiet geworden. Gerade das spielen von schwachen Charakteren war eine seiner leichtesten Übungen und der beste Weg einen Mann dazu zu bringen die Geweihte tödlich zu unterschätzen. Zwar hatte das Training ihr einen schlanken und athletischen Körper verliehen, doch sie versuchte möglichst unschuldig und jugendlich zu wirken, wenn es möglich war.
Allerdings hätte sie beispielsweise in der Kneipe Zum Teufel, wo die Misere begonnen hatte, schlechte Karten gehabt, hätte sie noch jünger gewirkt als sie ohnehin schon war.
Das Mädchen trat langsam einen Schritt auf den deutlich größeren Mann zu. Bedacht tat es widerstrebend, als sei es sich nun nicht mehr so sicher gegen ihn kämpfen zu wollen. Was mochten die anderen Söldner nur von ihm denken? Dass Cilana darauf stand geschlagen zu werden?
Als der Hauptmann ein Stück auf sie zu kam, fühlte Cilana sich an ein Gleichnis erinnert, das ihr einst ein Priester erzählt hatte. Darin ging es um einen schmächtigen Mann, der einen Krieger mit einer Steinschleuder tötete. Damals hatte es der jungen Geweihten nur klar gemacht, dass es den Paladinen nicht auf eine faire Waffenwahl ankam.
„Bereit, Kleine?“, fragte der grobe Söldner und hob die Fäuste.
Cilana nickte knapp und die Zuschauer stimmten einen Schlachtengesang an.
Die junge Geweihte hob die Arme und nahm absichtlich eine laienhafte Kampfposition ein, die offenbar so lächerlich wirkte, das dunkles Gelächter erklang. Der Hauptmann nährte sich erstaunlich langsam, griff nicht überhastet an und ihre miserable Deckung verleitete ihn auch nicht zu einem vorschnellen Angriff. Seine Soldaten feuerten ihn an, wollten sehen, wie er seine vorlaute Gegnerin zu Boden schickte und vielleicht war es auch dieser Ansporn, der ihn zum Schlag ausholen ließ. Sein Angriff war vorhersehbar wie das Ende einer Kneipentour, langsam wie eine segellose Fregatte und gewaltig wie ein Kavallerieangriff.
Cilana wich nach hinten aus und stürzte beinahe. Dabei stieß sie einen überraschten Schrei aus und hielt schützend die Unterarme vors Gesicht, beugte den Körper um eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten und lugte dann an ihrer übertriebenen Deckung vorbei zu dem Hauptmann, der, anders als seine Söldner, genau wusste, welches Spiel sie trieb. Seinen nächsten Schlag zögerte er hinaus, verfolgte ihre Schritte nur und hielt sich auf relativ weite Distanz, was nur zum Teil seiner höheren Reichweite zuzuschreiben war. Sein Gesicht war vor Anspannung verzehrt und jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt. Plötzlich stieß er vor, wobei in diesem Zusammenhang die Worte plötzlich und stieß wohl Hyperbeln sein mussten, denn die Bewegung war weder überraschend, noch explosiv. Erneut wich sie aus, dieses Mal zur Seite und ging sofort wieder auf Abstand. Würde sie sich einige Male nicht treffen lassen, würde seine Konzentration nachlassen. Der Hüne war so angespannt, dass er viel zu viel Kraft verschwendete. Noch eine oder zwei Minuten, dann bestand nur noch ein geringes Risiko getroffen zu werden. Erneut griff er an, dieses Mal entschlossener und zwang Cilana zu einem Ausweichmanöver, das sie nicht mehr als glücklichen Reflex tarnen konnte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich einige Zuschauer überraschte Blicke zuwarfen. Die Nervosität des Hauptmannes stieg, sein Atem beschleunigte sich enorm und Schweiß stach ihm in die Augen. Ihm war klar, dass weit mehr auf dem Spiel stand als ihr Körper und seine Ehre. Er begann auf und ab zu hopsen und versuchte es mit Kombinationen, denen sie problemlos auswich. Die junge Kriegerin verzichtete nun vollständig auf ihre Deckung, verließ sie auf ihre Reflexe und reizte ihn so noch mehr, was seine ohnehin nicht sonderlich hohe Zielgenauigkeit noch einmal beeinträchtigte. Ohne Vorwarnung ging sie in den Angriff über, unterließ einen weiten Schwinger und warf sich mit der Schulter gegen seine Brust, während sich ihr linker Fuß hinter den ihres Gegners hakte und ihn blockierte. Der Hüne ruderte kurz mit den Armen, stürzte dann rückwärts zu Boden. Cilana rollte sich über ihn ab und stand wieder. Der Gesang war abrupt verklungen, die Kämpfer starrten sie vollkommen Fassungslos an, während sie sich das Haar aus dem Gesicht strich.
Schnaufend kam der Hauptmann auf die Beine, lockerte erneut seine Schultern und ging dann mit der Aggressivität einer tollwütigen Hummel auf Cilana los. Diese wich zwei ungezielten, von Wut gelenkten Hieben aus und verpasste ihm einen Tritt gegen die kurzen Rippen. Noch während der Hüne nach Luft schnappte riss sie ihr Bein hoch, ohne es abgesetzt zu haben und trat ihm gegen das Kinn, was ihn erneut zu Boden stieß. Cilana hielt den Fuß noch einige Momente auf Kopfhöhe des Hauptmannes, der sie selbst um mehr als ein Haupt überragte.
Alles war still. Selbst der Wind schien die Luft angehalten. Dann, nur wenige Augenblicke nachdem sie ihr Bein wieder gesenkt hatte, erklang das metallische Zischen, mit dem Cilana gerechnet hatte. Die Schwerter gezückt schlossen die Söldner den Kreis um die Gefangene, die nur still da stand.
Der Hauptmann erhob sich schleppend, starrte wutentbrannt in Cilanas Richtung. „Schukilas Mitütt“, brabbelte er unverständlich, renkte sich mit lautem Knacken den Kiefer ein und keifte sie dann an. „Du kleines Miststück.“
Er machte einen Satz zur Seite, griff nach Cilanas Schwert, zog es und sprang dann auf die junge Geweihte zu, während er nach ihrem Hals schlug. Die junge Frau hob nur abwehrend die Hand und hoffte, dass Drigorn sich nicht überschätzt hatte. Das hatte er nicht, wie sich herausstellte, als die Klinge kurz vor ihrer Hand stoppte. Die Augen des Söldners weiteten sich vor Schrecken und ihr Lächeln ließ ihn erstarren.
„Wenn du dich schon mit einem Dämonen anlegst … da sei nicht so töricht es allein zu versuchen.“
Mit aller Kraft riss der Hüne das Schwert zurück und schlug erneut zu. Dieses Mal bewegte Cilana sich nicht einmal, doch die Klinge verharrte erneut wenige Zentimeter von ihrem Körper entfernt.
Der Hauptmann wollte erneut die Klinge zurück reißen um einen weiteren, verzweifelten Versuch zu starten, doch Cilana war schneller, griff nach seinem Handgelenk und brach es mit einem Ruck, den der zierlichen Frau niemand zugetraut hätte. Der Krieger schrie auf, musste das Schwert loslassen und hilflos zusehen, wie sie es fing und zuschlug. Blut sprudelte aus seinem Hals. Seines Todes gewiss versuchte der Söldner mit schreckgeweiteten Augen seinen Lebenssaft in seinem Körper zu halten. Er röchelte etwas, brach auf die Knie und sah noch ein letztes Mal zu Cilana auf, deren Züge von eisiger Kälte ergriffen worden war. Einige Sekunden sahen sie sich direkt in die Augen und das Mädchen wusste, wie sehr ihn ihr Anblick ängstigte. Für ihn war sie eine Ausgeburt der Hölle und hoffentlich auch für seine Männer. Selbst als der gestandene Kämpfer endgültig zu Boden ging, regte sich noch nichts. Cilana wusste genau, was sie tat. Sie ließ die Szene auf die Zuschauer wirken, wollte, dass sie verstanden was sie gerade getan hatte und glaubten, dass sie wirklich mit dem Teufel im Bunde war.
Nach endlos wirkenden Sekunden hob die junge Geweihte den Blick von dem sterbenden Körper vor ihr und sah in die Gesichter der Söldner. Sie schwitzten, einige zitterten oder sandten Stoßgebete gen Himmel.
„Wer möchte als nächstes sterben?“, fragte Cilana vollkommen ruhig und ohne jede Härte in der Stimme.
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