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Alt 12.07.2013, 11:25
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Hobbyschreiber Hobbyschreiber ist offline
Drachentoeter
 
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Als Kind liest man Kindergeschichten (oder bekommt sie vorgelesen) nur oberflächlich. Man erlebt die erzählte Geschichte mit und macht sich sicherlich auch seine Gedanken darüber.

Aber die Tiefe und Hintergründigkeit mancher Kinderbücher erkennt in der Regel erst ein erwachsener Leser. Als ich neulich Momo (nach geschätzten 35 Jahren) noch einmal las, war ich fassungslos, wieviel von der unmenschlicher gewordenen heutigen Welt der Autor bereits darin beschrieben hat. Die Welt der grauen Zeitdiebe, das ist die heutige Realität. Alles wird nur noch nach Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten beurteilt. Bereits Kinder werden rund um die Uhr verplant, betreut und geschult, damit sie nur ja möglichst früh möglichst fit für ein erfolgreiches Berufsleben sind. Als Kind/Jugendliche habe ich nur gedacht: Ja, typisch deutsch. Und die verlorene/gestohlene Lebensfreude ist typisch südländisch. Der Autor macht offenbar gerne Urlaub in Italien und hat die kulturellen Unterschiede zu einer märchenhaften Geschichte verarbeitet.

Es gibt geniale Kinderbücher (Krabat würde ich eher zur Jugendliteratur zählen, weil es doch ziemliche Ansprüche an den Leser stellt und für jüngere Kinder noch recht gruselig ist.), die für Erwachsene einen größeren Genuss bieten, als für Kinder. Dabei denke ich zum Beispiel an solche mit sehr "kunstvollen" Bildern (Kinder mögen es wirklich lieber realistisch). Und es gibt Kinderbücher, die wirklich für jeden, der sie liest und betrachtet, eine reine Freude sind. Die Bilderbücher von Petterson und Findus zähle ich dazu, weil die Bilder so viele liebevolle Details enthalten und jeder für sich das da raus ziehen kann, was er mag.

Dieses Kriterium, wertet für mich aber JEDES Buch auf! Man muss nicht, kann aber umso mehr Genuss aus einem Buch ziehen, desto mehr Anspruch und Hintergrundwissen man mitbringt.
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