Thema: Das Elixier
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Alt 08.03.2007, 19:42
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Fenni Fenni ist offline
Borussin
Inspirator aller Magier
 
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Okay, dann geb ich euch mal mehr Stoff *ggg*

Ich hatte mir in all den langen, schlaflosen Nächten, die ich seit dem Auftauchen der Dunklen erlebt hatte, so meine eigenen Gedanken gemacht. „Ich glaube, es ist keine gute Idee, die Ritter loszuschicken um nach Zauberern zu suchen,“ meinte ich, Tinus' Blick erwidernd. Er runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, aber dann entschied er sich anders und machte eine Geste, dass ich fortfahren sollte.
„Wenn wir uns nur darauf verlassen, dass wir nur die Zauberer brauchen, um die Dunklen zu vernichten und es stellt sich als falsch heraus, dann sind wir verloren,“ sprach ich weiter. „Nehmen wir einmal an, die Zauberer wären wirklich die Lösung und wir würden mit ihrer Hilfe die Dunklen aus Eslin und den anderen Ländern verbannen, heißt das nicht, dass wir sie ein für allemal los sind. Denn dieses ,Dunkelsein’ ist wie eine Art Seuche, ständig werden mehr Menschen damit angesteckt. Es fing doch alles im Süden an, dort tauchten die ersten Dunklen auf und dann breitete sich das alles weiter aus und das wird auch so sein, wenn wir sie aus dem Norden vertrieben haben. Wir bekommen sie nicht vernichtet. Wir müssen den Urpsrung finden, dort wo dies alles begann und ihn zerstören. Nur so können wir die Dunklen endgültig vernichten!“
Tinus hatte mir aufmerksam zugehört und jetzt nickte er eifrig. „Ja, du hast Recht! Vollkommen Recht. Ich glaube, ich bin nicht mehr fähig anders zu denken, als in Kämpfen. Ich werde sofort einen Boten in den Süden schicken. Er soll forschen, wo der Ursprung des Ganzen ist. Und dann werde ich mit den anderen Königen sprechen, so dass wir uns zusammenschließen und das, was da unten ist, zerstören können!“
Ich hatte ernsthafte Zweifel daran, dass es so funktionieren würde. Anscheinend konnte Tinus wirklich nur noch in Kämpfen denken, sonst wäre ihm sicher schon längst aufgefallen, dass dem, was dort im Süden passierte, sicher nicht mit Waffengewalt beizukommen war. Es war etwas Übernatürliches, das man nur mit Übernatürlichem bekämpfen konnte. Vielleicht hatte Tinus doch das Richtige vermutet und unser einziger Ausweg aus dieser Misere war, einen oder mehrere Zauberer zu finden. „Vielleicht sollte ich der Bote sein.“
Tinus blickte mich erschrocken an. „Auf keinen Fall wirst du irgendwo hingehen! Ich brauche dich hier! Ohne dich bin ich verloren!“
Es war das erste Mal seit Monaten, dass er mir offen sagte, dass er mich brauchte und ich freute mich sehr darüber, doch trotz allem wäre ich gerne dieser Bote gewesen. Aber ich musste mich Tinus Willen beugen.
Während er den Plan, den er grade gemacht hatte, noch einmal in allen Einzelheiten durchging, überlegte ich, ob ich dem Boten sagen sollte, er solle die Augen nach Zauberern offen halten und vielleicht sollte ich ihm auch einen Brief mitgeben, in dem ich die Zauberer, sofern er welche fand, bat, sich die Sache im Süden einmal genauer anzusehen, aber dann verwarf ich diesen Gedanken wieder. Wenn es noch Zauberer gegeben hätte, hätten sie sicherlich schon längst etwas gegen die Dunklen unternommen oder es wenigstens versucht. Nein, mit Zauberern konnte man nicht rechnen. Aber Waffengewalt würde auch nicht helfen. Was sollten wir also tun?
Ich grübelte lange über diese Frage nach als ich in meinem Bett lag. Ich war mittlerweile in die Burg übergesiedelt, um immer so nah wie möglich bei Tinus zu sein.
Ich war mir schon sicher, dass es wieder eine der schlaflosen Nächte werden würde, doch irgendwann döste ich dann doch ein.
Ich stand in einer großen Halle. Ihre vier Wände waren aus Steinen gebaut, die von seltsamen, leuchtenden Linien durchzogen waren. Dort, wo das Dach sein sollte, spannte sich der nachtschwarze Himmel, an dem unzählige Sterne funkelten. Obwohl ich nirgendwo eine Lichtquelle ausmachen konnte, war die Halle erfüllt von einem schwachen Schimmer. Ich blickte mich um und mir wurde bewusst, dass der Schimmer von den leuchtenden Linien in den Steinen kam.
Ich konnte gar nicht glauben, dass dies ein Traum sein sollte, es erschien mir alles so echt. Ich war versucht mich zu kneifen um zu prüfen, was es denn nun wirklich war, aber als ich den Arm hob, erschien vor mir aus dem Nichts plötzlich eine Gestalt. Ich konnte einen erschrockenen Schrei nicht unterdrücken und wollte mich ein paar Schritte von der Gestalt entfernen, aber meine Füße waren wie festgewachsen. Panik überkam mich, ich versuchte verzweifelt meine Beine zu bewegen, in dem ich mit meinen Armen an ihnen zerrte, aber es war sinnlos. Sie schienen Tonnen zu wiegen.
„Hab keine Angst,“ sagte die Gestalt plötzlich. Ihre Stimme war hell und klar und als sie den Kopf hob, erkannte ich, dass es eine junge Frau war. Sie hatte silbrig glänzendes Haar, das ihr über die Schultern fiel und ein schmales Gesicht. Auch ihre Augen glühten silbrig und in ihnen stand ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte.
Ich starrte sie an und konnte nicht glauben was ich sah. So unglaublich es war, aber sie schwebte eine Handbreit über dem Boden und sie war zwar da, aber irgendwie auch nicht, denn ich konnte durch sie hindurch die Wand auf der anderen Seite sehen. Ich versuchte den Mund zu öffnen, aber er war ebenso bewegungslos wie meine Beine.
„Soren,“ fuhr sie fort und ich zuckte zusammen, als sie meinen Namen aussprach. „Soren, die Götter haben sich geirrt. Du musst Ramika suchen. Du musst sie suchen und herbringen, sonst ergeht es deiner Welt schlecht!“
Ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte. Ich versuchte sie zu erreichen und streckte die Arme nach ihr aus, doch auf einmal konnte ich meine Beine wieder bewegen. Das kam so plötzlich, dass ich das Gleichgewicht verlor und auf den Boden fiel. Ich stemmte mich hoch…und der Boden gab unter mir nach. Ich blinzelte verwirrt und erkannte, dass unter mir kein Fußboden sondern eine Matratze war. Ich richtete mich auf und fand mich in meinem Bett wieder.
Durch die Ritzen der Fensterläden fiel goldenes Sonnenlicht. Höchste Zeit, aufzustehen. Tinus war sicherlich schon wach und wartete auf mich.
Ich zog mir hastig meine Kleider an, wusch mich eilig und lief zum Nebenzimmer des Thronsaals, in dem wir die letzte Zeit immer gesessen hatten. Aber Tinus war nicht da.
Ich bekam einen gehörigen Schrecken. War irgendetwas mit ihm passiert?
Kopflos stürzte ich aus dem Raum auf die erstbeste Person zu, die ich sah. Es war eine der Schlosswachen und der Mann wich unsicher zurück. Seitdem die Dunklen immer näher kamen, lebten die Menschen auf der Burg in ständiger Furcht. Erst, als ich näher herankam und er mich erkannte, beruhigte er sich wieder. Und als ich ihn nach Tinus fragte, lächelte er sogar leicht. „Ihre Majestät befindet sich noch in Seinen Gemächern. Er hat schon nach Euch gefragt und derjenige, der Euch sieht, soll Euch sofort zu ihm schicken.“
Ich dankte ihm und machte mich auf den Weg. Während ich durch die vielen Gänge unzählige Treppenstunden hinauflief, denn Tinus' Zimmer lag im oberen Stockwerk, musste ich wieder über den Traum nachdenken. War es einer gewesen? Es war mir alles so echt erschienen, doch das waren mir andere meiner Träume auch schon. Aber an diesem war etwas anders, dass mich daran zweifeln ließ, dass ich wirklich nur geträumt hatte. In meinen anderen Träumen waren nie Orte erschienen, an denen ich noch nie zuvor gewesen war und Personen wie diese Gestalt schon gar nicht.
Ich wusste, dass einige Zauberer die Gabe besessen hatten, den Geist eines Schlafenden zu sich zu rufen und ihm etwas mitzuteilen, aber wer sollte mich schon zu sich rufen wollen? Und außerdem war die Gestalt auch kein Zauberer gewesen. Hatte ich das alles vielleicht doch nur geträumt?
Ich war mittlerweile völlig verwirrt und froh, als ich endlich an Tinus' Zimmertür angekommen war.
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