Ich glaube es geht hier vielmehr um das Problem, dass von der Filmindustrie in zunehmendem Maße literarische Vorlagen eiskalt missbraucht werden,
um reißerische Blockbuster zu produzieren.
Um bei dem Film hier zu bleiben: Es hätte doch genügt, wenn man eine eigene Geschichte um ein Geschwisterpaar erfindet,
das aus irgendeinem Grund Probleme mit Hexen hat usw.
Aber vermutlich haben die Macher sich gedacht, dass ein halbwegs bekannter klassischer Stoff sehr viel eher für Interesse
sorgen könnte, als ein komplett neuer Plot.
Aus diesem Grund wurde "Hänsel und Gretel" aus der Mottenkiste gekramt und verwurstet.
Versteh' mich nicht falsch, ich brauche absolut keine hab-mich-unter-dem-Regenbogen-lieb-Filme, sondern sehe mir ab und zu gerne auch mal etwas an,
das am ehesten das Prädikat "unter aller Sau" verdient, wie z.B. "Machete" (habe mir den Film jetzt keine Ahnung wie oft angesehen und sogar fünf Euro
extra bezahlt, weil amazon wg. FSK 18 meinen Ausweis prüfen lassen musste).
Dabei ist für mich allerdings fünferlei entscheidend:
1.) der Film muss eine - wie auch immer geartete und nachvollziehbare - Handlung haben
2.) der Film sollte Gewalt nicht so darstellen, als wäre sie das einzige probate Mittel, wie die "Guten" die "Bösen" besiegen könnten
3.) der Film sollte Gewalt gegenüber den Gegnern nicht nur deshalb gerechtfertigt sein, weil sie ja die "Bösen" sind und man damit quasi alles mit ihnen anstellen kann,
ohne auch nur ansatzweise ein schlechtes Gewissen haben zu müssen
4.) Gewalt sollte nicht so dargestellt werden, dass der unterbelichtete Zuschauer denkt "Boah ey, cooool!"
5.) der Film sollte entweder ein eigenständiges Produkt sein oder er sollte - wenn er sich an einer literarischen Vorlage orientiert - zumindest
den Geist der Vorlage übernehmen.
Und "Hänsel und Gretel Hexenjäger" hat gegen alle fünf Punkte verstoßen und läuft für mich deshalb unter "no go" - wobei mich die Punkte 3 und 4 tatsächlich am meisten
nerven.
Aber das ist natürlich nur meine Meinung. Wer ganz neutral auf Popcorn-Kino steht und gerne mal zwei Stunden die Welt außen vor lassen möchte,
ist mit dem Film mit Sicherheit gut bedient.
