Thema: Das Elixier
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Alt 05.03.2007, 19:49
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Fenni Fenni ist offline
Borussin
Inspirator aller Magier
 
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Und zu dem "hinten auf dem Schreibtisch halb fertig verfaulen lassen" kann ich nur sagen, dass, wenn es dir JETZT Spaß macht, zu schreiben, dir sicherlich viele neue Ideen kommen. Wenn man seine eigene Geschichten mag, kann man sich ja außerdem viel besser mit ihnen ausernandersetzen und noch dazu kennt man die Personen viel besser und weiß, was man mit ihnen noch anstellen kann^^.

Ach weisst du, das denke ich mir auch immer, wenn ich anfange. Ich stecke so voller Ideen, dass ich am liebsten alles gleichzeitig schreiben will und ich mir sicher bin, dass mir die Ideen nie ausgehen und diese Geschichte auf jedenfall fertig wird....aber dann kommts doch anders und irgendwann ist meine Motivation total weg.
Aber egal, Herr der Ringe wurde ja auch net in einem Jahr geschrieben *ggg*

So und damit Sky noch mehr zu kritisieren hat, wenn sie Zeit zum Lesen hat (Sky mal eben ganz doll knuddel ) kommt hier noch in Stücksel

Unser König begann, aufzurüsten. Neue Waffen wurden gebaut, neue Pferde zugeritten und die Löcher in der Burg, an denen sich seit Jahren niemand gestört hatte, wurden eiligst gestopft.
Und dann wurde er krank. Von einem auf den anderen Tag ging es ihm auf einmal so schlecht, dass er kaum noch aufstehen konnte. Das Sprechen fiel ihm schwer und er begann am ganzen Leib zu zittern. Zahllose Heiler bemühten sich um ihn, aber egal was sie versuchten, es trat keine Besserung ein.
Er konnte uns dreien, die wir von vormals sechs Jungen noch übrig geblieben waren, nur noch mit letzter Kraft den Ritterschlag verleihen. Normalerweise war diese Zeremonie ein großes Fest mit Gesang und Tanz, aber nun wurde auf dies alles verzichtet. Wir gingen, nur begleitet von unseren Familien, in den Thronsaal und knieten nach der Reihe vor dem König nieder, der unsere Schultern mit seinem Schwert berührte und uns unseren Titel gab.
Ich war der Letzte. Kurz, bevor ich niederkniete, fing ich Tinus' Blick auf, der neben seines Vaters Thron stand. Er war erschreckend blass im Gesicht, unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und er war unglaublich mager geworden. Ich lächelte ihn zuversichtlich an und entschuldigte mich in Gedanken, dass ich so wenig Zeit für ihn gehabt hatte. Er erwiderte mein Lächeln, aber es sprach keinerlei Freude aus ihm. Ich hatte das Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen, aber das konnte ich nun nicht. Stattdessen kniete ich nieder und senkte den Kopf. Ich spürte das Schwert zittrig auf meinen Schultern und dann erahnte ich mehr als das ich sie hörte, die dünne, kraftlose Stimme des Königs, der mich aufstehen hieß. Ich erhob mich.
Der König blickte mich an und die Andeutung eines Lächelns umspielten seine Mundwinkel. „Nun, Ritter Soren, empfangt Euer Schwert und Eueren Schild.“
Von rechts und links erschienen zwei Diener, der linke trug ein Schwert in der Hand, der rechte einen Schild mit dem Symbol von Eslin. Ich erlaubte mir ein kurzes Grinsen. Normalerweise trug immer der rechte Diener das Schwert.
Plötzlich fing der König an zu husten. Der Husten war so stark, dass er ihn in die Knie zwang und er sich verzweifelt an den Hals griff. Im Saal waren erschreckte Schreie zu hören.
Ich war ebenfalls erschrocken, aber ich hatte in meiner Ausbildung gelernt, auch in der kritischsten Situation ruhig zu bleiben. Panik nützte meistens gar nichts.
Ich ließ das Schwert und den Schild achtlos fallen und half dem König aufzustehen. Er klammerte sich an mich und sagte irgendetwas. Um ihn verstehen zu können, beugte ich mich zu ihm herunter.
„Ich möchte, dass…. Tinus…. auf ihn Acht,“ stieß er unzusammenhängend hervor, ich wusste aber sofort, was er meinte. „Ja, das werde ich,“ antwortete ich. Ich wollte noch hinzufügen, dass ich es bei meinem Leben schwor, aber irgendetwas in mir hielt mich davon zurück. Der König war aber auch so zufrieden. Er schloss die Augen und wurde ohnmächtig.
Wir waren mittlerweile von einer Menschentraube umringt, die wie wild durcheinander redete und mir den König fast gegenseitig aus den Händen rissen. Schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, wer ihn trug und sie verließen den Saal, gefolgt von den Rittern und ihren Familien. Im Nu hatte sich der Saal geleert, bis auf Tinus und mich. Tinus stand immer noch neben dem Thron, wie zur Salzsäule erstarrt. Sein Gesicht war noch blasser als vorher und seine Augen blickten ins Nichts.
Ich ging zu ihm hin und sagte nichts weil ich wusste, dass er mich sowieso nicht gehört hätte. Ich blieb einfach neben ihm stehen und legte ihm meine Hand auf die Schulter.
Er bewegte sich einen Moment überhaupt nicht, ich bezweifelte schon, dass er meine Gegenwart überhaupt bemerkte, doch dann schloss der die Augen und zwei Tränen liefen über seine Wangen. Und diesen zwei Tränen folgten noch zwei und dann noch zwei und schließlich brach der ganze Kummer der letzten Wochen aus ihm hervor und er fing haltlos zu weinen an. Er zitterte so sehr, dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Ich umarmte ihn und drückte ihn fest an mich. Mein Hemd wurde nass von seinen Tränen.
Schließlich verebbte sein Schluchzen, aber immer noch hielt er sich an mir fest, wie ein Ertrinkender an einer Holzplanke. „Oh Gott, was soll ich jetzt nur tun?“ wiederholte er immer wieder. „Ich kann kein König werden, ich kann es nicht! Ich weiss nicht, was ich machen soll, wenn das alles auch zu uns kommt. Ich werde das Land zugrunde richten! Ich bin unfähig! Unfähig!“
Ich war fassungslos. Niemals im Leben hatte ich damit gerechnet, dass Tinus solche Selbstzweifel hatte. Er hatte auf mich immer ruhig und selbstsicher gewirkt, wenn man ihn auf sein späteres Königtum angesprochen hatte und ich hatte immer gedacht, all die Menschen, die ihm das Herrschen hatten beibringen sollen, hatten gute Arbeit geleistet, aber so war es anscheinend nicht gewesen.
Ich fühlte mich plötzlich an ein Ereignis erinnerte, das schon ein paar Jahre zurücklag. „Du wirst das Land nicht zugrunde richten. Erinnerte dich an damals, wo ich es nicht schaffte, vernünftig mit dem Schwert zu kämpfen und ich mir sicher war, dass ich Schande über meine Familie bringen würde. Aber du hast erkannt, was ich machen musste und du wirst diesmal erkennen, was du jetzt tun musst, da bin ich mir sicher!“
Er machte sich abrupt von mir los und drehte mir den Rücken zu. „Warum fängst du nur immer damit an?! Es war keine große Leistung von mir, wenn ich nicht gewesen wäre, dann hätte es dir irgendjemand anderes gesagt. Und du kannst es in keiner Weise mit der jetzigen Situation vergleichen. Damals war die Lage nicht so hoffnungslos und es standen nicht Tausende von Menschenleben auf dem Spiel!“
Ich senkte den Kopf. „Natürlich kann man die Situationen nicht vergleichen und das hatte ich auch nicht vor. Ich wollte dir damit lediglich zeigen, dass du damals eine Lösung gefunden hast und es auch diesmal tun wirst.“
Er lachte bitter. „Oh ja, natürlich werde ich die Lösung finden! Natürlich! Wie konnte ich jemals daran zweifeln? Ich habe dir gesagt, du sollst mit der linken Hand kämpfen und genau das wird mir jetzt helfen, das Problem zu lösen.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Ich öffnete meinen Mund, aber er blickte mich an und schüttelte den Kopf. „Nein, spar dir dein Gerede! Alles, was ich machen kann, wird genau das sein, was die anderen auch getan haben: die Dunklen bekämpfen, auch, wenn es sinnlos ist. Wir sind nun einmal dem Untergang geweiht, vielleicht sollten wir dieser Tatsache endlich ins Auge sehen!“
Seine Mutlosigkeit erschreckte mich zutiefst, aber ich sagte nichts mehr, ich wusste ja, dass er es nicht hören wollte. Er lief vor mir hin und her und redete von der Strafe Gottes und dass nur das innige Gebet helfen würde aber er wusste wohl genau so gut wie ich, dass das nicht die Lösung war, nach der wir suchten.

Drei Tage später starb der alte König und Tinus wurde in aller Eile zum neuen Herrscher von Eslin gekrönt. Er setzte das fort, was sein Vater auch getan hatte: Er bewaffnete das Land weiter, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Aber die Menschen gerieten in Panik, denn die Dunklen waren bereits bis nach Caltonna, unserem Nachbarland, vorgedrungen. Tinus musste also etwas unternehmen damit die Menschen einigermaßen ruhig blieben.
Ich wich nun kaum noch von seiner Seite und konnte all die Berichte, die er fast tagtäglich bekam und die alle den gleichen mutverlierenden Inhalt hatten, selbst lesen.
Tinus hatte sich nach wenigen Wochen komplett verändert. Er war zynisch und verbittert geworden und ich wusste, dass er sich regelmäßig in den Schlaf weinte, denn wenn ich am Morgen zu ihm kam, waren seine Augen häufig rot und geschwollen.
Zuerst war ich mir nicht sicher, was er von meiner Gesellschaft hielt. Als ich ihm erzählte, dass sein Vater mich kurz vor seinem Tod gebeten hatte, auf ihn Acht zu geben, zeigte er keinerlei Reaktion, sondern versank gleich wieder in seine Grübeleien. Und manchmal behandelte er mich mit einer Gleichgültigkeit, die mich daran zweifeln ließ, dass er mich noch als seinen Freund betrachtete.
Doch dann gab es da die Momente, in denen er sich an mir festhielt ohne etwas zu sagen, er schüttete mir sein Herz aus und weinte ungehemmt oder er bat mich abends, wenn ich gehen wollte, noch ein wenig zu bleiben.
Eines Tages saßen wir im Nebenzimmer und vor uns auf dem Tisch lagen vier Briefe aus Caltonna, natürlich mit niederschmetternden Nachrichten. Ich las grade vollkommen schockiert, dass die Dunklen innerhalb einer Nacht ein ganzes Dorf verwüstet hatten, als Tinus plötzlich abrupt aufsprang. Ich blickte ihn an und das irrsinnige Funkeln in seinen Augen jagte mir einen Schrecken ein. Ich wollte ihn fragen, was in ihn gefahren war, da hob er die Hand. „Herrgott, ich halte das nicht mehr aus!“ schrie er und fegte mit einer raschen Bewegung die Papiere vom Tisch. „Was tue ich hier? Ich mache genau dasselbe wie die anderen Könige auch und es hilft nichts. Sie bekämpfen die Dunklen und verlieren! Und sind unsere Waffen etwa besser als ihre? Sind sie es?!“ Ich öffnete den Mund, aber er beachtete mich gar nicht sondern schrie einfach weiter, während er im Zimmer auf und ab ging. „Sie sind es nicht! Sie sind es absolut nicht! Wenn die Dunklen in Eslin einfallen, werden wir ihnen nichts entgegensetzen können und dann sind wir es, die solche Berichte schreiben! Nein, wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen wie wir sie vernichten können!“ Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen, aber kaum saß er, da sprang er auch schon wieder auf. „Wo sind eigentlich die Zauberer? Jahrzehntelang haben sie es sich hier gut gehen lassen und nun, wo Gefahr droht, verschwinden sie einfach!“
Nun, das stimmte nicht, die Zauberer waren schon vor seiner Geburt fast gänzlich aus Eslin verschwunden und nicht erst, seitdem die Dunklen aufgetaucht waren und das wusste Tinus ebenso gut wie ich. Er strich sich mit einer müden Handbewegung durchs Gesicht. „Mein Vater hat mir erzählt, dass es früher auf der Burg eine ganze Armee von Zauberern gegeben hat und nun ist kein einziger mehr da. Wo sind sie nur alle hin?“ Er stützte die Hände auf den Tisch und blickte mich an. „Was meinst du? Soll ich zwei oder drei der Ritter losschicken, um nach Zauberern zu suchen und sie herzubringen? Ich bin sicher, mit ihrer Hilfe werden wir die Dunklen vernichten können!“

@Islanzadi
Da sind ja jetzt wieder so einige, doch ziemlich abrupte Wendungen drinne, aber ich hoffe, du liest es trotzdem
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Geändert von Fenni (06.03.2007 um 18:57 Uhr)
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