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Alt 11.12.2008, 17:24
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Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
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,,Schneller. Schneller." forderte Seria Mier ihre neue Bekanntschaft. Dies war nicht eine Flucht um ihretwillen, schließlich war sie an Talindra Oustyl gebunden und keine Macht auf Erden konnte sie vernichten, aber der Jüngling, nein, er durfte nicht sterben. Dieses Gemisch aus Liebe und Sorge, ließ Seria noch schneller werden, allerdings schien ihr Begleiter nicht über diese Ausdauern zu verfügen, obwohl seine Muskeln deutlich für ein Leben in harter Arbeit sprachen, begann er schon zu keuchen. Der Schweiß, der über seine obsidianfarbene Haut lief und wie das Funkel von Sternen am Nachthimmel wirkte, lenkte sie wieder ab. Es war wohl doch dumm gewesen, dass Haus zu verlassen. Ja, das war die rettende Idee, begann Seria zu grinsen. Sie mussten nicht durch die Gassen laufen, lieber in der Menge untertauchen. Das war das beste Versteck. Der oder die Assassinen wären wahnsinnig ihnen zu folgen.
,,Kommt schon." riss sie den Schönling von der leeren Seitengasse, die sie noch eben für ihre Flucht benutzt hatten, auf die deutlich vollere Hauptstraße. Dann stoppte sie und ging langsam, als wäre nichts passiert.
Sie blickte in das ruckartige, deutlich verschwitzte und ebenso fragende Gesicht des Jünglings und sagte dann, ohne das dieser überhaupt in der Lage gewesen wäre, die Frage zu formulieren.
,,Hier sind wir sicher. Es sind zu viele Leute auf den Straßen. Der Assassine würde sofort von denen dort entdeckt werden." zeigte sie auf mehrere bewaffnete Armbrustschützen, die über Stege,an den Hauserfassaden gingen. Die Spinnenkönigin ließ immer das Gerücht über ihre Großzügigkeit verbreiten. Die Wiedergeburt einer Göttin. Und eine Göttin muss ihr Volk beschützen. Aber dieser Schutz diente nur, um die Massen zu kontrollieren. Selbst der kleinste Aufstand gegen ihre Autorität konnte binnen weniger Sekunden zerschlagen werden. Gleiches galt für den Assassinen, würde er sich hier blicken, konnte er nicht mehr entkommen, zumindest vermutete das Seria, ohne dabei von den hinterhältigen Tricks der mordlüsternen Spießgesellen zu wissen.
,,Ihr seid berauschend in eurer Weisheit, Herrin." lächelte ihr Begleiter verlegen. Und das wiederum lies Seria leicht erröten, auch wenn es kaum sichtbar war. Vielleicht war sie eine Närrin, aber sie glaubte ihm. Alles was er sagte, vor allem wie er es sagte, schien vorher aus der Seele eines Poeten gerissen worden zu sein. Sie war verliebt und daran gab es keine Zweifel mehr.
,,Ihr seid wirklich süß." flüsterte sie und wurde im Satz immer leiser, scheinbar waren ihr dir Worte doch noch etwas unangenehm.
Seite an Seite gingen sie nun langsam die Straße entlang, obwohl Seria kaum ihre Augen von den Bauernjungen lassen konnte,suchte sie die Umgebung nach irgendwelchen Auffälligkeiten ab. Sie war nicht ganz überzeugt von ihrer Idee. Schließlich konnte der Attentäter sie verfolgen. Glücklicherweise war es nicht mehr weit bis zur Sommerresidenz. Dort wären sie in Sicherheit.
Ein Drow, scheinbar schwer von der Freude des Alkohols besessen, torkelte die Straße entlang, allerdings bemerkte ihn Seria erst zu spät, als er sie versehentlich anrempelte.
,,WEG! DU SCHEUSAL!" kreischte sie und versetzte den Betrunkenen einen heftigen Tritt in den Magen. Die festen Sandalen taten ihr übriges, so dass dieser Trunkenbold bewusstlos auf den harten Straßenpflaster landete.
Schützend stellte sich Aruk Nazar vor die Zofe und wollte gerade auf den Fremden losgehen, bevor er eigentlich merkte, dies war kein Angreifer und glücklicherweise auch nicht der Assassine. Das laute Kreischen von Seria Mier hatte die Stadtwache alarmiert, die in einer geschlossenen Gruppe auf sie zukamen.
Jetzt hatte sie genau das erreicht, was sie unter allen Umständen verhindern wollte. Sie waren aufgefallen und nun leichte Beute.
,,Weg. Schnell weg." packte sie den Jüngling am Kragen und hätte den völlig überraschten Aruk Nazar fast umgeworfen. Das Temperament dieser wunderschönen Drow gefiel ihm. Auch wenn er nur wenig vom schönen Geschlecht wusste, aber diese Zofe war anders. Nicht gebieterisch, nicht herablassend und vor allem verspotteten sie ihn nicht. Sie war erfrischend anders und das gefiel ihm. Die Stadtwachen verfolgten sie nicht. Ihnen war wohl der Aufwand es nicht wert gewesen, einen Bauern und eine Bedienstete wegen einer Schnapsleiche zu jagen.
Obwohl Seria Mier rannte, als hätte die Hölle sämtliche Dämonen auf ihre Fersen gehetzt, war Aruk überraschend entspannt. Vielleicht weil er sein Glück nicht fassen konnte, aber möglicherweise war da noch mehr.
Endlich nach einer endlosen und sicherlich eingebildeten Hetzjagd durch die Stadt, erreichten sie die Sommerresidenz des Hauses Oustyl. Das Tor war verschlossen.
Verdammt, dachte Seria, warum habe ich auch das Tor hinter mir geschlossen und den Schlüssel nicht mitgenommen, verfluchte sie ihre eigene Unfähigkeit selbst. Hastig blickte sie sich um und begann dann das Gitter hochzuklettern und sich mit einer grazilen Bewegung über die scharfen Zacken zu schwingen. Dabei war sie so geschickt, dass ihr Kleid nicht einen einzigen Kratzer abbekam. Natürlich war Aruk von dieser majestätischen Grazie beeindruckt und ließ es sich nicht nehmen, diesen Versuch zu imitieren. Leider blieb es dabei, auch wenn er die Hürde mit den Gittern schaffte, so war der Schwung über die Zacken zu viel gewesen. Diese durchbohrten sein Hemd und er blieb Hilfe und nach Halt suchend, kopfüber hängen. Sein frustrierter Gesichtsausdruck und seine hilflosen Versuche sich zu befreien, erheiterten Seria, denn sie begann zu lachen.
,,Ihr seid ein Trampeltier..aber ein selten niedliches." zog sie den Kopf von Aruk Nazar zu sich und küsste ihn auf seine Lippen. Als hätte sich das Schicksal einen schlechten Witz erlaubt, riss nun sein Hemd und er landete auf der weichen Erde des hiesigen Gartens der Sommerresidenz.
Diese Zofe war wirklich etwas Besonderes. Nie hätte er es sich träumen lassen, dass er in eines der mächtigsten Häuser einbricht und dafür noch geküsst wird. Vor allem hätte er nicht gedacht, das genau an der Stelle, wo sein Kopf landete, ein flacher Stein lag und sonst nirgendwo.
Seria half ihrem Geliebten wieder auf die Beine und zog die letzten Reste seines Hemdes von seinem Rücken. Diese Verbundenheit war sonderbar, aber wundervoll. Auch wenn Seria noch immer wusste, was sie war, so wäre sie lieber eine Sterbliche. Das Leben gefiel ihr.
,,Schnell ins Haus." stieß sie die Tür auf und lief hinein. Aruk Nazar folgte ihr, blieb aber an der Türschwelle stehen. Soweit war er also gekommen. Als armer Bauernjunge war er nur noch einen Schritt davon entfernt, ein nobles Haus zu betreten.
,,Nun komm schon." zerrte Seria in förmlich in die Räumlichkeiten. Ihm wurde klamm, wie erbärmlich sein Leben doch gewesen war. All dieser Reichtum berauchte ihn. Wertvolle Gemälde, zelotische Statuen in Form von kämpfenden Drow befanden sich an den Wänden und wurden zusätzlich durch die unbezahlbaren Wandteppiche hervorgehoben. Das Haus Oustyl mochte gelitten haben, aber es war keinesfalls arm.
,,Verzeiht mir, edle Herrin. Ich habe mich noch nicht vorgestellt, meine Bewunderung hat mich doch glatt meine guten Manieren vergessen lassen. Ich bin Aruk Nazar..." machte er einen Hofknicks und geriet dabei ins stolpern. Seine Bewegung wirkte so lächerlich, das Seria wieder lachen musste. Auch wenn das Schicksal heute an seinen Hacken klebte wie Viehdung, so war das schöne Kichern der Zofe diese Erniedrigung wert. Etwas Schöneres hatte er selten gehört.
,,Ich bin Seria, geborene Mier." stellte sie sich vor und hob leicht ihren Reifrock. Ihr war bewusst, sie begann diese schöne Beziehung mit einer Lüge, aber die Wahrheit würde sicherlich alles wieder kaputt machen. Wer würde eine kalte Manifestation des Todes lieben können? Niemand, dachte sie.
,,Ich komme auch aus einen kleinen Dorf und wurde vom großartigen Haus Oustyl aufgenommen. Meine Familie...." ratterte sie den fingierten Lebenslauf runter, aber stellte es reichlich ungeschickt dar, fast wie ein Schriftgelehrter, der nur eine Geschichte erzählte und sie niemals erlebt hatte. Glücklicherweise war Aruk Nazar etwas benommen, sonst wäre ihm dies wohl aufgefallen.
Gerade wollte sie ihren Monolog fortsetzen, als plötzlich die vorderste Tür des Hauses aufgestoßen wurde und ein gepanzerter Krieger den Raum betrat. Es war Dreth und er schien nicht über den Anwesenheit des Bauern erfreut zu sein. Blitzschnell schoss er, trotz seiner schweren Rüstung nach vorne, und schlug Aruk mit seiner Schwerthand mitten ins Gesicht. Dabei platzte seine Oberlippe auf und winzige Blutstropfen flogen durch die Luft.
,,EINDRINGLINGE MÜSSEN STERBEN!" brüllte er und zog mit einem Sirren das Schwert aus seiner Verankerung am Kettengürtel. Gerade wollte er ausholen und sein Klinge in das Fleisch des Jünglinges versenken, kreischte Seria auf und attackierte den Hauptmann. Dieser stieß die körperlich wesentlich schwächere Seria Mier von sich. Als Aruk Nazar sah, wie die Zofe hart auf den Boden aufschlug und sich nur langsam wieder erhob, überkam ihn ein seltener Zorn.
,,LASS SIE IN RUHE!" schreiend sprang er geschickt auf und versetzte den Krieger einen seiner schrecklichsten Hiebe, aber das Ergebnis fiel eher mager aus. Dreth war schlimmeres gewöhnt und konterte die Attacke mit einem wesentlich heftigeren Schlag, welcher Aruk Nazar wieder zu Boden schickte. Seria kroch zu ihm und legte sich schützend über ihn.
,,Lasst ihn in Ruhe." weinte sie und streichelte über das verletzte Gesicht ihres Geliebten.
Der Hauptmann war verwirrt und dies sah man ihn auch an. Er richtete seine Klinge auf sie und wartete auf neue Befehle, denn in diesen Moment betrat auch Talindra Oustyl ihre Residenz.
,,Eine Ratte in meinem Haus? Schaltet das Ungeziefer aus, Hauptmann." lächelte sie kalt, aber das verging ihr, als der Hauptmann mit seinem Schlag ausholte, aber sich Seria gegen seinen Arm stemmte. Sie ging langsam in die Knie, denn gegen den Hauptmann war sie chancenlos.
,,Bitte tut es nicht...." blickte sie in die Augen des ehrenhaften Kriegers, aber dieser hatte seine Befehle. Er würde nicht aufhören bis...,,Stop." befahl die Hohepriesterin und ging auf die kniende Zofe zu.
,,Was hat das zu bedeuten, SERIA!" fauchte sie den Namen und packte sie am Oberarm.
,,Ich entlasse euch in die Stadt und ihr sucht euch einen kleinen Bauern aus? Der Pilzgeruch an ihm ist unerträglich. Hättet ihr nicht wenigstens etwas wählerischer sein können? Ein Beamter im gehobenen Dienst? Von mir aus auch einen strammen Soldaten, aber das spottet jeder Beschreibung." zeigte sie auf den keuchenden Jüngling. Dieser war vollkommen wehrlos. Dreth hatte seinen rechten Fuß auf seine Brust abgesetzt und noch zusätzlich hielt er seine Klinge an den Hals des Bauern.
,,Nennt mir einen Grund, warum ich diesen Wurm am Leben lassen sollte?" verlangte sie eine Antwort, aber jene, die sie bekam, gefiel der Hohepriesterin gar nicht.
,,Ich liebe ihn." Seria war von ihren Gefühlen überzeugt und auch davon, ihrer Herrin die Stirn zu bieten.
,,Liebe? Wie stellt ihr euch das vor? Er ist ein Bauer! Ihr hingegen seid ein Lich!" machte Talindra ihre Zofe mit der unbequemen Realität betraut.
,,Dort wo das Herz hinfällt, ist Geduld. Ich liebe ihn." versuchte Seria Mier ihre Gebieterin weiterhin von ihren Gefühlen zu überzeugen. Und dies schnell, denn der Hauptmann hatte ein mörderisches Glitzern in den Augen.
,,Mal angenommen, ich gestatte diese Beziehung, wie wollt ihr eurem Geliebten erklären, das ihr niemals eine Familie gründen könnt. Das ihr nicht der Lage seid, ein Kind zu gebären." wurde die Hohepriesterin immer bösartiger in ihren Argumenten, aber diese reichten schon aus, damit Seria einen seriösen Heulkrampf erlitt.
,,Wie könnt ihr nur so grausam sein. Erkennt ihr nicht, wie stark meine Liebe ist." ging Seria vor ihr in die Knie und neigte ihr Haupt.
Sie bettelte um das Leben ihres Geliebten, wie ein verhungernder Hund nach einem Knochen. Schlagartig erinnerte sich Talindra Oustyl über die Passage im Buch, welche etwas über die Gefühle aussagte. Sollte der Lich in ein emotionales Ungleichgewicht stürzen, so würden sich die Rückgewinnung seiner Kräfte erheblich verlängern. Nun musste die Hohepriesterin clever taktieren. Wenn ihre Zofe, der Lich, nicht über den Verlust dieser Bauernmade hinwegkam, war es unmöglich ihre Pläne durchzusetzen.
Also sagte sie.,, Na gut. Er darf am Leben bleiben, aber wird meinem Haus dienen, genau wie ihr. Ich werde ihn nicht bezahlen, aber ich werde ihn hier aufnehmen. Dann könnt ihr euren Geliebten täglich sehen." Seria strahlte plötzlich und obwohl sie nicht erheblich größer war als Talindra, hob sie diese in die Höhe und bedankte sich überschwänglich. Vielleicht wäre sie lieber weniger großzügig gewesen, denn sie bekam kaum noch Luft. Dann aber setzte wurde sie wieder von ihrer Zofe abgesetzt und kniete wieder vor ihr dankend.
Aruk Nazar hatte von diesem Gespräch nichts mitbekommen, dafür waren sie zu weit entfernt gewesen.
,,Tretet zur Seite Hauptmann." befahl Talindra Oustyl und wie so oft beugte er sich ihrem Willen.
,,Hört mir zu, Bauer." blickte sie den liegenden Jüngling an.,, Meine Zofe hat mich davon überzeugt euer kümmerliches Leben zu verschonen. Das kostet euch allerdings einiges. Ihr werdet ab sofort dem Haus Oustyl dienen. Ich werde euch nicht bezahlen, aber ihr dürft hier wohnen und eure "Geliebte" täglich sehen. Was haltet ihr davon?" unterbreitete sie ihm ein Angebot. Jetzt lag alles an ihm....
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Ka nind ul'nusst, zhah ol ichl lte!

Wenn sie anfangen zu schreien, ist es zu spät.

Geändert von Deva (11.12.2008 um 17:53 Uhr)
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