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Alt 27.09.2012, 16:50
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Darnamur Darnamur ist offline
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Drachentoeter
 
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Zitat von Nephthys Beitrag anzeigen
Hallo liebe Freunde der fantastischen Unterhaltung,

Hallo.

ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sich der ein oder andere die Zeit nehmen würde, sich die folgenden Zeilen durchzulesen und mir mit konstruktiver Kritik unter die Arme zu greifen.

Wie schon im Titel zu lesen ist: lohnt es sich diesen Text weiter zu verfolgen?
Und wenn ja, warum nicht?


Es grüßt euch eine neugierige

Nephthys




Sie hatte sich auf den ihr angebotenen Stuhl gehockt. Die Hände lagen, ineinander verkrampft, auf den zusammengepressten Knien. Ihre Kleidung zeigte deutliche Spuren von Schmutz, der offenbar in voller Absicht auf Rock und Wams verschmiert worden war. Ebenso beabsichtigt wirkten die Risse an Ärmeln und Rocksaum. Sie trug eine Kapuze, die tief in ihr Gesicht hing. Was sie sich wohl dabei gedacht hatte?

Auch wenn dein Schreibstil flüssig lesbar ist, muss ich sagen das du sprachlich noch mehr herausholen könntest. Insgesamt fällt bei genauerer Betrachtung auf, das all deine Sätze ähnlich konstruiert sind. Wenn ich mir den Text als Buch aus dem Regal ziehe, wird mir das weniger auffallen, weil ich nicht auf die Kritik fokussiert bin. Aber trotzdem wird der Leser es spüren. Ich selbst finde es spannender zu lesen, wenn die Sprache des Autors abwechslungsreicher ist. Gelungene Vergleiche, die Bilder in die Gedanken des Lesenden malen sind dabei oft ein gutes Mittel. Beispielsweise am Aussehen der Frau auf dem Stuhl könnte man so etwas gut anwenden. Versuche sprachlich abwechslungsreicher vorgehst, wird das mit Bestimmtheit auch das Interesse der Leser wecken und sie dazu auffordern mehr über deine Sätze nachzudenken.
Zu der Frage: Was sie sich wohl dabei gedacht hatte? Eigentlich empfinde ich die Frage als unnötig. Der Zweck der Kapuze ist es das Gesicht der Frau zu verbergen. Wenn du das so hin schreibst, wird sich der Leser fragen, was sich darunter verbirgt. Ist es entstellt, ist die Frau so in Trauer versunken oder verbirgt sie das Gesicht als Schande? Diese Fragen wird man sich stellen. Also auch die Frage, arum sie es tut. Sie dann aber auszuschreiben wirkt auf mich eher plump.

Im Übrigen möchte ich zu meiner Kritik noch sagen, das ich die Posts der anderen noch nicht gelesen habe. Sollte ich also etwas erwähnen, das du bereits vernommen hast, bitte ich dich darum es mir nicht anzulasten. Außerdem ist es alles was ich schreibe selbstverständlich nur meine eigene Meinung.


Ihre Augen ruckten unstet über die Einrichtung: ein schwerer Holztisch, gepolsterte Stühle – genau wie der auf dem sie jetzt hockte und versuchte möglichst unsichtbar, oder zumindest möglichst klein zu wirken – ein wuchtiger Schrank, zwei Regale, auf denen sich Bücher, Schriftrollen sowie mehr oder weniger nützlicher Tand stapelten, ein prachtvolles Gemälde an der sorgfältig getünchten Wand und selbstverständlich die mit einem Vorhängeschloss gesicherte Tür.

Zu lang. Dieser Bandwurmsatz muss nicht sein und wirkt eher abschreckend. Sinnvoller wäre es, das Konstrukt aufzuteilen. So wie ich mir den Satz ansehe, sollte das nicht weiter schwierig sein. Und auch zu viele Informationen. Ich an deiner Stelle würde den Aspekt, das die Frau am liebsten unsichtbar sein würde lieber weiter oben bei ihrer Beschreibung einbauen. Ich glaube hier fehlt ein Komma(bin leider kein Experte): genau wie der (Komma) auf dem sie gerade hockte.

Ihr Blick blieb lange an dem Schloss hängen, ehe er sich schließlich an dem Gemälde fest saugte.
Es zeigte das Portrait eines Mannes in den besten Jahren, wie man so schön sagt. Die Gesichtszüge waren scharf geschnitten, die Augen – unter dichten Brauen verborgen – schienen den Betrachter zu durchdringen.
„Schön“, sagte sie schließlich.

Auch wenn zwischen dem ersten "schön und dem Zweiten ein Satz liegt und sie unterschiedlichem Zweck dienen mögen, fällt die Wiederholung beim Lesen doch auf. Eine andere Wortwahl wäre mMn geeigneter."

Das sagten die meisten. Jedenfalls so oder so ähnlich. Und sie alle logen. Es war nicht 'schön'. Es war 'beängstigend imposant'. Und das sollte es sein.
„Mhm ...“, brummte ich und ließ offen, ob ich mich durch ihr versuchtes Kompliment geschmeichelt fühlte.
Sie sah zu mir herüber. Kurz.
Dann senkte sie den Kopf.

Eine sehr gut gelungene Passage. Bislang wusste man nicht, ob neben der Frau noch eine Person im Raum ist. Ich hätte sie sogar für den PoV deiner Geschichte gehalten. Dieser Überraschungsmoment wirkt sich sehr positiv aus. Auch das Mysterium, um das Bild hast du gut hinbekommen und auch das du für den Moment offen lässt, ob es der Protagonist selbst ist, ein von ihm gezeichnetes Porträt, das Porträt von einem Feind, oder irgendein Porträt das bei ihm im Keller hängt. Da ihm die Bemerkung der Frau schmeichelt ist wohl ersteres wahrscheinlich. Aber das du es nicht explizit erwähnst, halte ich für eine gute Idee

„Es fällt mir schwer …“, begann sie.
Ich setzte mich schweigend an den Tisch, legte die Hände auf die Platte und wartete.
So wie sie jetzt ihren Kopf hielt, konnte ich gerade noch ihr Gesicht unterhalb ihrer Nasenspitze erkennen. Die Lippen waren aufeinander gepresst, das Kinn von Furchen durchzogen. Sie rang mit sich. Wie die meisten. Und wie jedes Mal fragte ich mich, ob sie ihre Entscheidung nicht schon längst getroffen hatte. Nein, das stimmte nicht. Ich
wusste, dass die Entscheidung schon längst getroffen war – nur ihr selbst schien es noch nicht bewusst zu sein. Sie schien nach wie vor zu glauben, dass sie noch die Wahl hatte.
„Man erzählt sich …“, wieder brach sie ab.
Irgendwo im Haus rumpelte es.
Sie schrack hoch. Ihre Augen waren geweitet, hefteten sich erneut an die verschlossene Tür.
„Schon gut. Ich habe eine Katze“, erklärte ich. Unterließ es aber näher darauf einzugehen.
„Oh“, hauchte sie. Sie schien sich zu entspannen. Das überraschte mich nicht sonderlich: ein Haustier hatte etwas normales.

Er aber scheint nicht normal zu sein, wie? Was hat es mit der Frau auf sich? Was hat er mit ihr vor? Ein Prolog kann ein gutes Mittel sein Fragen aufzuwerfen. Das hast du genutzt. Und ich bin jetzt auch interessiert, wie es weitergeht. Soviel zu deiner Frage am Anfang. Um das Buch zu kaufen, würde es vermutlich noch nicht reichen, aber ich würde auf jeden Fall weiterlesen.


Anfangs hatte es mich stets verärgert, dass man mir „Normalität“ absprach. Mein Haus lag weder in einem düsteren Wald noch in einer verachteten Gegend. Meine Erscheinung deckte zudem sich mit der Einrichtung dieses Raumes: freundlich, gepflegt, wohlhabend. Alles in allem sehr einladend.

"deckte sich zudem" wäre wohl sinnvoller.

Ich vermied es penibel den Erwartungen, die sich an meinen Berufsstand hefteten wie lästige Egel, öffentlich zu entsprechen. Aus bitterer Erfahrung heraus verriet nichts an mir, oder in diesem Zimmer, etwas über meine Leidenschaft.
Schön. Abgesehen von meinem Portrait. Aber hat nicht jeder eine Schwäche? Meine größte war es nun einmal, meine liebste Errungenschaft zu präsentieren, die ich dereinst aus Dankbarkeit geschenkt bekommen hatte. Und wieso auch nicht? Gemälde sind zum Betrachten da. Es wäre einem Frevel gleichgekommen, hätte ich es zu den anderen …
Und gehört es nicht dazu, sich auf einem Gemälde etwas … vorteilhafter abbilden zu lassen, als man es in Wahrheit ist? Zumal … von diesem Künstler! Wie oft ich es bedauerte, dass die Unterschrift am rechten Bildrand niemandem mehr etwas zu sagen schien.
Ihr Räuspern holte mich zurück.
„Mein … mein Bruder ist … er hat …“, stammelte sie.
Langsam ging meine Geduld zur Neige. Ich zwang mich zu einem aufmunternden Lächeln.
„Ja?“, fragte ich höflich.
Recht viel mehr gibt es bis jetzt auch nicht mehr zu sagen. Alles in allem sehr interessant. Und der Charakter der Hauptfigur ist gut gezeichnet und auch erfrischend anders. Ich glaube zu wissen, wer der Künstler ist.
Ich kann mich natürlich auch irren, aber das hätte zumindest zum bisherigen Verhaltensmuster des HP gepasst.

To be continued...

Soviel zu dem "Brocken" . Ich werde das Ganze wohl doch nicht auf einmal abarbeiten. Aber es wird fortgesetzt, keine Sorge. Steht ja auch da. Da, oben! Über diesem Absatz! Genau!

LG,
Darnamur

Edit:

Ich habe mir jetzt auch den zweiten Absatz durchgelesen. Insgesamt eine sehr interessante Entwicklung, aber ich habe nichts gefunden, das ich unbedingt hätte ansprechen müssen. Deshalb verzichte ich hier auf eine derartige Bearbeitung wie beim ersten Teil.
In dem verschlossenem Raum liegt wohl das Ritualzimmer des Mannes. Insgesamt sind die meisten Rätsel, um die Beziehung der Personen und um die jetzige Situation geklärt worden. Ein paar Fragen bleiben allerdings offen. Warum fesselt der Mann seine Kundin? Und was hat es mit ihr auf sich- ihr Gesicht scheint vernarbt zu sein und sie verbirgt es. Auch diese Frau hat ihre Geheimnisse. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!


Edit 2(Absatz 3):

Ok, die Vermutung über die Funktion des Zimmers war richtig, über die oben genannten Mysterien erfahren wir dagegen nichts neues. Der Mann ist ein Nekromant, was man aber hätte schon vermuten können, nach den ersten Textabschnitten. (Und deiner Aktivität im zugehörigen Forenthread ;) )
Was du meinesjaachtens ein bisschen vernachlässigst ist der Charakter des HP, der dir in den vorangegangenen Absätzen so gut gelungen ist. So hättest du sicher etwas mehr Humor miteinbringen können. Auch seine Gefühle, während der Beschwörung wären dazu ein guter Anlass gewesen. Das hat mir ein wenig gefehlt, weil einfach nur der Prozess geschildert wurde.
Punkt 2: Quo vadis? Dabei stellt sich natürlich zuerst die Frage, ob dieser Zext teil einer länger Geschichte werden soll, oder einer Kurzgeschichte. Wenn ersteres der Fall sein sollte, wäre es mMn sinnvoll schon jetzt Informationen einzustreuen, was den Leser erwartet. Den es ist fraglich, ob allein die
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- Einmal Knochenmesser, immer Knochenmesser -

Geändert von Darnamur (29.09.2012 um 10:20 Uhr)
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