Einzelnen Beitrag anzeigen
  #77  
Alt 21.01.2011, 19:30
Benutzerbild von Dark Umbra
Dark Umbra Dark Umbra ist offline
Drachenherz
Erforscher der Welten
 
Registriert seit: 05.2010
Ort: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 2.289
Die Situation war schon mehr als merkwürdig und Alor war schon fast dankbar, als er Fay auf sich zukommen sah. Ihr schien es aber nicht besonders gut zu gehen.
Ist sie verletzt? Noch bevor er Fay danach fragen konnte, war sie schon wieder losgelaufen und hinter der nächsten Ecke verschwunden.
„Sie hat Recht. Die Zeit drängt. Los steh auf, Mann, Saufen kannst du später“, sagte er zum Magier, der immer noch im Matsch lag. „Du wirst einen klaren Kopf bewahren müssen, wenn du überleben willst. Und du“, adressierte er das Mädchen „lauf ihr hinterher und sorge dafür, dass sie bei den anderen heile ankommt... Dass heute jemand Anderes als diese Mistviecher im Jenseits landen, muss ja nicht sein.“
Ohne darauf zu warten, dass der Magier aufstand, lief er in die Richtung los, in den er den Nekromanten spürte – hoffentlich war dieser das jetzt auch wirklich. Der Kerl durfte nicht mehr genug Zeit haben, seine Armee wieder aufzustocken.
„Bekanntmachen können wir uns auch später!“, rief er noch über die Schulter hinweg und zog erneut seine Klinge.

Lim aß schweigend die Hälfte des Essens auf, dann stand er auf und schob mit den Füßen ein bisschen Stroh auf einen Haufen, um wenigstens eine etwas weichere Unterlage als den Steinboden zu haben.
„Hey“, sagte er zu Remnas, der sich an der Wand direkt neben dem Gitter zusammengekauert hatte, „du brauchst dich vor diesem Möchtegern nicht zu fürchten... Es zeugt ja nicht gerade von großem Mut, sich über Gefangene lustig zu machen. Du wirst schon sehen: Wir werden die letzten sein, die er je lachen hört – und zwar über sein jämmerliches Ableben, das wir ihm bescheren werden.“
Im gleichen Moment, in dem Lim das ausgesprochen hatte, fragte er sich, ob er sich nicht selbst damit beruhigen wollte. Vielleicht sah Remnas die Sache einfach nur realistisch... Nun gut, er hatte nichts gesagt, aber sein Gesichtsausdruck und sein Schweigen sprachen Bände über seine Verfassung. Aber warum hatte der Magier so dermaßen Angst?
Er war kein Soldat. Er lebte nicht jeden Tag mit dem Risiko, zu sterben. Er hielt es nicht für eine Ehre, für das, was man liebte, zu kämpfen. Er liebte nicht, wenn das Blut des Feindes in alle Richtungen spritzte. Er war einfach nicht abgehärtet. War er einfach nur ein Weichei?
Oder wusste Remnas etwas, was Lim nicht wusste?
Wieder einmal fiel dem Hauptmann auf, dass auch er selbst durch diese Sache sehr ins Schwanken geriet... So sehr, dass er sich selbst nicht mehr wiedererkannte.
Lim schloss die Augen. Die Sonne war zwar noch nicht annähernd untergegangen, aber er war einfach zu müde. Dennoch, dass wusste er jetzt schon, würde er keinen Schlaf finden.
Es würde eine ruhelose, von finsteren Gedanken geplagte Nacht werden.
__________________
Du schreibst gern? Schau doch mal im Federwelten-Forum vorbei!