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Alt 24.01.2017, 12:02
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Ritter der Tafelrunde
 
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Das gilt aber nur für den mitteleuropäischen Adel des Mittelalters (im weitesten Sinne).

In anderen Kulturen auf anderen Kontinenten gab es ganz andere Konstrukte, zum Beispiel im alten China, in Indien, in den frühen afrikanischen Königreichen, in ozeanischen Inselreichen, in Nord- und Südamerika - vor allem vor dem Kontakt mit christlich-europäischen, bzw. moslemischen Eroberern. Es gab (und gibt z.T. heute noch) erbliche Titel, verliehene(, die u.U. auch erblich werden konnten) und solche, die durch "Gottesurteile" zuerkannt wurden. Ein Beispiel: Die Bezeichnung Messias kommt vom hebräischen "Meschiha" und bedeutet "Gesalbter". Gesalbt wurden in der alten hebräischen Kultur Hohepriester und Könige. Da Jesus von Vaters Seite von König David abstammte, und von Mutters Seite her von Moses´ Bruder Aaron (was Voraussetzung war, um Hohepriester werden zu können), hätte er tatsächlich als beides, sozusagen als Priesterkönig gesalbt werden können. Der "König der Juden" hätte seinen Titel also zu Recht beanspruchen können, wenn die Bibel Recht hat und er es gewollt hätte. Wollte Jesus aber angeblich nicht, weil sein "Reich nicht von dieser Welt" war. Trotzdem haben die Römer ihn vorsichtshalber gekreuzigt, die übliche Todesstrafe für politische (nicht religiöse) Aufrührer. Sie hatten nämlich seit Jahrzehnten in Judäa mit einem erbitterten Bürgerkrieg zu tun, gegen den von ihnen als König eingesetzten Ausländer Herodes und dessen Nachkommen (und gegen die von ihnen eingesetzten Hohepriester), den sie durch das Auftauchen eines rechtmäßigen Thronanwärters nicht weiter eskalieren lassen wollten. So kann ein Adelstitel also auch funktionieren, bzw. nicht funktionieren.

Wenn du Genaueres wissen willst, musst Du gezielt bei der entsprechenden Religion bzw. Kultur, bzw. historischen Epoche nachforschen.

Im mittelalterlichen Europa konnte übrigens ein Herzog einen König bei der Kaiserwahl übertrumpfen, wenn er genug Unterstützung fand. Der Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches" wurde nämlich aus einer Gruppe infrage kommender Herrscher von seinesgleichen gewählt ("gekürt", daher der Titel des Kurfürsten)und vom Papst durch die "Salbung" nur bestätigt. Eine strenge, durch das Geschlecht und die Reihenfolge der Geburt vorgegebene Erbfolge wie in Game of Thrones gab es dabei nicht.
Und wie war das mit Titeln wie dem des Dalai Lama, des chinesischen Kaisers, des Inka und anderen? Eine spannende Materie, wenn man mal drüber nachdenkt.

Wenn Du eine fantastische Welt erschaffst, steht es Dir frei, sie so zu erschaffen, wie sie Dir gefällt, bzw. dort Anleihen zu machen, wo es Dir brauchbar erscheint.

Geändert von Hobbyschreiberin (24.01.2017 um 13:19 Uhr)
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