Einzelnen Beitrag anzeigen
  #20  
Alt 10.12.2008, 09:27
Benutzerbild von Deva
Deva Deva ist offline
Adeliger der Drow
Hueter der Heilenden Quellen
 
Registriert seit: 05.2006
Ort: Khandahur
Beiträge: 574
Talindra Oustyl und ihr ständiger Begleiter Dreth hatten so eben die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Seria Mier besaß nun einen eigenen Stammbaum und eine Familie, in einem kleinen, unscheinbaren Nachbardorf, wurde überzeugt, Seria Mier, als ihr Kind auszugeben. Glücklicherweise gab es den Namen Mier bei den Drow wie Sand am Meer und arme Bauern waren sehr glücklich darüber eine kleine Zuwendung, finanzieller Natur, zu bekommen. Alle Vorbereitungen waren abgeschlossen, nun mussten sie nur noch die Spinnenkönigin in ihrer Zitadelle aufsuchen. Dieses Gebäude war gewaltig. Jede ihr bekannte Festung wirkte gegen dieses Bauwerk kümmerlich. In der Zitadelle hauste die Spinnenkönigin und ihre Handlager. Es heißt, keine sterbliche Armee dieser Welt könnte jemals den Thronsaal der Spinnenkönigin erreichen.
In diesen Mauern hauste schlimmeres, als nur der Tod. Das Volk berichtet sich Schauergeschichten über eine Legion blutrüstiger Dämonen, die nur allzu bereit wären, für ihre Gebieterin zu sterben.
Alles nur dumme Geschichten, damit sicherte sich dieses alte Fossil schon seit ewigen Zeiten ihre Macht, knirschte Talindra Oustyl ihre Zähne aufeinander. Am Liebsten würde sie diesem Miststück einen Dolch in ihr Herz rammen und diesen in ihrem Fleisch umdrehen, nur um sie schreien zu hören, aber dieses Vergnügen blieb ihr verwehrt, zumindest noch.
Irgendwann würde es soweit sein und dieser Tag konnte nicht früh genug kommen. Während die Hohepriesterin immer weiter in ihre Gewaltfantasien versank, bahnte Dreth ihr einen Weg durch die breite Masse, der überfüllten Straße. Viele wollten zur Zitadelle. Meist um ihre Herrin anzubeten. Diese erbärmlichen Speichellecker, wurde Talindra Oustyl wütend.
,,Aus dem Weg. Gewöhnliches Pack!" schubste und schlug Dreth die dummen Bauern und Pilger zur Seite. Es war keine eigentliche Bewunderung, vielmehr hielten diese Narren die Spinnenkönigin für die lebende Inkarnation von Orbb'Valsharess. Alleine diese Anmaßung war schon zu viel für die Hohepriesterin. Sie musste sich beruhigen, sonst würde diese Audienz in einem Massaker enden, wobei das bei Licht besehen, sich gar nicht so schlecht anhörte.
Die Mutter Oberin in ihrem eigenen Blut liegend sehen, ja, das wäre schön.
Endlich erreichten sie die Zitadelle. Der Eingang zu den Bollwerk führte durch einen weiten Torbogen, auf denen eine Vielzahl von gepanzerten Bogenschützen standen. Skeptisch verfolgten sie die Hohepriesterin und ihrem Leibwächter.
Obwohl Talindra Oustyl den Weg zu der Spinnenkönigin kannte, war sie doch immer wieder erstaunt, auf wie viele Wachen sie traf.
Still zählte sie diese mit, allerdings brach sie bei Zweihundert ab. Es war sinnlos. Endlich betraten sie die Zitadelle, welche förmlich überfüllt war von punktvollen Gegenständen.
Der Boden bestand aus feinstem Marmor, ebenso wie die Säulen, die alle 10 Meter folgten. Ein roter Teppich, mit goldenem Saum führte wie eine gerade Linie zum Thronsaal. An den Wänden hingen Gemälde, allesamt ein Vermögen wert, selbst der Rahmen war mehr wert, als ein normaler Drow jemals erwirtschaften konnte. Jedes Bild zeigte die Spinnenkönigin. Die Mutter Oberin glorifizierte sie selbst gerne und das bemerkte man bei jedem weiteren Schritt. Als die Hohepriesterin und der Hauptmann nach einem langen Fußmarsch endlich den Thronsaal erreichten, wurden sie zuerst von der Hexengarde der Spinnenkönigin gestoppt. Diese gepanzerten Frauen waren äußerst gefährlich. Sie waren nicht nur in der Kampfkunst gedrillt worden, sondern auch allesamt in der Kunst der Magie unterwiesen. Zwar verdeckten die spitzen Helme und die reichlich verzierte Plattenrüstung ihre Gesichter und Körper, aber jede von ihnen war bereit für die Spinnenkönigin zu sterben. Ihr Fanatismus war erschreckend, ähnlich dem der Menschen mit ihren schwachen Gottheiten.
Dreth war skeptisch und vorsichtig zugleich. Den Griff seines Schwertes mit einer Hand umschlossen, bereit seine Herrin zu verteidigen. Er mochte zwar ein ausgezeichneter Schwertkämpfer sein, allerdings würde er gegen die Hexengarde nur wenig ausrichten können.
,,Verneigt euer Haupt vor der Göttin und preiset ihre Größe, andernfalls wird man nicht einmal mehr eure Asche finden." drohte ihnen eine der Frauen und wies deutlich auf ihre bläulich schimmernde Klinge in der Schwertscheide hin.
Erst dann öffneten sie die massiven, schwarzen Türen, um ihnen den Einlass zu gewähren und bot den Blick auf eine gewaltige Halle. Diese Halle war dunkel und schaurig. Sie wirkte wie ein Verlies, nicht wie ein Thronsaal.
Auf einen großen Thron, der aussah wie eine riesige, tote Spinne, erwartete sie bereits die Mutter Oberin.
600 Jahre und mehr regierte sie schon diese Stadt, aber sie hatte noch nichts von ihrer einstigen Schönheit verloren. Sie wirkte zeitlos.
Die Mutter Oberin trug ein Gewand aus schwarzem Leder, nur ihre weißen, langen Haare verrieten ihre Anwesenheit.
,,Ah, Talindra Oustyl. Endlich tretet ihr vor mir und ich bin erleichtert euch zu sehen." hallte eine kratzende Stimme in der Unendlichkeit der Halle wider.
Die Hohepriesterin und der Hauptmann gingen nah bis an den Thron, bevor sie anschließend in die Knie gingen und ihr Haupt vor der Spinnenkönigin neigten.
,,Ich danke euch, Mutter Oberin." kämpfte Talindra mit sich diese Worte zu sagen. Dreth blieb still. Schließlich war er nur ein Begleiter.
,,Es ist wirklich schrecklich, was passiert ist. Hätte ich davon Kenntnis gehabt, hätte ich früher interveniert, um dieses widerliche Verhalten sofort im Keim zu ersticken." bekundete die Spinnenkönigin ihr Beileid, auch wenn es geheuchelt war.
Innerlich tobte Talindra Oustyl. Man könnte es mit den Feuern der Hölle vergleichen. Allerdings blieb sie ruhig und verzog keine Miene.
,,Allerdings." erhob sich die Mutter Oberin von ihren Thron und stieg langsam, geschmeidig und verführerisch die Treppen ihres hohen Spinnenthrons hinab.,,Frage ich mich, wie ihr den schrecklichen Inferno entkommen konnte, welches unsere geliebte Stadt so sehr in Aufruhr versetzte." erreichte sie die immer noch kniende Hohepriesterin und berührte ihren Kopf, ähnlich als würden man einen Hund streicheln.
Talindra Oustyl sah auf und setzte ihr freundliches Lächeln auf.
,,Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in unserer Sommerresidenz am anderen Ende der Stadt. Ich studierte die Geschichte unserer geliebten Göttin Orbb'Valsharess. Erst durch das Feuer erfuhr ich von diesem feigen Anschlag gegen mein Haus." Die Spinnenkönigin lächelte freundlich auf sie herab, ähnlich einer liebenden Mutter. Sie hatte den Köder geschluckt und glaubte der Hohepriesterin.
,,Wart ihr ganz alleine?" schlenderte sie um die beiden herum und legte ihre zarte, makellose Hand auf den Schulterpanzer des Hauptmannes.
,,Nein, meine Zofe Seria Mier hat mich bei meinen Studien unterstützt. Ich bin froh, dass wenigstens die Besten meines Gefolges noch am Leben sind und mir folgen." spielte Talindra Oustyl ihre Scharade vom verletzten Mädchen weiter.
Für nur einen einzigen Augenblick, nicht mehr als einen Wimpernschlag, schien die Spinnenkönigin überrascht, aber sie fing sich schnell wieder.
,,Das freut mich, um euretwillen selbstredend. Allerdings ist das nicht der Grund, warum ich nach euch sandte." holte die Mutter Oberin aus und setzte ihren geschmeidigen Gang um die beiden Knienden fort.
,,Ich plane demnächst eine kleine Festlichkeit. Es betrifft die zwanzig mächtigsten Häuser in unserer prachtvollen Stadt. Und da ihr dazu gehört, wollte ich euch persönlich zu diesem Fest einladen. Nachdem ihr alles verloren habt, möchte ich euch schnell in einem der zahlreichen Häuser unterbringen, damit eure Zukunft gesichert ist, mein Kind. Es täte mir im Herzen weh, wenn ich euch in der Gosse oder gar als Sklavin sehen müsste. Euer Haus hat mir immer treu gedient, auch wenn euer Vater nicht die selben Ansichten wie ich teilte. Aber ihr seid nicht er. Meine Boten werden euch noch offizielle Einladungen überbringen. Und nun entfernt euch." schlenderte die Spinnenkönigin in verführerischem Gang wieder die Treppen zu ihrem Thron hinauf.
,,Ich danke euch, Mutter Oberin." erhoben sich Talindra Oustyl und der Hauptmann fast synchron und verließen den Thronsaal.
Die Spinnenkönigin wollte Talindra Oustyl loswerden, daran hat sie keinen Zweifel gelassen. Ihr scheinbares Angebot würde ihr zum Verhängnis werden. Sie würde sich keinem Haus unterwerfen, aber sie würde dafür sorgen, dass sich ein niederen Haus ihr unterwirft. Dieses Fossil war durchtrieben bis ins letzte Mark, aber bald schon wird sie ihre verdiente Strafe bekommen, spekulierte die Hohepriesterin.
Nun galt es alle Vorbereitung für dieses Fest zu treffen und auf die Einladung zu warten. Sie verließen die Zitadelle und machte sie auf den Weg zu ihrer Sommerresidenz....
Mit Zitat antworten