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Alt 23.01.2009, 19:42
Benutzerbild von Lazarus
Lazarus Lazarus ist offline
Advocatus Diaboli
Drachentoeter
 
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Mühsam öffnete er seine Augen, nur um sie einen Augenblick später, wegen der ungewohnten Helligkeit, die ihm körperliche Schmerzen bereitete wieder zuzukneifen.

Bei Orbb'Valsharess ihr seid ja wach. Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, es ist ein absolutes Wunder. Ihr habt sicher Schmerzen, wartet einen Moment, ich werde das Licht etwas dämmen, meinte eine sanfte Stimme vor ihm und wahrlich, kurz darauf vernahm er ein leises Klirren von Glas, so als würde eine Laterne verschoben. So, jetzt müsste es eigentlich gehen.

Langsam um ein erneutes aufflackern der Qualen zu vermeiden, wiederholte er seinen Versuch von vorhin und tatsächlich gelang es ihm diesmal besser, auch wenn seine Sicht noch etwas verschwommen war. Als er die Tränen, welche sich in seinen Augenwinkeln angesammelt hatten weggeblinzelt hatte, sah er endlich die Sprecherin vor sich. Die Dunkelelfe war etwa in seinem Alter und trug eine Schwarze Robe ohne irgendwelchen Verzierungen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob die Frau hier war um seine Schmerzen zu lindern, oder ob sie seine Seele zu Orbb'Valsharess schicken wollte.

Wo?, krächzte er mit schwacher Stimme.

Ihr seid in meinem Haus. Nach dem Kampf in der Akademie wollte man Euren Körper wie den der anderen Toten bereits verbrennen, doch dann habt ihr ein leises Stöhnen von Euch gegeben woraufhin man Euch umgehend zu mir transportierte.

Wie…wie lan…. Der kurz darauf einsetzende blutige Husten unterbrach seine Frage, doch sein Gegenüber hatte ihn anscheinend auch so verstanden.

Morgen sind es bereits zweieinhalb Wochen in denen ihr entweder geschlafen, vor Schmerzen geschrien oder vor Euch hingemurmelt habt. Doch nun habt ihr Euch genug angestrengt. Trinkt das, wir werden uns morgen wieder unterhalten.

Nachdem sie ihm einen bitter schmeckenden grünlichen Trank eingeflößt hatte, versank er in einen traumlosen Schlaf, aus welchem er am nächsten Morgen nur widerwillig erwachte. Anscheinend war niemand im Zimmer, weswegen er es riskierte seine Bettdecke etwas zu heben um seinen Körper zu betrachten. Was er sah, erschreckte ihn zutiefst. Sein kompletter Oberkörper und der Linke Arm war komplett bandagiert. Die Verbände waren an mehreren Stellen durchgeblutet und stellenweise sickerte Sekret aus den tiefen Krallenspuren hervor. Wieso war er noch am Leben, jeder andere wäre bereits an den Wunden gestorben, von der Infektion ganz zu schweigen und warum hatten sich seine Wunden nicht geschlossen, obwohl sie fachkundig vernäht waren? Was war nur geschehen, er erinnerte sich noch, wie ihn die Dämonin in die Bücherregale geschleudert hatte. Mit letzter Kraft war er dann noch zwei Meter weitergekrochen, bevor er zusammengebrochen war. Danach kam die Schwärze, aber irgendetwas lauerte in ihr, etwas Grässliches. Als er versuchte sich zu erinnern, brachen seine Wunden auf und eine Woge blanker Agonie fegte über seinen gebrochenen Körper hinweg. Er schrie, wie er noch nie zuvor in seinem Leben geschrien hatte. Kurz darauf hörte er von unten hastige Schritte die sich ihm näherten.

Was ist geschehen? Bei der Spinnengöttin Eure Wunden sind aufgebrochen, lasst mich die Verbände wechseln.

Mit zusammengebissenen Zähnen drückte er seinen Rücken gegen das Bett, als die Drow seine Verbände behutsam mit einem Messer aufschnitt. Blut und weiteres Sekret sickerten jetzt ungehindert auf die Bettlacken und besudelten sie. Kurz darauf breitete sich ein unangenehmer Geruch, eine Mischung aus faulendem Fleisch und Schwefeldämpfen, im Zimmer aus.

Was die Drow nun erblickte entlockte ihr einen spitzen Schrei. Eure Verletzungen, seht Euch nur Eure Verletzungen an.

Er tat wie ihm befohlen wurde und was er sah, drehte ihm fast den Magen um. Das Fleisch um die Kratzspuren hatte sich grün verfärbt und schien zu pulsieren, so als hätte es so etwas wie einen eigenen Herzschlag. Bevor er sich noch über diesen Anblick wundern konnte, stelle er fest, dass er keine Kontrolle mehr über seinen Körper hatte. Mit schreckensgeweiteten Augen musste er mit ansehen wie seine linke Hand mit unmenschlicher Geschwindigkeit nach dem Messer griff, welches die Dunkelelfe noch immer in ihrer Hand hielt. Ohne zu zögern rammte er es ihr in die rechte Handfläche. Wimmernd sank sie daraufhin zu Boden. Als er ihr Blut auf dem Boden erblickte wollte er sich entsetzt abwenden, doch es ging nicht, irgendetwas ihn ihm schien zu frohlocken. Dann trat Grüner Nebel aus seinem geöffneten Brustkorb hervor, zuerst nur wenig, doch dann wurde es immer mehr, schließlich brachen seine Rippen unter dem Druck auseinander und er hauchte sein Leben mit einem letzen Seufzer aus. Für die Dunkelelfe begann ihr Martyrium erst. Der Nebel bewegte sich zielstrebig auf sie zu, doch sie war noch immer zu geschockt von ihrer Verletzung um es zu bemerken. Endlich hatte er die blutende Hand erreicht und blitzschnell wie eine Schlangenzahn drang er durch die verletzte Haut in die Blutbahn vor. Binnen weniger Augenblicke hatte er das Herz, die Lunge und schließlich das Gehirn erreicht. Erst jetzt wurde der Dunkelelfe klar, mit was sie es zu tun hatte, doch es war zu spät. Sie öffnete ihren Mund um zu schreien, doch kein einziger Laut drang hervor. Sie wollte nach dem Messer greifen, welches nur einen halben Schritt vor ihr lag und sich das Leben nehmen. Tatsächlich schaffte sie es ihre Hand nach dem Messer auszustrecken, zwei Zentimeter über dem Griff stoppte die Bewegung jedoch abrupt. Einem aufmerksamem Beobachter wäre aufgefallen, dass ich die ehemals roten Augen der Dunkelelfe in diesem Moment vollkommen schwarz verfärbt hatten. Doch eine halbe Minute später erstrahlten sie wieder in ihrer ursprünglichen Farbe. Die Hand über dem Messer wurde zurückgezogen. Die Bewegungen mit der sich die Elfe nun vom Boden erhob waren stockend und ungelenk, fast marionettenhaft, doch nach weiteren zwei Minuten waren sie vollkommen natürlich. Sie ließ ihren Kopf kreisen woraufhin ein leises Knacken der Nackenwirbel erfolgte. Danach betrachte sie ihre rechte Handfläche, die bereits wieder verheilt war, nur ein kleiner schwarzer Fleck der an der Stelle lag wo der Nebel eingedrungen war, wollte partout nicht verschwinden.

Endlich ein neuer Körper, meinte Aznar mit der Stimme der Dunkelelfe.
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Endlich jemand der aussieht als ob er helfen könnte. Die ganzen Idioten und Blödmänner hier waren bisher irgendwie keine große Hilfe.
Ich fürchte Ihr habt uns verwechselt. Ich bin Dummkopf, dies ist mein Freund Trottel und hinter mir steht Hirnlos und Stümper. Wie geht es Euch?
(Baldurs Gate)

Ich bin kein Misanthrop, ich hasse einfach nur Menschen (Jochen Malmsheimer)
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